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Handyman Jack 10 - Der Erbe

Handyman Jack 10 - Der Erbe

Titel: Handyman Jack 10 - Der Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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nicht mal das glaubte er. Die Festplatten waren nutzlos.
    Enttäuscht fuhr er weiter zum Krankenhaus um nach Gia und Vicky zu sehen – keine Veränderung. Normalerweise könnte das auch eine gute Nachricht sein, aber nicht in diesem Fall.
    Dann machte Jack sich daran, jemanden zu finden, der ihm etwas über das Baby sagen könnte. Diesen Jemand fand er in der Registratur. Wilma Dryden war wohl an die 50 und trug einen blauen Rock und einen Blazer. Sie sah effizient und wichtig aus.
    »Ah, Mr. Westphalen«, sagte sie und blickte von ihrem Tisch auf. »Ich bin ja so froh, dass Sie hergekommen sind. Sie sind schwer zu finden.«
    »Ich musste viele verschiedene Dinge gleichzeitig tun. Wo ist mein Baby?«
    »Ihr Verlust tut mir sehr leid. Sie befindet sich in unserer Leichenhalle.«
    Jack schloss die Augen und spürte, wie sich seine Kehle zusammenzog.
    Sie … das hieß, der Name des Babys war Emma.
    Emma … seine … ihre Emma war in der Leichenhalle.
    Jack wusste eine Menge über Leichenhallen – mehr als ihm lieb war. Beim Gedanken an Emma in einem Sack in einem Kühlfach im Keller schauderte es ihn.
    »Ich vermute, Sie sind gekommen, um die Formalitäten für die Beerdigung zu erledigen.«
    Beerdigung? Daran hatte er noch überhaupt nicht gedacht.
    »Nein … eigentlich nicht.«
    »Nun, laut Gesetz muss jede Fehlgeburt über die 20. Woche hinaus entweder begraben oder eingeäschert werden.«
    Einäschern … Emma? Am liebsten würde er losschreien.
    »Ich kann das im Augenblick nicht entscheiden. Meine … meine Frau liegt im Koma. Ich würde gern unser Baby sehen.«
    Wilma Dryden runzelte die Stirn. »Halten Sie das für eine gute Idee? Ich meine, bevor der Bestatter dazu gekommen ist, die …«
    »Ich weiß nicht, wann das sein wird und ich habe nicht vor, so lange zu warten. Ich will sie jetzt sehen.«
    »Nun, ich kann nicht …«
    Jack sprach zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. »Ich will sie sehen. Sofort.«
    »Hören Sie, Mr. Westphalen, es gibt keinen Grund …«
    Er schlug mit der Hand auf ihren Tisch.
    »Augenblicklich!«
    Sie zuckte zusammen und rollte ihren Stuhl zurück.
    Er senkte die Stimme. »Bitte.«
    10.
    Der Diensthabende in der Leichenhalle war ein freundlich aussehender älterer Herr. Er kontrollierte den Pass, den Mrs. Dryden für Jack hatte ausstellen lassen, dann ging er voran zu einer Reihe von Schubfächern. Jack spürte, wie sich seine Füße wie von selbst bewegten. Er wollte das hier nicht tun, aber er konnte nicht anders. Er war es Emma … und Gia … und sich selbst schuldig.
    »Es ist eine schreckliche Sache für ein Baby, zu sterben, bevor es noch einen einzigen Atemzug getan hat«, sagte der Mann. »Mein Beileid, Mister.«
    Jack schwieg dazu.
    Sie blieben vor einem Schubfach stehen. Der Angestellte zog es heraus und darin befand sich ein schwarzer, mit einem Reißverschluss zugezogener Leichensack. Ein kleiner Klumpen beulte das Plastik in der Mitte aus.
    Emma.
    Jack starrte hin, konnte sich aber nicht rühren.
    »Möchten Sie … soll ich ihn öffnen?«
    Jack konnte nur nicken.
    Der Reißverschluss wurde aufgezogen, die Kanten auseinandergeschlagen, und da war sie. Sie lag auf der Seite.
    Emma war ein winziges Etwas, vielleicht von der Größe eines Kätzchens, und blass, von einem fast schon bläulichen Weiß. Ungefähr 30 Zentimeter der Nabelschnur befanden sich noch an ihr. Ihre Augen waren geschlossen, aber der Mund war offen; ihre Knie waren angezogen und die winzigen Fäuste waren unter dem Kinn geballt … als wäre sie unter Schmerzen gestorben.
    Jack beugte sich vor und berührte sie. Er fuhr mit der Fingerspitze über ihre Augenlider, hinunter über ihre Lippen und an einem der Arme entlang. Ihre Haut fühlte sich überhaupt nicht an wie die eines Babys – sie war kalt, dick, fast hart. Er wollte etwas sagen, etwas so Simples wie ›Hallo, Emma‹, aber seine Stimme versagte ihren Dienst.
    Er sah einen Wassertropfen auf ihrer Schulter. Er berührte ihn. Er fühlte sich warm an. Dann war da noch einer. Und noch einer.
    Er begriff, dass das Tränen waren.
    11.
    Jack saß in dem Warteraum für die Angehörigen. Sein Körper lechzte nach Schlaf, sein Verstand schrie nach einer Verschnaufpause, aber das war ihm nicht vergönnt. Jedes Mal, wenn er die Augen schloss, sah er Emma vor sich, kalt und weiß in ihrem Leichensack.
    Er raffte sich auf und sah auf die Uhr. Kurz nach elf. Zeit, einen weiteren Leichnam aufzusuchen.
    Er verließ das Krankenhaus und wandte sich

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