Handyman Jack 02 - Der Spezialist
aufzuheben. Ein winziger Gummireifen.
»Haben Sie Spielzeugautos gesammelt?« fragte er und hielt Alicia den Reifen hin.
Sie nahm ihn in die Hand und betrachtete ihn ratlos.
»Nein. Niemals.«
»Vielleicht Ihr Bruder?«
»Nein … Thomas war ein typischer Stubenhocker … Bücher, Filme, Videospiele. Ich glaube, sein Interesse für Autos beschränkte sich darauf, daß sie ihm gestatteten, zu fahren anstatt zu Fuß zu gehen.« Sie hielt den Reifen ans Licht und drehte ihn zwischen den Fingern hin und her. »Wo ist denn der Rest davon?«
»Irgendwo da drin, nehme ich an«, antwortete er und wies auf den Schutthaufen. »Ich denke, ich schaue mir mal die Badezimmer an.«
»Warum?«
»Weil es dort Rohre gibt.« Auf ihren fragenden Blick hin fügte er hinzu: »Ich erkläre es Ihnen auf dem Weg dorthin.«
»Das ist schon okay«, sagte sie. »Ich bleibe hier.«
Er ließ Alicia zurück, die sich mittlerweile hingekniet hatte und den Schutthaufen durchwühlte.
Jack kehrte in Claytons Schlafzimmer zurück, holte sich eins der Brecheisen und begab sich damit in das große Badezimmer. Eines, worauf man sich in diesen alten Gebäuden nahezu hundertprozentig verlassen konnte – es sei denn, jemand hatte eine gründliche Renovierung vorgenommen –, waren Kupferrohre für die Wasserversorgung. Er hatte in der Küche Kupferrohre gesehen, und Metallrohre boten einzigartige Möglichkeiten, wenn man etwas Metallisches verstecken wollte.
Ein Blick ins Bad zeigte, daß das Waschbecken und die Toilette herausgerissen worden waren, aber die Sucher hatten die Fliesen nicht abgeschlagen, um die Rohre freizulegen. Jedenfalls noch nicht.
Jack begab sich als nächstes zu dem Wandfach im Schlafzimmer, das eine gemeinsame Wand mit dem Bad hatte. Als er die Wand abklopfte, fand er eine Stelle, die hohl klang. Das gehörte nicht zum ursprünglichen Haus. Das Bad war vermutlich vergrößert worden. Er kniete sich hin und fuhr mit den Fingern über die obere Kante der breiten Scheuerleiste am unteren Ende der Wand, bis er eine winzige Lücke ertastete. Dort hinein schob er die flache Spitze des Brecheisens. Ein sanfter Zug war alles, was nötig war – ein einfacher Schraubenzieher hätte es ebensogut geschafft –, und die Leiste löste sich und gab den Blick auf einen knapp zehn Zentimeter breiten Spalt zwischen Fußboden und Wand frei.
Genauso wie zu Hause, dachte Jack.
Im Laufe der Jahre hatte er einiges von seinem Geld in Goldmünzen angelegt – eine schlechte Investition, sicher, aber wie sollte er sonst seine Ersparnisse aufbewahren, ohne eine Bank einzuschalten? Er versteckte sie in seiner Wohnung, indem er sie an die Wasserrohre klebte. Auf diese Art und Weise waren die Münzen sicher vor jedem, der seine Wohnung auf den Kopf stellte, auch wenn der potentielle Eindringling einen Metalldetektor bei sich hätte. Er würde damit rechnen, daß der Detektor sich melden würde, wenn er über die Wasserrohre geführt wurde, und niemand würde den Verdacht schöpfen, daß auch noch etwas anderes die Suchstrahlen reflektierte.
Jack griff mit der Hand hinein und fand die Rohre, die zum Badezimmer gehörten. Seine suchenden Finger brauchten weniger als eine Minute, um das Objekt zu lokalisieren, das an einem der Rohre klebte.
»Hallo!«
Jack entfernte das Klebeband und holte seinen Fund aus der Spalte.
Er konnte in der Dunkelheit nichts erkennen, aber es fühlte sich hart und flach an und befand sich in einer Kunststoffhülle. Er verließ den Wandschrank, um seinen Fund bei besserer Beleuchtung genauer zu betrachten.
Es war ein keilförmiges rotes Kunststoffetui. Er öffnete die Klappe und zog einen Schlüssel heraus, in den eine Nummer –»#137« – eingraviert war.
Jack lächelte. »Bin ich nicht gut?«
Der Araber und sein Abrißtrupp hätten den Schlüssel sicherlich irgendwann gefunden, vor allem wenn sie, wie sie offenbar geplant hatten, das Haus Stein für Stein auseinandergenommen hätten. Aber nun würden sie nichts finden. Das geschah ihnen recht.
Dem Aussehen nach zu urteilen, war es der Schlüssel eines Schließfachs. Oder vielleicht gehörte er auch zu einem größeren Depot. Aber wo befand es sich?
Darüber würde er sich später den Kopf zerbrechen können, wenn sie nicht auf die Zeit achten mußten.
Er machte sich auf die Suche nach Alicia.
6
Die Neugier fraß Yoshio schier auf.
Er hatte gesehen, wie der ronin dieser Clayton-Frau die Windschutzscheibe der Wächter putzte und sich dann in den Wagen
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