Handyman Jack 05 - Todesfrequenz
Sandy. Ich dämlicher Trottel! Wie komme ich jetzt am elegantesten aus dieser Klemme heraus?
»Weißt du«, sagte er, »nachdem du mich gestern in der U-Bahn so brutal hast abblitzen lassen, nahm ich an, dass du vielleicht zum anderen Lager gehörst.«
Natürlich war ihm dieser Gedanke ganz und gar nicht gekommen, aber es war eine gute Tarnung für seine Unsicherheit.
Ein Grinsen erschien auf ihrem Gesicht. »Ich? Eine Lesbe? Du liebe Güte, das ist der größte Witz, den ich je gehört habe!«
»Tatsächlich?« Das war das Intelligenteste, was ihm spontan dazu einfiel.
»Du warst für mich in diesem Augenblick nichts anderes als ein Fremder.« Sie knuffte ihn in die Seite. »Und hey, wie war das denn – ich las ein Buch über Hitchcock. Aber jetzt …«
Beth schlang beide Arme um Sandys Hals und zog seinen Kopf zu sich herunter.
»Jetzt bist du der Knabe, der mir das Leben gerettet hat oder zumindest bereit war, eine Kugel für mich einzufangen. Und dann hast du mich beruhigt, als ich völlig von der Rolle war, und dann hast du mich zu meinem Prüfungs-Film inspiriert. Wo hast du dich die ganze Zeit vor mir versteckt, Sandy Palmer?«
»Ich habe auf dich gewartet«, erwiderte Sandy.
Und dann verschlossen ihre Lippen seinen Mund, und sie schob ihr rechtes Bein zwischen seine Beine und nestelte an den Knöpfen seines Hemdes.
Sie will mich, dachte er, und das Herz sprang ihm fast aus der Brust. Sie will mich genauso heftig wie ich sie!
Was die Ereignisse eines einzigen Tages doch alles bewirken können.
9
Kate wartete draußen auf der Eingangstreppe, während Jack sich dem Arsley näherte. Sie war nicht alleine. Im abnehmenden Licht konnte er neben ihr einen hoch gewachsenen, hageren Mann mit hoch gezogenen Schultern in einem Anzug ausmachen.
Er fragte sich, wer das sein mochte.
Er hatte gedacht, dass die beste Möglichkeit, zum Pelham Parkway und zurück zu gelangen, darin bestand, mit dem Wagen zu fahren, daher hatte er seine Dienste angeboten. Doch er hatte erwartet, nur Kate als Passagier mitzunehmen.
Er spürte, wie bei ihrem Anblick ein Lächeln um seine Lippen spielte, und er war erneut verblüfft, was für eine gut aussehende Frau sie war. Betont schlicht und lässig mit einer weißen Bluse und einer schwarzen Hose bekleidet, schaffte sie es trotzdem, ein Flair von Geschmack und Stil zu verbreiten. Ihr Begleiter schien in ihrem Alter zu sein, wirkte aber wesentlich unscheinbarer. Jack hoffte nur, dass er nicht jener »ganz besondere« Partner war, den sie am vergangenen Abend erwähnt hatte. Sie hätte etwas entschieden Besseres verdient.
Er lenkte seinen zwei Jahre alten schwarzen Crown Victoria vor dem Paar an den Bordstein. Kate beugte sich zum Fenster auf der Beifahrerseite hinunter.
»Jack, das ist Dr. Fielding, Jeanettes Onkologe. Er möchte mitkommen.«
Wie toll, dachte Jack mürrisch.
Er hatte keine Ahnung, womit Kate ihn konfrontieren würde – eine dritte Person könnte möglicherweise seine Handlungsfreiheit einschränken. Sie hatte ihm von Jeanette Vega erzählt, einer alten Freundin aus Collegezeiten, die gerade eine Behandlung wegen eines Hirntumors hinter sich hatte und jemanden brauchte, der sich ein wenig um sie kümmerte. Und sie hatte ihm von diesem Holdstock erzählt, der einen Schlüssel zu Jeanettes Wohnung besaß und dort plötzlich unangekündigt aufgetaucht war. Das sowie sein offensichtlicher Einfluss auf Jeanette machten ihn zu einer höchst seltsamen und fragwürdigen Erscheinung. Es war zu hoffen, dass ihre abendliche Exkursion ohne Zwischenfälle verlief – Jack fand Sekten im Allgemeinen unangenehm und gespenstisch. Viel zu unberechenbar. Die Ereignisse in Jonestown und diese Hale-Bopp-Spinner waren dafür das beste Beispiel.
Doch er lächelte und meinte: »Schön. Warum nicht?«
Der Arzt stieg hinten ein, und Jack fiel dabei dessen dunkles, gegeltes Haar auf, das durch den Kamm zu langen, glänzenden Strähnen geordnet worden war. Er reichte Jack eine knochige, ausgesprochen langfingrige Hand. »Jim Fielding.«
»Jack.« Mehr sagte er nicht, als er Fieldings Hand schüttelte. Dann: »Ein Onkologe, der Hausbesuche macht. Werde ich möglicherweise Zeuge eines historischen Ereignisses?« Er wandte sich zu Kate um, die soeben den Sicherheitsgurt anlegte. »Ich hoffe doch, dass du keine illegalen Zwangsmaßnahmen angewandt hast.«
»Gibt es denn legale Zwangsmaßnahmen?«, fragte Kate. »Nein, Dr. Fielding bestand von sich aus darauf
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