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Handyman Jack 02 - Der Spezialist

Titel: Handyman Jack 02 - Der Spezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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alptraumhafte Fahrt durch die Lower East Side, vorbei an Leuten, die ihn erstaunt anstarrten, auf ihn deuteten und vereinzelt sogar über ihn lachten, dann ging es auf der Fourteenth quer durch die Stadt, wobei der Truck von Fahrspur zu Fahrspur wechselte, stellenweise das Rotlicht der Ampeln ignorierte, dann wieder scharf bremste, nicht selten nur Millimeter vor Stoßstangen vorausfahrender Automobile zum Stehen kam und gleich wieder mit laut aufheulendem Motor beschleunigte.
    All das war schon schlimm genug, doch als der Verkehr auf den nach Westen führenden Fahrspuren Santa nicht zügig genug vorankam, lenkte er den Truck in den Gegenverkehr und raste geradewegs auf ein ramponiertes Yellow Cab zu, das ihm entgegenkam. The Nail wußte mit tödlicher Klarheit, daß der gute alte Santa nicht ausweichen würde, und für ein paar angsterfüllte, rasende Herzschläge sah es so aus, als dächte auch der Taxifahrer nicht daran, Platz zu machen. The Nail zerfloß vor hilflosem Entsetzen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Eine warme Flüssigkeit rann an seinem linken Bein hinunter.
    Aber das Taxi gab in der letzten Sekunde den Weg frei, und der Truck kehrte auf die rechte Straßenseite zurück und beschleunigte.
    Ein Cop! The Nail hätte sich nie träumen lassen, daß er einmal in eine Situation geraten könnte, in der er sich wünschte, von einem Cop verfolgt zu werden, aber genau das war jetzt der Fall. Wo waren sie bloß? Weshalb war denn niemals ein verdammter Polizist in der Nähe, wenn man ihn dringend brauchte?
    Der Truck fuhr schlingernd in eine weite Kurve und gelangte auf eine Straße, die The Nail als Seventh Avenue zu erkennen glaubte, aber er war sich nicht ganz sicher, denn er schloß instinktiv die Augen, als sie um Haaresbreite an einem wild hupenden Bus vorbeischössen. Dann rollte der Truck mit einem wilden Satz über den Bordstein, ließ ein paar entsetzte Fußgänger in alle Richtungen davonsprinten, ehe er mit quietschenden Reifen mitten auf dem Gehsteig zum Stehen kam.
    Während das Dröhnen des Motors hinter ihm erstarb, wimmerte The Nail hilflos und wartete in panischem Entsetzen ab, was Santa als nächstes für ihn geplant hatte. Aber Santa sagte nichts, und er tat auch nichts. The Nail drehte mühsam den Kopf und blickte durch die Windschutzscheibe. Santa war verschwunden.
    Aber The Nail war nicht allein. Eine Schar von Schaulustigen versammelte sich in einem Halbkreis um ihn und um den Truck herum, starrte ihn an, zeigte mit Fingern auf sein blutiges Gesicht, seine vom Urin nasse Hose und auf das, was Santa auf seinen Kopf geklebt hatte. Jemand lachte. Andere fielen in das Gelächter ein.
    The Nail wollte am liebsten sterben.
    Und dann hörte er die Sirenen.

Sonntag

1

    »Wie geht’s, Hector?«
    Der kleine Hector Lopez blickte aus seinem Krankenhausbett zu Alicia hoch, lachte aber nicht.
    Sie hatte ihn wegen hartnäckigen Erbrechens am Freitag in die medizinische Kinderabteilung verlegt, aber seit dem Nachmittag des Vortags behielt er flüssige Nahrung bei sich. Er sah ein wenig besser aus, hatte jedoch immer noch Fieber. Das Ergebnis seiner Rückenmarkspunktion war negativ gewesen, aber die Kultur mußte noch untersucht werden. Desgleichen die Blut- und Urinkulturen. Sie hoffte, daß es sich als ein simpler gastrointestinaler Virus entpuppte, aber sein praktisch nicht vorhandener CD-4-Wert bereitete ihr große Sorgen. Nur um auf Nummer Sicher zu gehen, hatte sie ihm einige Gamma-Globulin-Infusionen verordnet.
    »Wie fühlst du dich?«
    »Das tut weh«, sagte er und deutete auf seinen linken fixierten Arm, wo die Kanüle des Tropfs in einer antekubitalen Vene lag.
    »Wir nehmen sie heraus, sobald es dir besser geht.«
    »Heute?« fragte er, und seine Miene hellte sich auf.
    »Vielleicht. Zuerst muß dein Fieber runtergehen.«
    »Oh.«
    Alicia wandte sich an Jeanne Sorenson, die Schwester, die sie heute auf ihren Rundgängen begleitete. Die hochgewachsene Blondine war kaum fünfundzwanzig Jahre alt, aber bereits eine schlachtenerprobte Veteranin im Krieg gegen Aids.
    »Wer hat ihn bis jetzt besucht?« fragte sie mit leiser Stimme.
    Sorenson zuckte die Achseln. »Niemand, soweit ich weiß. Seine Pflegemutter hat angerufen – einmal.«
    »Na schön«, meinte Alicia. »Wer ist Hectors Pate in dieser Schicht?«
    »Wir haben ihm noch keinen zugeteilt.«
    Alicia unterdrückte eine ärgerliche Reaktion. »Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, daß alle meine Kinder einen Paten pro Schicht haben«,

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