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Handyman Jack 09 - Das Höllenwrack

Handyman Jack 09 - Das Höllenwrack

Titel: Handyman Jack 09 - Das Höllenwrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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wäre ich schon um einiges glücklicher. Aber wie es aussieht, werde ich dieses Glück nicht haben. Die Dinge laufen nicht zu meinen Gunsten. Ich muss mit Gefängnis rechnen, Jack.«
    Wie vom Donner gerührt konnte Jack seinen Bruder nur entgeistert anstarren. Tom? Im Knast?
    Schließlich fand er seine Stimme wieder. »Warum?«
    Ein raues, gezwungenes Lachen. »Warum? Ich kann jetzt zurückschauen und sagen, dass mich meine Überheblichkeit und eine zu schwache Willenskontrolle so weit gebracht haben. Aber damals, als ich der Meister meines Spiels war – jedenfalls glaubte ich das –, war alles nur ein riesengroßes Puppentheater, und ich war einer von denen, die die Fäden zogen. Und was das Warum angeht … möchtest du eine Liste haben? Wie wäre es mit Schmiergeldern und verbotener Einflussnahme? Oder mit einer Anklage wegen richterlicher Amtsvergehen und Verschwörung?«
    »Mein Gott, Tom.«
    »Ich habe mir einige fragwürdige Dinge geleistet, als ich meine Kanzlei noch hatte, aber es waren Dinge, die die meisten Anwälte tun. Arbeitsstunden mehrfach in Rechnung zu stellen, das war weit verbreitet. Genauso war es mit dem Verdoppeln, Verdreifachen, ja sogar mit dem Vervierfachen von Rechnungen. Wenn ich Mandanten besuchen musste, versuchte ich stets, zwei oder drei Treffen in der gleichen Gegend zu arrangieren. Meine Uhr begann zu laufen, wenn ich den Wagen startete, und ich rechnete nicht nur mit jedem Klienten die gleiche Fahrzeit ab, sondern unterwegs sprach ich noch mit einem vierten am Telefon. Verdammt, manchmal stellte ich mehr als zwanzig Stunden für einen achtstündigen Arbeitstag aus. Und nebenbei jonglierte ich noch mit Stiftungsgeldern herum. Es wurde manchmal verdammt knapp, aber ich bin nie erwischt worden.«
    Jack fragte sich, weshalb Tom ihm all das erzählte. Es musste einen gewichtigen Grund dafür geben. Wenn er sich bei ihm Geld leihen wollte, warum kam er nicht einfach damit heraus und fragte ihn?
    »Das Richteramt gab mir dann den Rest. Auf Lebenszeit berufen zu werden war für mich keine gute Sache – ganz und gar nicht. Arrogant war ich und selbst überschätzt hatte ich mich schon vorher, aber jetzt wurde meine Haltung geradezu königlich. Mein größtes Risiko waren falsche Entscheidungen, die von einem Berufungsgericht schnell korrigiert werden konnten. Aber ansonsten war ich alleiniger Herrscher in meinem kleinen Reich. Ich war der Chef meines Gerichtssaales, ein König. In Wirklichkeit war ich ein kleiner Statthalter, dem einiges zu Kopfe gestiegen war.
    Ich erlaubte mir die üblichen altehrwürdigen Grauzonengeschichten – du weißt schon, ich schickte Gerichtsdiener los, um meine Klamotten aus der Reinigung zu holen, rechnete für private Reisen Spesen und Kilometergelder ab oder baggerte attraktive Anwältinnen oder Gerichtsschreiberinnen an. Und dann pflegte ich auch die altehrwürdige richterliche Praxis des ›Beugens‹. Es ist sehr einfach, Gerichtsentscheidungen zu beeinflussen. Ich half meinen alten Freunden und schadete meinen alten Feinden. Aber ich überschritt die Grenze, als ich anfing, Geschenke von Parteien anzunehmen, die mit Fällen in Verbindung standen, für die ich zuständig war. Und daraufhin traf ich für sie freundliche Entscheidungen.«
    Mein Bruder eine Schande der Justiz … allmächtiger Gott.
    Einerseits wollte Jack dieses Gespräch auf der Stelle beenden, aber irgendetwas in ihm – es war jener Teil, der einen dazu bringt, langsamer zu fahren, wenn man einen Unfallort passiert – wollte mehr wissen.
    »Du hast dich bestechen lassen?«
    »Wenn du Briefumschläge voller Geld meinst, dann nein. Jedenfalls nicht am Anfang. Nein, was ich bekam war, sagen wir, eine Luxusreise für mich und die zu diesem Zeitpunkt aktuelle Schlampe auf die Bermudas oder die Caymaninseln oder nach San Juan, wo ich dann ein dickes Rednerhonorar einstrich, weil ich vor irgendeiner Versammlung einen kurzen Vortrag hielt. Alles lief auf höchst verschlungenen Wegen, alles sehr vorsichtig und unauffällig, alles ethisch fragwürdig, aber fast unmöglich zu beweisen.
    Die Probleme begannen nach meiner zweiten Scheidung, als ich nichts anderes hatte als zwei Schlampen, die mir gemeinsam das Blut aussaugten. Wegen der Unterhaltszahlungen für sie und die lieben Kleinen – die ihnen zu den Ohren herauskamen – musste ich irgendetwas unternehmen. Also ging ich dazu über, Geld anzunehmen. Und es kam so weit, dass ich gleich ein Schild mit der Aufschrift ›Käuflich‹ an die

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