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Handbuch für Detektive - Roman

Handbuch für Detektive - Roman

Titel: Handbuch für Detektive - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Männer sahen dabei zu, wie sie ihre Sachen zusammensuchte: ihre schwarze Brotzeitdose, eine Zeitung, ein Kissen. Sie drängte sich an Lamech vorbei und ging aus dem Zimmer, wobei sie die Tür hinter sich zuknallte. Die Tauben flatterten und gurrten.
    «Das macht sie jeden Tag», versicherte der Putzmann Lamech. «Sie kann sich nur auf diese Art verabschieden. Ichhabe allerdings durchaus Pläne mit ihr. Warte nur darauf, dass der entsprechende Auftrag kommt. Und jetzt setzen Sie sich doch, nehmen Sie Platz.»
    Lamech zuckte mit den Achseln und setzte sich, wobei sich sein Mantel öffnete. Sein Gesicht war von dem Kampf mit dem Hut immer noch gerötet. Wahrscheinlich hätte er sich ein neues erträumen können, doch vielleicht ertrug er das nicht.
    Arthur fuhr sich mit der Zunge über die Zähne und schaute zur Decke. «Diese Aktennotizen von mir», sagte er.
    Lamech winkte ab. «Wissen Sie, Arthur, es wird allmählich schwer, bei all den Regeln auf dem Laufenden zu bleiben. Allmählich ist das so wie mit den Verordnungen, die weitere Verordnungen nach sich ziehen.»
    Der Putzmann setzte sich auf und warf seine Brille auf den Schreibtisch. Er starrte Lamech an, sein Gesicht wurde rot. «Das sind aber die absoluten Grundlagen. Bleiben Sie Ihrer Ausgabe des
Handbuchs
auf der Spur. Sie wissen schon.»
    Lamech ließ den Kopf hängen.
    «Wer hat es an sich genommen?»
    »Ich weiß es nicht.»
    «Das Ganze ermüdet mich», sagte Arthur. «Stellen Sie sich das bloß mal vor: im Schlaf müde zu werden!»
    Einen Moment lang sagte Lamech nichts. Dann fragte er: «Wie lange sind Sie schon dabei, drei Tage?»
    «Drei, vielleicht vier», sagte Arthur und musste ein Lachen unterdrücken. «Man sieht’s, stimmt’s? Ich versuche an Cleo dranzubleiben, das ist alles.»
    Unwin erinnerte sich daran, was Miss Greenwood ihm draußen auf dem Lastkahn über die Augen an ihrem Hinterkopf gesagt hatte. Nicht einfach nur die Augen einesWächters, sondern die Augen eben dieses Mannes. Wer war eigentlich der Putzmann der Agentur, dass er Traumüberwachung praktizieren konnte?
    «Die längste Zeit, die ich je geschafft habe, waren sechs Stunden», gab Lamech zu. «Und das war reiner Zufall. War auch ziemlich seltsam. Mein Subjekt träumte, es würde aufwachen, und ich dachte, sie sei wirklich wach. Hab eine Weile meinen täglichen Kram gemacht, aber dann stellte sich heraus, dass ich immer noch in ihrem Kopf war.»
    «Ha», sagte Arthur.
    «Aber hören Sie zu, die Greenwood ist wieder in der Stadt, stimmt’s? Vielleicht ist sie diejenige, die sich mein Buch geschnappt hat. Ich werde mich selbst auf ihre Fährte begeben. Ich werde …»
    Arthur unterbrach ihn, indem er ein Manuskriptbündel auf die Tischplatte knallte. Er klopfte die Seiten gerade, und seine dicken Finger bewegten sich mit der Flinkheit eines Akkordeonspielers. «Sie geben wohl nie auf, Ed? Ich dachte, Sie seien im Ruhestand, seit – na, seit sieben Jahren, richtig? Es ist ein gefährlicher Job. Das brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Sie haben eine Frau, Kinder.»
    «Und ein Enkelkind», fügte Lamech hinzu. «Ein kleines Mädchen, vier Jahre alt. Möchte wie ihr Opa sein, wenn sie mal groß ist.»
    Arthur schnalzte mit der Zunge, um sein Wohlwollen zu zeigen. Er legte die Hände auf das Rechteck auf seinem Schreibtisch, das er freigeräumt hatte. «Aber irgendwann läuft garantiert was schief.»
    «Irgendwann», pflichtete ihm Lamech bei.
    Genau in diesem Moment kam eine Taube durch das Fenster geflattert, und Lamech duckte sich, als sie auf dem Schreibtisch landete und dabei Federn und Papiere aufwirbelte.Mit einer Hand beruhigte Arthur den Vogel und mit der anderen packte er ihn am Fuß. Dort war ein winziges Röhrchen befestigt; Arthur öffnete es und zog ein zusammengerolltes Stück Papier heraus.
    Brieftauben, dachte Unwin. Das erträumte Gegenstück zu den Boten der Agentur.
    Kaum war sie von ihrer Last befreit, flatterte die Taube davon und suchte sich ihr Nest in einem der Karteikästen.
    «Ist von Ihrer Freundin am anderen Ende des Flurs, Alice Cassidy», sagte Arthur und las die Nachricht. «Ihr Agent hat in letzter Zeit viel zu tun.»
    Lamech beugte sich zu ihm vor. «Sam Pith? Was führt er im Schilde?»
    «Wurde dabei gesehen, wie er aus Bakers altem Haus stapfte. Möglicherweise ist das ja neuerdings Hoffmanns Unterschlupf. Wir müssen endlich mal diesem ganzen Gerede auf den Grund gehen.» Er legte den Zettel hin, der sich prompt wieder aufrollte. «Wie ist denn

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