Handyman Jack 04 - Tollwütig
gelaufen?«
Joe brach in schallendes Gelächter aus. »Du bist vielleicht eine Nummer, mein Junge! Eine ganz üble Nummer! Frank hat so heftig lachen müssen, dass er uns beinahe ins Gelände geschmissen hätte! Diese Reifen« – das Wort war dank seines Georgia-Akzents kaum zu verstehen – »sprangen wie wild durch die Gegend. Das hättest du sehen müssen, Jack! Es hätte dich umgehauen!«
»Oh, ich werde es in Kürze zu sehen kriegen«, erwiderte Jack und hoffte, dass Sal eine gute Aufnahme gelungen war. Er musste grinsen. Es war eine verrückte Idee gewesen, die durchaus hätte schief gehen können. »Ich dachte mir, dass es funktioniert, aber man weiß ja nie, ob so etwas klappt, ehe man es ausprobiert.«
»Jack, es funktionierte so grandios, dass ich nicht weiß, weshalb die Air Force nicht ebenfalls anstatt Bomben Reifen nimmt, wenn es zum nächsten Golfkrieg kommt oder wenn in Jugoslawien wieder die Post abgeht. Hast du eine Ahnung, wie viele Tonnen alte Reifen es in diesem Land gibt, die wir jedes Jahr vergraben oder im Ozean versenken müssen? Wir könnten sie alle in B-52-Bomber laden und aus fünfzigtausend Fuß Höhe abwerfen. Kannst du dir vorstellen, was nach einem Abwurf von Millionen Reifen unten auf der Erde los ist? Sie würden glatt über die höchsten Gebäude springen. In den Straßen bräche die nackte Panik aus. Wenn uns das vorher eingefallen wäre, hätten wir Bagdad und Belgrad begraben und wären gleichzeitig den Gummischrott losgeworden.«
»Mir wäre es lieber, wenn wir vorerst die Air Force aus dieser Sache heraushalten könnten«, sagte Jack. »Nächsten Sonntag kommt schon ein neuer Einsatz.«
»Wir können es kaum erwarten! Es ist fast eine Sünde, sich für so etwas bezahlen zu lassen! Weißt du, ich dachte, wir könnten das Ganze am Sonntag mit einer kleinen Begleitmusik unterlegen, mit etwas, das zu diesem besonderen Anlass passt.«
»Joe, ich fände es besser – «
»Erinnerst du dich an den alten Bobby-Vee-Song ›Rubber Ball‹ und die Zeile ›Bouncy-bouncy, bouncy-bouncy.‹ Wäre es nicht toll, wenn er aus ein paar Lautsprechern dröhnt, während die Reifen – «
Jack lachte verhalten. »Lass uns lieber auf dem Teppich bleiben, Joe. Wenn wir anfangen, das Ganze auszuschmücken, schreien wir geradezu nach Verdruss.«
»Lieber einfach als kompliziert, die alte Regel, nicht wahr? Hab schon verstanden. Es war nur ein Gedanke.«
»Und kein schlechter, aber lass uns den zweiten Angriff genauso fahren wie den Ersten, okay?«
»Du hast ja Recht, mein Freund.«
Jack wartete, bis Joe auflegte, dann drückte er auf die Raute-Taste, um ein zweites Mal zu telefonieren.
12
Seine Gäste hatten sich verabschiedet. Die meisten hatten das Haus aus eigener Kraft verlassen können, einige nur mit fremder Hilfe. Nach wortreichen Entschuldigungen hatte Milos den Letzten hinausbegleitet und dann begonnen, sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen.
Er hatte Cino von Kim mit dem neuen Keanu-Reeves-Film auf dem Plasmabildschirm und einer frischen Flasche Dampierre in einem Eiskübel als Begleitung ins Filmzimmer bringen lassen und danach dem Koreaner die Aufsicht über die Leute des Partyservice übertragen, die sofort mit den umfangreichen Aufräumungsarbeiten begannen. Als das erledigt war, ließ Milos seine Männer in der Sicherheitszentrale im Keller antreten.
Das war sein Nervenzentrum, voll gestopft mit modernster Elektronik. Die Bilder sämtlicher Überwachungskameras wurden auf eine Batterie von Monitoren übertragen, und sämtliche hinausgehenden Telefongespräche sensibler Natur wurden hierher umgeleitet und durch einen Zerhacker geschickt. Milos hatte ein Vermögen für die Einrichtung dieses Raums ausgegeben, damit er in den Hamptons wohnen und trotzdem seine Operationen unter höchstmöglicher Geheimhaltung durchführen konnte. Aber an diesem Abend hatte nichts geholfen.
Manchmal führte er sich aus reiner Show wie ein Wahnsinniger auf, so wie er es am Vortag im Konferenzraum vom GEM getan hatte. Doch heute war es keine Show. Er marschierte auf und ab, das Gesicht rot angelaufen, ruderte mit den Armen herum und schrie seine Wut darüber hinaus, dass seine Männer diese Attacke nicht verhindert hatten. Er wusste, dass sie keine Schuld traf, aber er hatte das Gefühl, er müsste diesen Druck in seinem Innern herauslassen, wenn er nicht explodieren wollte.
Schließlich beruhigte er sich. Er blieb stehen und starrte in die schweigenden bleichen
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