Handyman Jack 02 - Der Spezialist
verkümmern. Nun war er völlig zerstört. Vor zwei Jahren hatte er sie dann in dieses Pflegeheim einweisen lassen müssen, und es blutete ihn regelrecht aus.
Er hatte gehört, daß die Alzheimersche Krankheit erblich war und in bestimmten Familien gehäuft auftrat, und das machte ihm furchtbare Angst. Jedesmal, wenn er etwas vergaß, woran er sich eigentlich ohne Schwierigkeiten hätte erinnern müssen, fragte er sich: Ist das jetzt der Anfang?
Es überlief ihn jedesmal eiskalt. Er hoffte, daß er noch klar genug sein würde, um sich den Lauf einer Tec-9 in den Mund zu stecken, bevor er so würde wie sie.
»Ich warne dich, Janey!« rief sie jetzt.
»Wer zum Teufel ist Janey, Ma?« fragte er leise.
»Es ist ihre neueste imaginäre Spielgefährtin«, antwortete eine Stimme hinter ihm.
Oh, Scheiße, dachte Baker. Karen.
Er drehte sich um und sah seine ältere Schwester in der Türöffnung stehen. Und die füllte sie zum größten Teil völlig aus. Mein Gott, seine Schwester, der ewige Hippie, hatte sich in letzter Zeit verdammt noch mal entsetzlich gehenlassen. Sie hatte schon seit einiger Zeit ein Doppelkinn, doch nun sah es so aus, als wäre sie auf dem bestem Weg, ihr drittes zu bekommen. Und wenn sie schon ihre Haare färben mußte, dann sollte sie es doch wenigstens sorgfältig und regelmäßig tun. Nachgewachsenes graues Haar und rote Spitzen – war das vielleicht der letzte Schrei für alternde Hippiegirls?
Karen sagte: »Du würdest über Janey Bescheid wissen, wenn du öfter zu Besuch kämst.«
»Hör auf«, sagte er, »ich komme her, wann immer ich kann. Jedenfalls sehe ich dich nicht jeden Monat mit einem Scheck antanzen.«
Es war ein alter Streitpunkt, und er war es unendlich leid. Das Pflegeheim befand sich in New Brunswick, New Jersey. Karen wohnte in der benachbarten Stadt. Baker mußte jedesmal eine endlose Fahrt aus der Stadt hierher unternehmen.
Sie deutete auf seine Selterswasserflasche. »Hältst du Diät oder was?«
Ja, dachte er. Ich wette, in Diäten kennst du dich bestens aus.
»Nein, ich habe nur Durst.«
Er hatte nicht vor, ihr zu erzählen, daß er damit eine schwer lädierte Niere behandelte. Er trank das Wasser, weil es dafür sorgte, daß er ständig auf die Toilette mußte. Und jedesmal, wenn er pinkelte, sah er rot – im Wasser und in seinem Geist. Er hatte keinen Arzt aufgesucht, aber er dachte sich, daß alles, was das Blut aus seiner schmerzenden Niere schwemmte, nicht ausgesprochen schlecht sein konnte.
Karen trat näher an ihn heran und studierte eingehend sein Gesicht. »Was ist mit deiner Nase passiert?«
Gebrochen. Etwa zum fünftenmal. Aber diesmal ganz schlimm.
Das war auch etwas, was er diesem Kerl verdankte, diesem Taxifahrer oder was immer er war. Er hatte ihn gründlich ausgetrickst.
Geschieht mir nur recht, weil ich mich so einfach habe überlisten lassen, dachte er, aber das nächste Mal passiert mir das nicht. Und es wird ein nächstes Mal geben.
Baker würde schon dafür sorgen.
Und dann würde sein kleines Filetiermesser ins Spiel kommen …
»Ich bin vor eine Tür gerannt.«
»Nein, Sam. Du hast was abbekommen.« Ihr Gesicht zeigte Besorgnis, aber er wußte, daß sie nicht ihm galt. »Was ist mit Kenny? Hat er auch etwas abgekriegt?«
»Kenny ist okay.«
Tatsächlich wünschte sich Baker, daß Kenny und nicht Chuck den Lieferwagen gefahren hätte. Kenny hätte sich nicht von dem Taxifahrer überrennen lassen.
»Das sollte er auch lieber sein. Ich weiß nicht, in was du ihn diesmal wieder hineingezogen hast, aber wenn ihm irgend etwas zustößt …«
Ich habe ihn an einem guten Geschäft beteiligt, dachte Sam. Weil er zur Familie gehört. Weil man immer für seine eigenen Leute sorgt.
Das galt auch für die anderen Burschen im Team. Er hatte immer wieder mal mit ihnen zusammengearbeitet. Sie bildeten eine kleine, verschworene Bruderschaft. Wenn ihnen so etwas wie diese Clayton-Sache in den Schoß fiel, dann würden sie ihn rufen.
»Er ist ein erwachsener Mann, Karen.«
»Er ist immer noch mein Baby!« widersprach sie, wobei ihr Gesicht sich verzog.
O nein, dachte er. Nicht schon wieder so eine Heulnummer.
»Er ist mein Baby, und du hast ein Monster aus ihm gemacht. Ich werde nie begreifen, warum er jemals zu dir aufgeschaut hat.«
»Vielleicht deshalb, weil ich der einzige Mann war, der für mehr als ein oder zwei Jahre in seinem Leben geblieben ist.«
»Du hast ihn dazu gebracht, zu den Marines zu gehen!«
»Ich habe ihn zu
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