Handyman Jack 10 - Der Erbe
ja. Aber nur zum Reden. Nur für eine Minute.«
Ja. Er bewegte sich hier wirklich auf dünnem, sehr dünnem Eis.
Er trat in das Zimmer, schaltete das Licht aber nicht ein. Er dachte sich, sie wollte wahrscheinlich nicht mit tränenverschmiertem Gesicht gesehen werden. Und, ganz ehrlich, er wollte diese schwarzen Augen von ihr lieber nicht sehen. Die von ihrem Vater hatten ihm nichts ausgemacht, aber Dianas … Er hatte sie mit normalen, blauen Augen aufwachsen sehen. Wenn er sie jetzt als glänzende schwarze Halbkugeln sah, dann machte ihm das zu schaffen. Das kleine Mädchen hatte sich in etwas anderes verwandelt.
Er war froh, dass sie Tag und Nacht eine Sonnenbrille trug – aber höchstwahrscheinlich würde sie die nicht im Bett tragen.
Von den Flutlichtern drang genug Licht durch die Rollläden, dass er die zusammengekrümmte Gestalt ausmachen konnte, die da im Bett saß, mit der Bettdecke zum Hals hochgezogen und dort von zwei kleinen Händen gehalten, die aus den Ärmeln eines ihrer langen Flanellnachthemden ragten. Er wusste von ihnen, weil er sie für sie eingepackt hatte.
Er fand einen Stuhl und zog ihn neben das Bett, dann setzte er sich so, dass er sie ansah.
»Ich kann mir nicht vorstellen, was du durchmachen musst. Keiner von uns kann das. Du musst vor Angst fast verrückt werden.«
Ein Wimmern: »Das tue ich.«
»Ich hoffe, du weißt, dass wir hier für dich da sind und dass wir bereit sind, für dich zu sterben. Aber mir ist klar geworden, das reicht nicht. Du brauchst eine Familie. Wir werden diese Familie sein. Du hast ein Dutzend Onkel.« Nur acht, dachte er, wenn Miller und seine Leute nicht zurückkamen. »Wir nehmen dir alles ab, so gut es geht. Wir werden dich unterrichten, mit dir spielen, wenn du das willst, wir werden dich in Ruhe lassen, wenn du für dich sein willst. Das Wichtigste, was du bei alldem wissen musst, ist, dass du nicht allein bist, Diana.«
Sie begann wieder zu weinen – dieses Mal tief gehende, herzerweichende Schluchzer. Das Geräusch machte ihn fertig.
Ganz unbewusst griff Cal nach vorn und nahm ihre Hand. Er war darauf vorbereitet, dass sie sich ihm entziehen würde, und das war okay so, aber stattdessen klammerte sie sich mit beiden tränenfeuchten Händen daran.
»Ich habe so schreckliche, schreckliche Angst!«
»Das ist vollkommen in Ordnung. Du hast dir dieses Leben nicht ausgesucht, das weiß ich, und es wird nicht einfach werden, aber wir versuchen alle, das Beste daraus zu machen.«
»Du … du verstehst das nicht. Ich habe Angst vor einem Alarm. Ich will keinen Alarm kriegen.«
Cal konnte das nachvollziehen. Er hatte ihren Vater gesehen, wenn der von einem Alarm erfasst wurde. Das sah nicht angenehm aus. Diana hatte das zweifellos auch gesehen. Kein Wunder, dass sie davor Angst hatte.
Aber was sollte er dazu sagen?
»Ich kann dir nur sagen, dass wir dir auf jede erdenkliche Art helfen werden.«
Das klang so unglaublich lahm.
»Aber was, wenn ich des Nachts einen bekomme?«
Cal fiel dazu nichts ein bis auf das noch lahmere »Wir kommen, sobald du uns rufst.« Dann fiel ihm noch etwas ein: »Vielleicht erhältst du gar keine Alarme.«
»Warum nicht?« Sie klang fast beleidigt.
»Na ja … was würden sie jetzt nützen? Solange sie nicht etwas direkt hier auf Nantucket betreffen, was könnten wir schon unternehmen?«
Nach ein paar Herzschlägen sagte sie: »Meinst du wirklich?«
Er hatte nicht die geringste Ahnung, fühlte sich aber verpflichtet, ihr so weit wie möglich ihre Ängste zu nehmen.
»Es ist eine Möglichkeit.«
»Kannst du nicht bei mir bleiben?«
Er versuchte, Zeit zu schinden. »Ich kann hierbleiben, während du jetzt schläfst. Leg dich zurück. Ich stehe – ich meine, ich sitze Wache. Dir wird nichts passieren.«
Sie ließ mit einer Hand los, hielt seine Hand mit der anderen aber immer noch fest umklammert. Sie rutschte tiefer unter der Bettdecke und lag reglos da. Nach ein paar Minuten war sie eingeschlafen.
Cal saß da und hielt ihre Hand. Vielleicht würde sie nicht mehr ganz so nervös sein, wenn sie erst einmal einen oder zwei Alarme erlebt hatte. Bis dahin musste er tun, was zu tun war. Wenn das hieß, dass er die ganze Nacht ihre Hand halten musste, dann war das eben so.
Mit der freien Hand schalte er sein Handy auf Vibrationsalarm um.
Wo zum Teufel war Miller?
2.
Jack saß dösend im Warteraum für die Angehörigen, als der Vibrationsalarm seines Telefons losging. Er erkannte die Nummer des Anrufenden – Russ
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