Handyman Jack 02 - Der Spezialist
sinken.
Sie wollte einlenken. Und Kernel würde sich mit ihr einigen. Sie würde kriegen, was sie wollte, damit diese verrückte, streitsüchtige amerikanische Frau endlich zufrieden war und sich zurückzog. Sobald er das Haus gekauft und auf Thomas Claytons Namen eingetragen hatte, lag es praktisch in seiner Hand, die Zukunft der arabischen Welt zu sichern.
Seine Arbeit wäre damit natürlich noch nicht beendet, aber wenigstens hätte er ein wenig Zeit gewonnen, um nach Riad zu fliegen und die Ehre seiner Familie zu retten … und die rechte Hand seines Sohnes.
2
Alicia verbrachte den Vormittag bei Hector in der Kinder-Intensivstation. Die gute Nachricht war, daß er keine weiteren Anfälle mehr gehabt hatte. Die schlechte Nachricht war, daß bei seiner Candida-Infektion noch keine Besserung eingetreten war. Sie hatten mittlerweile mit Proben aus seinem Blut, seinem Urin, aus der Brust, der Speiseröhre und von zahlreichen anderen Punkten Kulturen angesetzt.
Sie fühlte sich ziemlich erschöpft und deprimiert, als sie mit ihrer Sonntagsausgabe der Times und ihrem Kaffee ins Center kam, aber ein Anruf von Will munterte sie auf. Er hatte schon am Vortag angerufen, um sich nach Hector zu erkundigen, und wollte jetzt hören, welche Fortschritte er gemacht hätte. Es war ein Vergnügen, sich mit ihm zu unterhalten.
Er äußerte den Wunsch, sich an diesem Abend mit ihr zu treffen, aber sie konnte nicht. Sie hatte sich mit Jack und diesem neuen Anwalt, Sean O’Neill verabredet. Will schlug daraufhin den Montagabend vor – er sprach von einem armenischen Restaurant namens Zov’s, wo es das köstlichste Lammfleisch geben sollte –, und sie willigte schließlich ein.
Sie fühlte sich zunehmend wohler in dem Bewußtsein, daß es ihn gab und daß er für sie da war. Sie wußte allerdings nicht, ob das gut war.
3
Jack erwiderte keinen von Jorges drei Anrufen an diesem Vormittag. Der Mann wollte sich unbedingt dafür bedanken, daß er ihm die ganzen sechstausend Dollar die Ramirez ihm geschuldet hatte, wiederbeschafft hatte; weiterhin wollte er wissen, weshalb sich Jack nicht seinen Anteil abgezogen hätte.
Jack hatte ihm schon einmal erklärt, daß sein Honorar von den »Zinsen« gedeckt wurde, die er Ramirez berechnet hatte. Er wollte das Ganze nicht noch einmal herbeten müssen.
Ein Anruf, den er erwiderte, kam von seinem Vater in Florida, und die Diskussion verlief im Kreis wie immer – Dad drängte ihn, zu ihm zu kommen und die »phantastischen Gelegenheiten«, die in Florida auf ihn warteten, wahrzunehmen und damit viel Geld zu verdienen, und Jack wich ihm ständig aus und versprach schließlich, ihm »schon bald« einen Besuch zu machen.
Danach nahm er sich die Zeit, fünfhundert Dollar in bar in einen Briefumschlag zu stecken und an Dolores in der Hudak Agency zu schicken. Er fügte eine kurze, nicht unterschriebene Nachricht hinzu, welche lautete: »Für Ihre Unannehmlichkeiten.«
Und dann mußte er in die Stadt, um einiges an Ausrüstungsgegenständen zu besorgen, die er laut Milkdud dringend brauchte. Danach freute er sich schon auf einige Stunden, die er mit Gia allein verbringen konnte, da Vicky wieder ihren Kunstunterricht absolvierte.
4
»Hi, Ma«, sagte Sam Baker, während er das Zimmer seiner Mutter betrat.
»Bleib von dem Zaun weg!« rief seine Mutter und schaute an ihm vorbei.
Sie war eine dünne, knochige Frau mit funkelnden blauen Augen. Das Personal des Altersheims hatte sie mit einer aus einem feinmaschigen Nylonnetz gefertigten Weste, die kurz »Posy« genannt wurde, in ihrem Sessel gesichert. Ihre knochigen Finger kneteten unaufhörlich den Saum der Decke, die um ihre Beine gewickelt war.
»Ich hab’ dir Blumen mitgebracht, Ma«, sagte er und zeigte ihr ein halbes Dutzend kurzstieliger Rosen, die er in der City gekauft hatte.
»Und hol auch Janey dort weg!« rief sie.
Baker seufzte und ließ sich auf das Bett sinken – behutsam. Seine Rückseite pulsierte noch immer schmerzhaft wie ein riesiger entzündeter Zahn von jenem Schlag in die Nieren am Donnerstagabend. Er schraubte die Kappe von der Flasche Selterswasser, die er mitgebracht hatte. Er haßte Selterswasser, aber es war immer noch besser, als einfaches Leitungswasser zu trinken.
Er trank einen Schluck und betrachtete die Frau, die ihn großgezogen hatte. Sie würde im nächsten Februar achtundsechzig. Obwohl sie körperlich noch nicht so alt war, hatte ihr Geist schon vor zehn Jahren begonnen, allmählich zu
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