Handyman Jack 02 - Der Spezialist
geschlossen zur Straße hin und ging voraus nach hinten, indem er sich durch Regalgänge schob, die gerade breit genug waren, um seine Körpermassen durchzulassen. Jack folgte Abe ins Hinterzimmer und hinunter in den Keller. Die Neonreklame, die über der Steintreppe hing, flackerte nur, entflammte aber nie vollständig.
»Das Schild ist offenbar defekt, Abe.«
»Ich weiß, aber es macht zuviel Mühe, es zu reparieren.«
Er betätigte den Schalter, der die Beleuchtung der kleinen Waffenkammer im Keller zum Leben erweckte. Abe machte ein paar Schritte vorwärts und schob Pistolen und Gewehre in ihren Halterungen zurecht und rückte die Munitionskartons in den Regalen gerade. Hier unten herrschte eine geradezu peinliche Ordnung, ganz im Gegensatz zum Laden im Parterre über ihnen.
»Mußt du etwas auffüllen, oder brauchst du etwas Neues?«
»Etwas Neues«, sagte Jack. »Ich brauche ein paar Spezialhandschuhe, du weißt schon, was ich meine.«
»Hast du das letzte Paar, das du bei mir gekauft hast, verloren?«
»Nein, aber ich brauche ein weißes Paar.«
Abes Augenbrauen zuckten hoch. »Weiß? Von so etwas habe ich noch nie gehört. Schwarz, natürlich. Braun vielleicht. Aber weiß?«
»Sieh mal nach, ob du so etwas für mich auftreiben kannst.«
»Ich soll also nach weißen Lederhandschuhen mit einem halben Pfund feinem Stahlschrot in den Fingerlingen fragen? Möchtest du sie vielleicht auch noch in Damengröße?«
»Nein, sie sind für mich. Sie müssen zu eleganter Abendgarderobe passen.«
Abe seufzte. »Und wann brauchst du sie?«
»Wenn es geht, heute noch, aber spätestens bis morgen. Und hör dich mal um nach jemandem, der eine ganze Ladung Kinderspielzeug zu verkaufen hat, das bereits in Weihnachtspapier eingewickelt ist… und zwar billig. Ich habe auch Julio Bescheid gesagt, er soll Augen und Ohren offen halten. Falls du etwas in dieser Richtung aufschnappen solltest, mach dem Betreffenden Andeutungen, daß du vielleicht einen Käufer an der Hand hast. Jemanden, der die ganze Ladung kaufen würde.«
Abes Neugier gewann die Oberhand. »Was ist es denn diesmal, Jack, in das du deine Nase steckst?«
»Etwas, worauf ich mich wahrscheinlich lieber nicht einlassen sollte. Aber um es richtig anzufangen, muß ich wahrscheinlich irgend etwas Blödes tun.«
Abe schaute ihn fragend an, und Jack wußte, daß er unbedingt wissen wollte, wie blöde. Aber Abe würde niemals Fragen stellen, da er wußte, daß Jack ihm nachher ohnehin alles berichten würde.
Jack schaute sich um und entdeckte etwas in einem Regal in der Ecke. Und das brachte ihn auf eine Idee.
»Weißt du was? Vielleicht kann ich noch etwas anderes brauchen …«
5
Jack fuhr mit der U-Bahn-Linie A in die City und stieg hinauf in den hektischen Dritte-Welt-Bazar, zu dem sich die Fourteenth Street mittlerweile entwickelt hatte. Er schlängelte sich zwischen dreadgelockten Dominikanern, turbangeschmückten Sikhs, saritragenden Inderinnen, in korrekte Anzüge gehüllten Koreanern, Pakistanis, Puertoricanern, Jamaikanern und vereinzelten Europäern hindurch, die sich in der kühlen Luft auf den Bürgersteigen drängten, welche von Schildern in einem halben Dutzend Sprachen gesäumt waren.
Er erreichte die Adresse in der Seventh Avenue, die Gia ihm genannt hatte, ein wenig zu früh. Ein kleines Schild an der Tür war der einzige Hinweis darauf, daß diese unauffällige Ladenfassade irgend etwas mit Aids zu tun hatte.
Er hätte wahrscheinlich die Suche nach den gestohlenen Weihnachtsgeschenken starten können, ohne hierherzukommen, aber er dachte sich, daß ein kurzer Besuch am Ort des Geschehens nicht schaden konnte. Vielleicht fand er hier sogar einen Hinweis auf die Diebe.
»Ich habe um vier Uhr eine Verabredung mit einer Dr. Clayton, glaube ich«, sagte er zu der schlanken, attraktiven schwarzen Frau am Empfangspult. Auf ihrem Namensschild stand schlicht Tiffany.
»Ihr Name, Sir?«
»Jack.«
»Jack wie?«
Nur Jack, wollte er schon antworten, doch das hätte unweigerlich zu weiteren Fragen geführt, und eine zweite Weigerung seinerseits hätte seine Erscheinung dem Gedächtnis seines Gegenübers noch eindringlicher eingeprägt. Dabei zog er es vor, daß niemand sich an ihn erinnerte.
Er lächelte und suchte in Gedanken nach einem Namen, der mit ›N‹ begann. Als er das letzte Mal gefragt worden war, hatte er mit ›Meyers‹ geantwortet, und da er gerne im Alphabet weiterging …
»Niedermeyer. Jack Niedermeyer.«
»Schön, Mr.
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