Handyman Jack 10 - Der Erbe
Außerdem tickte die Uhr.
Er trat zum Bett und musterte seine heutigen Einkäufe, die er auf der geblümten Bettdecke ausgebreitet hatte.
Nachdem er sich das Haus aus der Ferne angesehen hatte, war er in die Stadt gefahren, um ein paar Dinge einzukaufen. Er hatte die Hauptstraße und alles drum herum auf der Suche nach weißen Kleidungsstücken auf den Kopf gestellt. Es waren nicht viele Geschäfte geöffnet und die, die es noch waren, schlossen früher aufgrund des Sturms. Er fand einen Laden mit einer Skiabteilung, aber die Herrenmodelle waren alle rot oder blau oder gelb oder eine Kombination aus allen drei Farben.
Aber auf dem Damenständer gab es weiß en masse. Er sah sich die größten Nummern an und erntete merkwürdige Blicke, als er sie anprobierte. Er entschied sich für einen weißen Parka mit einer pelzgesäumten Kapuze und weiße Skihosen, die ihm beide zu klein waren, aber noch groß genug, dass er sich hineinzwängen konnte. Dann kaufte er noch eine übergroße weiße Daunenbettdecke. Als i-Tüpfelchen besorgte er sich noch mehrere Meter halbzölliges Nylonseil bei einem Schiffs-Ausstatter in der Nähe der Docks.
Dazu packte er jetzt die zwei Heckler & Koch, die er in den letzten Tagen erbeutet hatte. Seine gewohnte Glock wäre ihm lieber gewesen, aber diese beiden Schätzchen verfügten bereits über Schalldämpfer der Extraklasse. Er wollte den Lärm auf ein Minimum begrenzen.
Eine Sache war noch zu erledigen, bevor er sich auf den Weg machte: ein Anruf auf der Intensivstation. Stokely hatte Dienst.
Als er ihr seine ständige Frage stellte, sagte sie: »Ich fürchte, nicht gut. Bei Ihrer Frau hat sich eine Arrhythmie eingestellt und …«
»Das ist etwas mit dem Herzen?«
»Genau. Im Augenblick haben wir es noch unter Kontrolle, aber das ist nur eine Frage der Zeit.«
»Ich hoffe, Sie bitten mich nicht darum, die Geräte abschalten zu lassen.«
»Nein. Das wird nicht nötig sein.«
Ein abgeschotteter Teil tief in seinem Innern hatte das befürchtet, aber es jetzt ausgesprochen zu hören …
»Es gibt keine Hoffnung?« Er konnte kaum die eigenen Worte verstehen.
»Hoffnung gibt es immer, aber …«
Jack wusste, was sie da nicht mehr ausgesprochen hatte: … aber nicht genug, dass es etwas ändert.
»Ich weiß ja nicht, wo Sie sind, aber ich rate Ihnen, herzukommen, solange das noch geht, bevor der Schnee Sie daran hindert.«
Er wollte ja bei ihnen sein – sie konnte sich gar nicht vorstellen, wie sehr. Aber Dr. Stokely und all ihre Leute konnten ihm keine Hoffnung mehr machen. Und vielleicht das Haus da auf der Landenge auch nicht, aber es bot wenigstens die Chance einer Hoffnung. Also war das der Weg, den Jack beschreiten musste.
»Ich werde da sein. Bald.«
Das hoffte er wenigstens.
Jacks Empfindung von Dringlichkeit ließ sich nicht noch steigern, also blendete er sie aus und konzentrierte sich auf den Augenblick. Er wickelte sich das Seil um den Bauch, dann wickelte er seine Einkäufe und ein paar zusätzliche Extras in die Bettdecke und schleppte alles zu dem Jeep auf dem Stellplatz auf der anderen Straßenseite. Er wusste, der weiße Pelzparka würde im Hotel Aufsehen erregen, deswegen zog er ihn erst im Auto an.
Was den Rest der Nacht anging, so bezweifelte er stark, dass das, was da in dem Haus vorgehen würde – egal ob es der Tod einiger Yeniceri oder sein eigener war –, jemals der Polizei gemeldet werden würde. Die Yeniceri hatten ihre eigenen Gesetze. Genau wie Jack. Keiner von ihnen würde da jemand anderen hineinziehen.
Trotzdem wollte er es vermeiden, Aufsehen zu erregen. Es war keine augenblickliche Strategie, es war eine Lebensweise.
Als er fertig war, rollte er die Decke zusammen, klemmte sie sich unter den Arm und stieg aus dem Jeep. Er öffnete das doppelflügelige Tor, das auf den Rasen hinausführte. Erst als er die Nordseite des Hotels erreichte, spürte er die volle Wucht des Sturms. Eine schneelastige Böe ließ ihn stolpern. Er lehnte sich hinein und stampfte vorwärts.
Durch den tosenden Sturm war kaum mehr erkennbar, wie viel Schnee gefallen war. Einige Stellen des Rasens waren bis auf das abgestorbene Gras blank gefegt, an anderen hatten sich Schneewehen gebildet, die mehr als einen halben Meter hoch waren. Und der Sturm hatte erst vor wenigen Stunden eingesetzt.
Jack hatte von dem Phänomen des Whiteouts gehört; das war jetzt das erste Mal, dass er einen erlebte.
Er folgte dem abschüssigen Rasen hinunter zu einer Plattform, die wie eine
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