Handyman Jack 02 - Der Spezialist
Stoßstange des Trucks.
»Weißt du, was dir blüht, wenn du Santa Claus bestiehlst? Dies hier!«
Rums! Mit dem Kopf voraus in eine Gruppe Mülltonnen, die die Gasse säumten.
»Falls ich mich entschließe, dich am Leben zu lassen, dann kannst du folgende Nachricht verbreiten: Legt euch nur ja nicht mit Santa Claus an!«
The Nail wurde herumgewirbelt und mit dem Gesicht voraus gegen eine der Backsteinmauern der Gasse geschleudert.
Er stieß ein gepeinigtes Röcheln aus, während er an der Mauer hinabrutschte. Dabei fühlte er sich wie ein zerschlagenes Hühnerei, das am Boden zerfließt.
Aber es war noch nicht vorbei. Noch lange nicht. The Nail spürte, wie sein Bewußtsein ihn während der nächsten zehn Minuten zunehmend im Stich ließ, als Santa ihn wie einen alten Putzlumpen benutzte, um damit die Gasse aufzuwischen.
Schließlich ließ Santa ihn los. The Nail sackte zu Boden, ein einziges Schmerzbündel auf dem rissigen Asphalt. Sein Atem strömte durch seinen blutenden Mund, wobei sich Speichelbläschen bildeten und zerplatzten. Er war ziemlich sicher, daß sein Unterkiefer gebrochen war. Und seine Rippen – jeder Atemzug schmerzte wie mindestens ein Dutzend Stichwunden. War es vorbei? Er hoffte es. Er schickte ein Stoßgebet zum Himmel, daß es vorbei sein möge.
Laß mich endlich in Ruhe, dachte er. Nimm die Spielsachen, von mir aus auch den ganzen verdammten Truck, und verschwinde. Spann deine verdammten Rentiere an die Stoßstange und verschwinde, wer weiß wohin. Nur quäl mich nicht mehr. Bitte!
Aber noch bevor er den Gedanken beendet hatte, spürte er, wie sich Hände unter seine Achselhöhlen schoben und ihn hochhievten.
»Nein«, brachte er mit einem gequälten Stöhnen über seine zerschundenen Lippen. »Bitte … aufhören.«
»Das hättest du dir eher überlegen sollen, Sonny. Kleine kranke Kinder zu bestehlen, bringt dich in Santas großes Buch der ganz, ganz bösen Kinder.«
»Es tut mir leid.« Es kam als kaum verständliches Wimmern heraus.
»Na schön. Das freut mich zu hören. Und ich werde das im nächsten Jahr zu Weihnachten berücksichtigen. Aber du hast die Dinge erheblich verschlimmert, indem du versucht hast, Santa zu töten. Das ist nun wirklich sehr böse. Santa mag es gar nicht, wenn auf ihn geschossen wird. Das macht ihn ziemlich wütend. Sehr wütend, genaugenommen.«
»Oh, nein …«
Etwas Rauhes und Langes rutschte an der Wange von The Nail entlang, und Panik erfaßte ihn. Ein Seil! Oh, Scheiße, nein! Santa hatte die Absicht, ihn aufzuknüpfen!
Doch dann spürte er, wie sich das Seil unter seine Arme schob, anstatt sich um seinen Hals zu legen. Das war ein Trost. Ein kleiner. Es schmerzte immer noch wie die Hölle, als das Seil sich über seinen zerschlagenen Rippen zusammenzog. Er wurde hochgehoben, auf die wacklige Stoßstange des Trucks gesetzt und dort festgebunden.
»Was…?«
»Ganz still, Sonny«, sagte Santa mit leiser Stimme, aus der jegliche Herzlichkeit verschwunden war. »Sag lieber nichts mehr.«
The Nail blickte hoch. Alles – Santa, die Gasse, die ganze verdammte Welt – war verschwommen … bis auf Santas Augen. Er hatte immer angenommen, Santa Claus hätte blaue Augen, aber diese waren braun, und The Nail schien innerlich zu zerfließen, sich aufzulösen, als er die kochende Wut in diesen Augen erkannte.
Santa war nicht nur sauer. Er war rasend vor Zorn.
The Nail schloß die Augen, während Santa irgend etwas an seinen Kopf klebte. Als sich in seinem ramponierten Gehirn endlich der Gedanke formte, daß er Santa nicht gestatten dürfte – nicht einmal diesem offensichtlich mordlustigen Santa –, ihn sozusagen als Rammbock vor einen Truck zu binden, war es schon zu spät. Er versuchte, sich loszureißen, doch das Seil, daß ihn auf dem Kühlergrill fixierte, verlief kreuz und quer über seinen Körper, um die Schultern herum und zwischen seinen Beinen hindurch. Seine Beine und seine Arme waren frei, aber sämtliche Knoten befanden sich in seinem Rücken und waren unerreichbar.
Mit eisiger Gewißheit erkannte The Nail, daß er nicht mehr wegkonnte, jedenfalls nicht aus eigener Kraft.
Er erstarrte, als er hörte, wie der alte Motor in seinem Rücken rumpelnd und scheppernd zum Leben erwachte. Er begann unverständliches Zeug zu plappern, während der Truck sich ruckend in Bewegung setzte.
Santa wollte ihn offensichtlich gegen eine Mauer fahren!
Aber nein, der Truck schaukelte durch die Gasse und weiter auf die Straße. Danach war es eine
Weitere Kostenlose Bücher