Handyman Jack 03 - Im Kreis der Verschwörer
wahren Gläubigen zählen. Sie waren wie der Typ, der von einem Wolkenkratzer abstürzt und, wenn die Leute an den Fenstern, an denen er vorbeifliegt, fragen, wie es ihm ginge, antwortet: »Bisher ganz gut.«
Doch es wird nicht ganz so gut sein, wenn die Grauen sich offenbaren, dachte Jim. Ich werde als Letzter lachen, wenn auch nicht lange: Es ist nicht besonders lustig, wenn die Erde in eine Viehfarm verwandelt wird.
Vielleicht war es keine schlechte Idee, Shelby zu überprüfen, während er abgelenkt war. Er sagte, er wolle den Flohmarkt aufsuchen. Jim hasste den Raum, vermutete aber, dass er ihm einen kurzen Besuch würde abstatten können, ohne gleich wieder an die Decke zu gehen.
Er machte sich auf den Weg zu dem Saal mit der Bezeichnung »Ausstellungszentrum«. Jim hatte sich bei Professor Roma gegen einen Flohmarkt verwendet – mit dem Argument, dass so etwas SESOUP mit einem Star-Trek- oder Comic-Treffen auf die gleiche Stufe stellte. Doch Roma hatte erwidert, er fände die Waren der Händler amüsant. »Waren« – der aufgeblasene Arsch hatte tatsächlich das Wort »Waren« benutzt.
Er trat ein und blieb an der Saaltür stehen. Das »Ausstellungszentrum« sah immer gleich aus: lange Tische an den Wänden und als Karree in der Mitte, jeder beladen mit allem möglichen Schrott. Es waren immer dieselben Händler, die einander bestens kannten. Wie Zigeuner – eher schon wie die Angehörigen eines fliegenden Soldatenpuffs – machten sie die Runde bei den verschiedenen Verschwörungskongressen.
Indem er nach Shelby Ausschau hielt, wanderte Jim an Stapeln von Büchern und Broschüren über Astralprojektion, die Geheimnisse interdimensionaler Reisen und sogar über so etwas wie Cholesterinverschwörung (»Menschen mit dem höchsten Cholesterinspiegel leben am längsten«) vorbei.
Vielleicht sollte ich noch mal herkommen und mir das genauer ansehen, dachte er.
Er schlenderte an der wahren Geschichte über Vince Foster, der wahren Geschichte des Bombenanschlags in Oklahoma City vorbei. Alle waren von den »bedeutendsten Experten« geschrieben worden, von denen viele sich »Doktor« nannten. Jim hätte gerne gewusst, was sie für Doktoren waren.
Als Nächstes kam ein ganzes Gebirge von Schriften über die CIA – von einem Buch von Bob Woodward bis zu Broschüren von dem stets populären Anonymus.
Im Servicebereich kam er an einem Burschen vorbei, der anbot, für zwanzig Dollar ein Aurafoto zu machen, eine Frau las für zehn Dollar aus der Hand (»Schnell! Zuverlässig! Seriös!«), »Göttliches Astro-Tarot« für einen nicht genannten Preis, dann ein Reiseservice, der Ausflüge zu den »Orten der Energie« (Stonehenge und Machu Picchu und verschiedene Mayatempel) anbot.
»O mein Gott«, murmelte er, als er die UFO-Abteilung sah. Es war die Größte von allen und besetzte die meisten Tische im Saal.
Jesus, ich kann diesen Mist nicht ertragen, dachte er und wollte schon umkehren.
Doch dann entdeckte er Shelby mitten im dichtesten Gewühl.
Er würde wohl doch hineingehen müssen.
Jim wehrte sich gegen ein Gefühl der Sinnlosigkeit. Manchmal kam es ihm so vor, als wäre sein ganzes Leben ein einziges Scheitern. Er kämpfte darum, endlich die Wahrheit publik zu machen, aber jedes Mal, wenn er glaubte, er hätte einen Fortschritt erzielt, wurde er wieder aufs Startfeld zurückgeworfen.
Er hatte mit Anfang zwanzig begonnen, Literatur über UFOs zu lesen. Nach einiger Zeit war er regelrecht besessen davon, und je mehr er darüber las, desto überzeugter war er, dass eine massive Verschleierungsaktion die Wahrheit vor der Welt verbarg. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Wahrheit aufzudecken und publik zu machen.
Seine Berufung hatte ihn seinen Job bei der Telefongesellschaft gekostet – etwas, das, wie er sicher war, als eine Warnung an ihn arrangiert worden war, obgleich er das nie beweisen konnte. Doch er hatte sich dadurch nicht zum Schweigen bringen lassen. Seine Frau verließ ihn – auch das hatte ihn nicht aufhalten können. Er eröffnete mit seinem Bruder ein Geschäft, und ihr Eisenwarenladen lief sehr gut, obgleich Tom sich zunehmend darüber ärgerte, wie viel Zeit er fern seines Arbeitsplatzes verbrachte. Tom verstand einfach nicht, dass
dies
sein Leben war – und nicht der Eisenwarenladen.
Vielleicht, wenn er dieses Buch beendete und es ein Bestseller wurde, könnte er aus dem Laden aussteigen, ein eigenes Leben führen und jede Stunde der Aufgabe widmen, den Menschen die Augen zu
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