Handyman Jack 04 - Tollwütig
das Gebäude. Im letzten Herbst hatte er einen seiner Männer die Adresse überprüfen lassen. Er hatte kaum einen Blick auf die Angaben geworfen, ehe er Pera das Stück Papier mit der Bitte gereicht hatte: »Fahr mich zu dieser Adresse.«
Aber das Gebäude vergaß man nicht so leicht… es war das Gebäude, in dem Dr. Luc Monnet wohnte.
Milos wirbelte herum und schmetterte eine Faust gegen die Schallschutzhaube der Telefonzelle und jagte einer alten Frau, die gerade vorbeiging, einen mittelprächtigen Schrecken ein. Er drehte sich weg, ehe sie sich sein Gesicht einprägen konnte, und verfluchte sich selbst, weil er nicht aufmerksamer agierte, weil er seinen Untergebenen viel zu viel überließ. Wenn er im vergangenen Herbst besser aufgepasst hätte, wäre ihm die Verbindung zwischen dem Standort des Telefons und Monnet am vergangenen Freitag sicherlich aufgefallen. Er hätte die ganze Sache schon in dieser Nacht zum Abschluss bringen können. Und dann hätte es keinen Ölregen gegeben, kein Hubschrauberdebakel und kein beleidigendes Videoband, das heute überall in der ganzen Nation wieder und wieder abgespielt wurde.
Er besänftigte sich selbst. Das lag in der Vergangenheit. Das war erledigt. Er konnte es nicht ändern. Aber er konnte sich rächen.
Denn jetzt war alles klar.
Monnet und seine Partner wollten ihn ausbooten und aus dem Weg räumen, damit sie den Loki-Handel auf eigene Rechnung übernehmen konnten.
Das war durchaus okay. Wenn Milos eine Möglichkeit gefunden hätte, die Droge selbst zu produzieren, hätte er sie längst fallen gelassen. So war das Geschäft nun mal.
Aber ihn öffentlich derart zu erniedrigen. Das ging über das rein Geschäftliche hinaus.
Und alles war Monnets Idee. Dessen war er sich sicher.
Er knirschte mit den Zähnen. Monnet… Milos wäre niemals auf die Idee gekommen, dass dieser miese kleine Frosch den Grips besaß, einen solchen Plan zu schmieden, geschweige denn den Mumm hatte, ihn auch in die Tat umzusetzen. Aber da war der Beweis, unmittelbar vor seinen Augen.
Motiv und Gelegenheit – Monnet hatte beides.
Hör dir bloß mal zu. Ich klinge schon wie ein verdammter Cop.
Aber es stimmte. Das Gleiche galt für Monnets Partner, Garrison und Edwards, dieses Gewürm.
Es wurde Zeit, den Spieß umzudrehen. Jetzt würde abgerechnet. Diese Angelegenheit ließe sich nur auf blutigem Weg regeln.
Unglücklicherweise würde damit die Loki-Quelle versiegen – die Gans, die goldene Eier legte, würde notgedrungen geschlachtet. Ein schlechter Tausch. Aber seine Ehre verlangte es. Er konnte sich so etwas nicht gefallen lassen.
Außerdem hatte er seine Millionen auf den Cayman-Inseln und in der Schweiz gebunkert. Sobald er sich angemessen revanchiert hatte, würde er für eine Weile von der Bildfläche verschwinden und für ein oder zwei Jahre nach Übersee gehen. Diese Stadt und dieses Land waren für ihn durch Monnet und seine Partner zu einem unwirtlichen Ort geworden.
Milos ging wieder zurück. Er würde den Mann auf dem Überwachungsvideo vergessen. Warum sollte er mit ihm seine Zeit vergeuden, wenn er ihn sowieso nur zu den Partnern der GEM Pharma führen würde?
Die Partner… Milos müsste sich einen Weg ausdenken, wie er seine offene Rechnung mit allen dreien begleichen könnte. Und da er niemandem mehr trauen konnte, würde er es ganz alleine tun müssen.
Er ging weiter und schmiedete einen Plan…
12
»Demnach bist du jetzt ein Hit-Man?«, fragte Abe und schob das Päckchen über die Theke.
Jack begann das Klebeband von dem braunen Packpapier abzuziehen.
Sobald er sich während der Rückfahrt von Monroe einigermaßen gesammelt hatte, erzählte Jack, was geschehen war und was er brauchte. Abe hatte ihn bei seinem Apartment abgesetzt, wo er sich so gut es ging wieder halbwegs hergestellt hatte. Die beschmutzte Kleidung hatte er zusammengepackt. Er würde sie zusammen mit einem Hundertdollarschein an Peter Harris zurückschicken, sobald die Sachen aus der Reinigung kämen.
Dann hatte er Gia angerufen, um ihr alles zu erklären. Er hätte sie eigentlich persönlich aufsuchen sollen, aber er wollte Vicky keinen Schreck einjagen, indem er sich ihr in seinem angesengten, ramponierten Zustand zeigte.
Gia war nicht sehr glücklich. Schon wieder hatte Jacks ganz spezielle Tätigkeit sie und Vicky in Gefahr gebracht.
Dem konnte er nicht widersprechen.
Wann würde das aufhören?
Gute Frage. Er würde die Antwort wohl noch einige Zeit aufschieben
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