Handyman Jack 04 - Tollwütig
Gesichter seiner Männer. Er wusste, was sie dachten: Würde er jetzt an einem von ihnen ein abschreckendes Exempel statuieren, wie er es früher schon mal getan hatte?
Nichts wäre Milos in diesem Augenblick lieber gewesen – jemanden zum Schuldigen zu stempeln und ihn auf der Stelle zu erschießen. Aber damit hätte er einen guten Mann verschwendet, und wenn er herausbekommen wollte, wer ihm diesen Streich gespielt hatte, brauchte er jeden seiner Leute.
»Hat irgendjemand etwas dazu zu sagen?«, fragte er, als das Schweigen sich fast bis zur Unerträglichkeit hinzog.
Es blieb still.
»Hat irgendeiner von euch jemanden gesehen, der sich hier herumtrieb oder irgendwelches ungewöhnliches Interesse an diesem Haus gezeigt hat? Du, Vuk.« Er deutete auf einen ehemaligen Unteroffizier aus der jugoslawischen Armee, der sich regelmäßig die Haare blond färbte. Der Mann blinzelte, blieb aber sonst völlig ruhig. »Du hast in dieser Woche Patrouillendienst gehabt. Hat irgendjemand an diesem Haus in auffälliger Weise Interesse bekundet?«
»Nein, Sir«, antwortete er. »Ivo und ich haben gestern einen Mann und seine Frau verscheucht, aber die beiden gingen nur am Strand spazieren. Als sie stehen blieben, um sich das Haus anzusehen, haben wir dafür gesorgt, dass sie weitergingen. Die Frau wollte nicht, aber der Mann hat uns keine Schwierigkeiten gemacht.«
Milos nickte. »Was haben die Überwachungskameras geliefert?«, fragte er Dositej, den Überwachungsspezialisten.
Dositej deutete mit einem Daumen über seine Schulter auf das halbe Dutzend Monitorschirme in der Überwachungskabine. »Ich habe die Bänder von vergangener Woche überprüft, Sir. Bis jetzt habe ich nichts gefunden.«
»Nichts?«, fragte Milos und spürte, wie sein Zorn wieder aufloderte. »Nichts?«
In diesem Augenblick klingelte ein Telefon. Froh, sich dem sich ankündigenden Wutanfall entziehen zu können, beeilte Dositej sich, das Gespräch anzunehmen.
»Es ist Kim«, sagte er, nachdem er einige Sekunden lang gelauscht hatte. »Er sagt, da sei ein Anruf für Sie.«
»Ich habe verlangt, nicht gestört zu werden.«
»Er sagt, am anderen Ende sei jemand, der wissen will, ob Sie ein paar alte Autoreifen abzugeben hätten.«
Alle begannen sofort, durcheinander zu reden. Milos wurde plötzlich ganz ruhig. Er brauchte seinen Feind nicht zu suchen: Der Feind kam zu ihm.
Während er mit der einen Hand Dositej den Telefonhörer entriss, gab er mit der anderen Mihailo, seinem glatzköpfigen, bebrillten Kommunikationsspezialisten, ein aufgeregtes Zeichen. »Verfolge den Anruf.« Dann sagte er zu Kim, der oben wartete: »Stell ihn durch.«
Eine forsche Stimme mit deutlichem WASP-Akzent, die wie eine Mischung aus George Plimpton und William F. Buckley klang, meldete sich. »Mr. Dragovic? Sind Sie es?«
Milos konnte dieselben Worte als Echo von der anderen Seite des Raums hören, wo sie aus einem Lautsprecher in der Kommunikationskonsole drangen.
»Ja«, antwortete Milos und bemühte sich, seine Stimme ruhig und gelassen klingen zu lassen. »Wer ist dort?«
»Ich bin Vorsitzender des East Hampton Environmental Protection Committee, Mr. Dragovic. Haben Sie heute unsere Nachricht erhalten?«
»Nachricht?«, fragte Milos und versuchte, Zeit zu gewinnen. »Welche Nachricht?«
»Die Autoreifen, mein Lieber, die Autoreifen. Sie haben sie sicherlich bemerkt, obgleich ich annehme, dass sie Ihnen in diesem absolut schrecklichen Haus, das Sie sich gebaut haben, auch völlig entgangen sein können. Wie dem auch sei, ich rufe nur an für den Fall, dass Sie nicht begriffen haben.«
Milos spürte, wie seine Zähne knirschten, als er sie zusammenbiss. »Was genau soll ich begriffen haben?«
»Dass Sie hier unerwünscht sind, Mr. Dragovic. Sie sind billig und vulgär, und Typen wie Sie dulden wir hier draußen nicht. Sie sind reinstes Gift, und wir werden Sie entfernen. Sie sind Abfall, und Ihr Haus ist ein Müllabladeplatz, und wir werden weiterhin so mit Ihnen verfahren, bis Sie Ihre verkommene Person, Ihre verkommenen Freunde, Ihren verkommenen Lebensstil zusammenpacken und dorthin zurückkehren, wo Sie hergekommen sind.«
Milos umklammerte den Hörer, als wollte er ihn zerbrechen. »Wer sind Sie?«
Er hörte ein erfreutes »Ja!« von der Kommunikationskonsole. Er schaute rüber und sah, wie Mihailo ihm mit dem Daumen ein Okay-Zeichen gab. Er hatte den Anrufer offensichtlich identifiziert.
»Ich glaube, ich habe es Ihnen bereits erklärt: Dies ist nicht
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