Handyman Jack 02 - Der Spezialist
kannst mich auch mal.
Er rauchte den Joint bis auf seine Fingerspitzen runter und schnippte dann die Kippe aus dem Fenster. Es lohnte sich nicht, den winzigen Rest aufzuheben, Mann.
Nach einigen vergeblichen Testauftritten hatte sich The Nail aus der Musikszene verabschiedet. Er hatte seinen Stolz, Mann. Aus Spaß hatte er angefangen zu klauen und das Geklaute zu verscherbeln. Am Ende verdiente er damit mehr, als ihm irgendeine der miesen, unbekannten Thrasher-Bands, die ihn niemals anriefen, gezahlt hätte.
Aber dann geht Tina hin und läßt sich schwängern und versucht ihm dann einzureden, daß das Kind von ihm sei. Klar. Sicher. So wie sie auf alles springt, das steht und hart ist, soll er diesen Scheiß glauben? Absolut nicht.
Danach dreht sie vollends durch und weigert sich, das Kind abzutreiben. Nee. Sie will es haben und die liebe Mammi spielen.
Genau. Mammi Tina. Ganz große Klasse.
Aber Überraschung! Sie zieht es tatsächlich durch. Und natürlich kommt das Kind total kaputt zur Welt. Und dann heißt es plötzlich, daß es Aids hat, Mann, Aids!
Das hieß, daß Tina den Virus hatte, und das brachte The Nail fast um den Verstand. Scheiße, er könnte ihn demnach auch haben, schließlich hatte er dauernd mit Tina gebumst und die Nadeln mit ihr geteilt. Eigentlich hätte er sich sofort testen lassen sollen, aber er hatte viel zuviel Schiß, Mann. Er wollte es ganz einfach nicht wissen.
Aber für Tina war es, als wäre sie überhaupt nicht krank und das Kind auch nicht. Ihr Schädel war völlig durch den Wind. Sie war total fertig, als sie ihr schließlich das Wurm wegnahmen.
Und sie erzählte ihm immer wieder, daß es sein Kind wäre. Es sähe genauso aus wie er. Und eines Tages, letzte Woche, brachte sie ihn sogar dazu, zu diesem Laden zu gehen, wo sie das Kind untergebracht haben, und es sich anzusehen. The Nail wußte nicht, was in ihn gefahren war – vielleicht lag es an diesem braunen Ceylonesen, den sie in letzter Zeit rauchten, daß er plötzlich so eine weiche Ader hatte –, aber er war froh, daß er nachgegeben hatte. Denn während er sich in dem Laden herumdrückte, sah er, wie Leute massenweise Weihnachtspakete durch eine Tür schleppten. Er schaute nach, dachte, er könnte vielleicht irgendeine Kleinigkeit mitgehen lassen, aber er sah einen ganzen Raum voller Spielsachen. Wow!
Frohe Weihnachten für The Nail.
Zwei Tage später räumte er den Laden aus.
Und das coolste an der Sache waren die Nachrichten. Scheiße, Mann, gestern konnte man kein Radio oder keinen Fernseher einschalten, ohne von dem »Aids-Kinder-Spielsachen-Diebstahl« zu hören. Stunden hatte er damit zugebracht, von Kanal zu Kanal zu springen, sich eine Nachrichtenshow nach der anderen anzusehen und dabei dämlich zu grinsen.
Er war es, von dem sie sprachen. The Nail.
Das Dumme daran war nur, daß er niemandem davon erzählen konnte. Zumindest nicht, bevor er das Zeug verkauft hatte. Danach konnte er darüber reden, soviel er wollte, denn dann wären die Spielsachen weg und niemand könnte irgend etwas beweisen.
Das einzige, was er nicht verstand, war, wie sauer und empört die Nachrichtenheinis reagierten. Als wären sie selbst betroffen. Bullenscheiße. Jeder wußte doch, wie bescheuert es war, diesen Aids-Kindern Geschenke zu machen. Also wirklich, wie lange hatten sie denn etwas davon bei ihrer Lebenserwartung? Die existierten doch nicht lange genug, um die Spielsachen richtig zu benutzen. Es wäre die totale Vergeudung, Mann.
Sie sollten es nur The Nail überlassen, dafür zu sorgen, daß das ganze Zeug seiner richtigen Verwendung zugeführt wurde.
Und es war so verdammt simpel gewesen. Er brauchte nichts weiter zu tun, als …
The Nail zuckte zusammen, als er hinter sich ein schrilles Quietschen hörte. Er drehte sich auf seinem Sitz um. Das klang wie …
Tatsächlich! Scheiße, irgend so ein Arschloch hatte die Hecktür des Lieferwagens geöffnet. Und jetzt leuchtete er mit einer Taschenlampe hinein.
Sein erster Gedanke war, daß es Polizisten sein mußten, aber einen Streifenwagen hatte er nicht vorfahren sehen. Und The Nail wußte, daß Cops bestimmte Regeln beachten mußten, was Durchsuchungen betraf.
Der Käufer? Vielleicht, aber das glaubte er eigentlich nicht. Eher schon irgendein abgefuckter Junkie, der versuchte, ihn zu beklauen.
The Nail zog die Automatic aus dem Gürtel und lud sie durch. Er würde diesem Scheiß ein schnelles Ende bereiten.
Er sprang aus dem Wagen und rannte nach
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