Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Handyman Jack 10 - Der Erbe

Handyman Jack 10 - Der Erbe

Titel: Handyman Jack 10 - Der Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
Vom Netzwerk:
keine. Dieses abgelegene Haus an diesem abgeschiedenen Ort direkt am Atlantik bot ihnen mehr Sicherheit als jeder andere Ort, für den sie sich hätten entscheiden können, aber er behinderte sie auch. Selbst wenn sie genug Leute hätten, um auf einen Alarm zu reagieren, so waren sie doch viel zu weit ab vom Schuss, um etwas unternehmen zu können.
    Militia Vigilum … die Worte waren nur noch Spott: Sie konnten zwar wachsam sein, nur handeln konnten sie nicht.
    Er hatte fast das Gefühl, als würde auch der Verbündete sie verspotten: Ganz egal, was ich euch sage, egal wie furchtbar es ist, ihr rennt los und macht es. Ich sage ›Springt!‹ und ihr fragt ›Wie hoch?‹.
    Er hatte nie auch nur im Geringsten seine Beziehung zum Verbündeten infrage gestellt. Der war immer der mächtige, weise Befehlshaber gewesen und er war immer der winzige fleischgewordene Auswuchs, der seinen Befehlen folgte. Aber bei seinem letzten Einsatz war er dazu nicht fähig gewesen – er hatte sich schlicht geweigert.
    Verlor er den Glauben?
    Er hoffte nicht. Denn dann wäre sein ganzes Leben vergeudet, ein sinnloses Unterfangen. Eine Lüge.
    Niedergeschlagener, als er sich je erinnern konnte, schaltete er den Bildschirm aus, blieb aber sitzen. Wenn Miller doch nur …
    Ein Geräusch.
    Er richtete sich auf und lauschte. Es kam vom anderen Ende des großen Raumes … aus dem Schlafzimmer dahinter.
    Die Stimme eines weinenden Mädchens.
    Sie hatten Diana in dem Schlafzimmer untergebracht, das sie bekommen hätte, wenn ihr Vater noch am Leben wäre. Außerdem war es im ersten Stock sicherer.
    Sicherer, aber auch einsamer.
    Cal stand auf und bewegte sich langsam, überlegend durch den großen Raum. Die Schlafzimmertür stand einen Spalt weit offen, aber der Raum dahinter war dunkel. Das Weinen wurde lauter, je näher er kam.
    Als er die Tür erreichte, zögerte er. Sie war 13, ihr Vater war vor wenigen Tagen ermordet worden und sie war verletzlich, äußerst verletzlich.
    Verdammt.
    Bei allem anderen, was gerade passiert war – wie sie hier überstürzt angekommen waren, wie sie von Zeklos’ Tod und der Botschaft erfahren hatten, wie Miller und seine Leute aufgebrochen waren –, hatte er das Mädchen, und wie es sich fühlen musste, vollkommen vergessen.
    Sie brauchten eine erwachsene Frau hier, jemanden, mit dem Diana reden konnte, mit dem sie sich austauschen konnte, an deren Schulter sie sich ausweinen konnte. Ein Oculus zu sein war schon für einen Erwachsenen eine entsetzliche Verantwortung. Für ein heranwachsendes Mädchen musste das eine kaum zu schulternde Last sein.
    Ein heranwachsendes Mädchen … oh verdammt, hatte sie bereits die Periode? Wer würde mit ihr darüber reden? Wer würde ihr Tampons kaufen oder was sonst die Mädchen heutzutage benutzten?
    Wir brauchen eine Frau!
    Aber es gab keine weiblichen Yeniceri. In der Beziehung war die MV ausgesprochen konservativ. Frauen hatten noch nie dazugehört und deswegen würden Frauen auch nie dazugehören.
    Vielleicht war das auch gar nicht so falsch. Man musste sich nur den Aufruhr und die Ablenkung vorstellen, die es deswegen in den Trainingscamps geben würde.
    Die arme Diana. Sie konnte nicht zur Schule gehen und keinen Freund haben. Nicht mit diesen Augen. Das würde zu viele Fragen aufwerfen, die sich nicht beantworten ließen.
    Also blieb alles an Cal hängen.
    Er musste vorsichtig vorgehen. Sie durfte nicht auf den Gedanken kommen, dass es ihm um etwas anderes als ihr Wohlergehen gehen könnte; dass sein Klopfen an ihrer Tür um diese Uhrzeit etwas anderes bedeuten könnte als die reine Frage, ob er ihr helfen könne. Ihre Welt war auseinandergebrochen. Sie musste am Boden zerstört und vollkommen verängstigt sein. Er wollte dem nicht noch andere Befürchtungen hinzufügen.
    Er klopfte gegen den Türrahmen.
    »Diana?«
    Ein verschrecktes Keuchen, dann ein tränenverzerrtes, zögerliches: »Ja? Wer ist da?«
    »Ich bin es, Davis. Ist alles in Ordnung?«
    Lauteres Schluchzen war die Antwort auf seine Frage.
    Er lehnte sich an den Türrahmen, unsicher, was er tun sollte. Er kannte hundert Möglichkeiten, einen Menschen zu töten, hatte aber nicht die geringste Ahnung, wie man ein junges Mädchen tröstet, das gerade den letzten Elternteil verloren hat. Vielleicht wenn er selbst mal Vater gewesen wäre, aber so …
    »Möchtest du reden?«
    Ein Schnüffeln. »Geht schon.« Wieder ein Schnüffeln. »Nein, warte. Ja.«
    »Ist es in Ordnung, wenn ich hereinkomme?«
    »Äh –

Weitere Kostenlose Bücher