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Handyman Jack 05 - Todesfrequenz

Handyman Jack 05 - Todesfrequenz

Titel: Handyman Jack 05 - Todesfrequenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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sie aufpasste.
     
     

9
     
    »Warum hast du mir nachspioniert?«
    Kate zuckte beim Klang von Jeanettes Stimme zusammen, fuhr herum und sah sie am Ende des Apartments in der kurzen Diele stehen. Kate hatte sich von Jack auf der Straße verabschiedet und damit gerechnet, eine leere Wohnung vorzufinden.
    Jeanette trug das, was sie immer anzog, wenn sie ins Bett ging – ein XXXL-T-Shirt, das von einer ihrer mageren Schultern heruntergerutscht war und fast bis zu den Knien ihrer schlanken sonnengebräunten Beine hinabreichte. Das in dieser Nacht war mit dem Cover des Albums
Come On Now Social
der Indigo Girls bedruckt. Ihr dunkles schulterlanges Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengerafft. Ihre braunen Augen fixierten Kate mit einem vorwurfsvollen Blick.
    Kates erster Gedanke war: Woher weiß sie das? Dann erinnerte sie sich an die Gestalt, die sie am Fenster des Holdstock-Hauses gesehen zu haben glaubte. Sie hatte den Eindruck gehabt, es wäre ein Mann gewesen. Doch es musste Jeanette gewesen sein.
    Und dann meldete sich bei ihr ein Gefühl der Schuld. Sie war hinter der Frau, die sie liebte, hergeschlichen und ihr wie ein Polizist gefolgt, der einen Kriminellen beschattet. Aber sie hatte es aus Sorge getan.
    »Weil ich mir wegen dir Gedanken mache, Jeanette. Du bist nicht mehr du selbst, und ich ...«
    »Das hättest du nicht tun sollen.«
    Kate hörte keinen Zorn in ihrer Stimme, keine Drohung, aber irgendetwas in diesen Worten, in ihrem unterschwelligen Tonfall, erzeugte bei ihr eine Gänsehaut.
    »Ich konnte nicht anders. Ich war krank vor Sorge.«
    »Das brauchst du nicht zu sein. Es ist alles in Ordnung. Mir ist es nie besser gegangen.«
    »Aber wir reden nicht miteinander und ...«
    »Wir werden uns bald unterhalten«, versprach Jeanette. »Wir werden miteinander reden, wie wir noch nie miteinander geredet haben, ganz bestimmt.«
    Damit machte sie kehrt und entfernte sich zu ihrem Arbeitszimmer im hinteren Teil der Wohnung.
    Kate folgte ihr. »Wie wäre es denn jetzt?«
    »Nein, jetzt nicht. Aber bald.«
    »Bitte, Jeanette. Ich bin… so einsam ohne dich.«
    Jeanette hielt an der Tür ihres Arbeitszimmers inne und wandte sich halb um. »Das ist nur ein vorübergehender Zustand. Nicht mehr lange, und du bist nicht mehr einsam und wirst es nie mehr sein.«
    Kate verschlug es die Sprache. Ehe sie etwas erwidern konnte, schloss Jeanette die Tür ihres Arbeitszimmers. Kate hörte das Klicken des Schlosses, so wie sie es jeden Abend hörte, seit Jeanette aus ihrem gemeinsamen Schlafzimmer ausgezogen war. Sie spürte, wie ihre Kehle eng wurde.
    Ich werde nicht weinen. Ganz bestimmt nicht.
    Sie war eine erwachsene Frau, zweifache Mutter und erfahrene Ärztin. Sie war eine kundige Problemlöserin, und sie würde auch dieses Problem lösen. Irgendwie. Und zwar ohne Tränen.
    Das Schwierige war nur, dass sie nicht wusste, wie sie sich dem Problem nähern sollte. Vielleicht, weil es ihr das Herz brach.
    Kate stand mitten im Wohnzimmer und schaute sich um. Parkettboden, ein Perserteppich, funktionelle Möbel, Gemälde von einheimischen Künstlern, die auf Straßenbasaren gekauft worden waren – einige hatten sie sogar gemeinsam ausgesucht. Der Koch- und Essbereich am Ende der Wohnung, aber trotzdem nicht sehr weit entfernt. Ein kleines Zweizimmerapartment, dessen zweites Zimmer in ein Arbeitszimmer und Büro umgewandelt worden war, wo Jeanette arbeitete, wenn sie per Telefonleitung Verbindung mit Long Island aufnahm. Sie arbeitete für eine Softwarefirma, die maßgeschneiderte Datenbanksysteme für Industrie und Handel entwickelte. Sie wurde nicht müde, sich über die unterentwickelten Körper und überentwickelten Gehirne der trottelhaften Mittzwanziger zu amüsieren, mit denen sie zusammenarbeitete. Sie war ein gutes Dutzend Jahre älter als sie und meinte, sie käme sich unter ihnen manchmal vor wie die Mutter der Kompanie.
    Aber jetzt diente ihr Büro wieder als Schlafzimmer. Vor vier Nächten war Jeanette aus ihrem gemeinsamen Bett ausgezogen, um fortan auf der Couch im Büro zu schlafen. Es gab keinen Streit – sie stritten sich nie –, noch nicht einmal eine kleine Meinungsverschiedenheit. Sie hatte einfach ihr Kissen unter den Arm genommen und das Zimmer verlassen. Als Kate sie um eine Erklärung gebeten hatte – sie hatte sie geradezu angefleht – hatte Jeanette lediglich erwidert: »Es ist nur für eine kurze Zeit. Wir sind schon bald wieder zusammen.«
    Kate trat in die kleine Küche und sah den Rand

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