Handyman Jack 08 - Der schwarze Prophet
überprüfen müssen …
Und wenn er dort niemanden antraf … was dann?
Jensen hatte keine Ahnung.
* * *
Jack beobachtete, wie Jensens Fahrstuhlkabine bis in den zehnten oder elften Stock hinunterfuhr und stoppte. Sie war knapp eine Minute, nachdem Jensen sie verlassen hatte, gestartet. Offensichtlich waren die Kabinen dergestalt programmiert, dass eine in der Lobby und die andere in der Mitte des Schachtes wartete, wenn sie nicht benutzt wurden.
Wenigstens verschaffte ihm das einigen Raum.
Um was zu tun?
Eins wusste er genau: Auf keinen Fall konnte er auf diesen Sprossen bis zum nächsten Tag ausharren.
Die allgegenwärtigen Überwachungskameras in jedem Stockwerk schränkten seine Möglichkeiten ein. Bradys Höhle und diese Fahrstuhlschächte waren die einzigen Bereiche, in denen er sich unbeobachtet bewegen konnte. Er könnte zum Grund des Schachtes hinunterklettern und sich dort verstecken, bis er sich über einen möglichen Fluchtweg klar wäre. Oder …
Oder was?
Jack entdeckte eine metallene Inspektionstafel zwischen den Fahrstuhltüren. Verzweifelt auf der Suche nach irgendeiner Möglichkeit, irgendeinem Plan, holte er den Schraubenzieher hervor und rückte den rostigen Schrauben zu Leibe. Als er die Platte abnahm, fand er gut ein halbes Dutzend Drähte, die mit zwei Schaltern auf der gegenüberliegenden Seite verbunden waren. Es dauerte einen Moment, bis er begriff, dass er das Innere des Gehäuses mit den Fahrstuhlrufknöpfen vor sich hatte.
Das nützte ihm verdammt wenig.
Aber dann kam ihm ein Gedanke … eine vage Idee …
Jack hatte geplant, sich Jensen später vorzunehmen. Aber vielleicht könnte er es doch jetzt gleich tun und anschließend einfach von hier verschwinden.
Er streckte eine Hand nach den Drähten aus …
* * *
»Wo zum Teufel ist er?«, murmelte Jensen.
Er holte sein Sprechfunkgerät aus einer Tasche und rief die Lobby.
»Cruz? Eine Spur von Roselli?«
»Nein, Sir. Ist er nicht oben bei Ihnen?«
»Haben Sie mich nicht beobachtet?«
»Doch, Sir.«
»Dann kennen Sie ja die Antwort auf Ihre Frage.«
Am liebsten hätte er noch »Sie Idiot« hinzugefügt, verzichtete aber darauf. Es wäre falsch, vor einem Untergebenen Hilflosigkeit zu demonstrieren. Eher war es wichtig, stets den Eindruck zu erwecken, dass man alles unter Kontrolle hatte.
»Aber, Sir, das ist unmöglich«, jammerte Cruz.
»Er hat weder den Fahrstuhl noch die Treppe benutzt und …«
»Apropos Treppe, haben die Türen gemeldet, dass ich sie geöffnet habe?«
»Ja, Sir.«
Verdammt. Er hatte gehofft, dass dort der Fehler lag: ein fehlerhafter Türsensor. Aber dann hätte der Kerl von den Kameras im Besinnungsstockwerk und im Treppenhaus erfasst werden müssen.
Eine beschissene Situation.
»Ich schau mich weiter um«, gab er an Cruz durch, dann schaltete er das Funkgerät aus.
Er ging zu den Fahrstühlen und drückte auf den ABWÄRTS-Knopf. Während er auf die Kabine wartete, drehte er sich um und betrachtete den freien Raum der Besinnungsebene und die Türme der City jenseits der hohen Fensterfront. Viele waren sogar um diese Zeit erleuchtet. Aber er war jetzt nicht in der Stimmung, das Panorama zu genießen.
Dieser Tempel war seine Domäne. Er war hier für die Sicherheit verantwortlich. Letzte Woche war jemand, der unter drei falschen Identitäten auftrat, in seine Domäne eingedrungen und hatte ihn verbrannt.
Noch immer empfand er tiefe Scham. Und jetzt war jemand anders – oder vielleicht derselbe Mann – in sein Hoheitsgebiet eingedrungen und darin verschwunden.
Jensen musste ihn finden.
Das hieß, dass der Tempel im wahrsten Sinne des Wortes von oben bis unten durchsucht werden musste. Anfangen würde er mit Bradys Stockwerk. Er vermochte sich einfach nicht vorzustellen, wie jemand ins zweiundzwanzigste gelangt sein konnte.
Nur er und Brady kannten den Zugangscode. Ohne ihn konnte man so oft man wollte auf die »22« drükken, doch die Kabine würde im einundzwanzigsten Stock anhalten und nicht weiter hochsteigen, es sei denn, jemand im zweiundzwanzigsten – Brady oder Vida, seine Sekretärin – deaktivierten die Stoppautomatik.
Jemand im zweiundzwanzigsten Stock? Keine Chance.
Aber das scheinbar Unmögliche war bereits passiert, daher …
Er würde den zweiundzwanzigsten Stock allein durchsuchen müssen. Er könnte nicht zulassen, dass ein Trupp TPs Bradys Gemächer filzte. Aber wenn er sich vergewissert hätte, dass die Etage verlassen war, würde er die nächste Schicht
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