Handyman Jack 10 - Der Erbe
nur, sie braucht uns. Sie wird sich von den negativen Gefühlen nähren, die sie in uns erzeugt, sobald sie alles übernommen hat.«
»Nun, Ihr Kumpel Miller hat ihr da heute ein paar leckere Häppchen serviert.«
»Aber es wäre um vieles schlimmer gewesen, wenn wir sie nicht aufgehalten hätten. Und Sie können über Miller sagen, was Sie wollen, aber er ist da draußen und schwitzt im Feuer und tut alles, was notwendig ist, um zu verhindern, dass sich die Andersheit weiter ausbreiten kann.«
»Das entschuldigt nicht …«
»Wir brauchen Sie, Jack. Seit wir die Zwillinge verloren haben, geht es mit uns immer weiter bergab. Heute Nacht war das perfekte Beispiel dafür. Miller hätte nicht im Traum daran gedacht, sich diesen Klopper zu leisten, wenn die Zwillinge noch da wären. Wir brauchen ein neues Zentrum. Sie – der Erbe –, Sie können das sein. Sie können uns alle wieder auf den rechten Weg zurückführen.«
Jack fühlte sich wie im Gefängnis. Davis hatte recht damit, dass die Andersheit auf dem Vormarsch war – er spürte es in den Knochen –, und damit, wie wichtig es war, sie im Zaum zu halten, aber das, was heute Nacht vorgefallen war, ging ihm entschieden gegen den Strich. Und doch wollte er Zugang zum Oculus, um über das große Ganze informiert zu bleiben.
Die Dinge waren um so vieles einfacher gewesen, bevor er von diesen Leuten erfahren hatte.
Er fischte einen 20er aus der Tasche und warf ihn auf den Tisch, als er aufstand.
»Ich werde darüber nachdenken. Ich werde für eine Weile geschäftlich unterwegs sein. Ich melde mich, sobald ich zurück bin. Vielleicht.«
Er gab Davis keine Gelegenheit mehr, darauf zu antworten.
Montag
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1.
Jack erwachte zum Geschnatter von 880-AM, einem der lokalen Sender, die 24 Stunden am Tag Nachrichten brachten.
Gestern Abend, nachdem er die Straße kontrolliert hatte, ob der mysteriöse Fremde wieder da war – er war es nicht –, hatte er das Radio eingeschaltet und war augenblicklich eingeschlafen. Er war während der Nacht ein paarmal wach geworden, hatte aber keine Meldungen über weitere Bombenexplosionen gehört.
Heute Morgen war es nicht anders.
So weit, so gut. Aber der Morgen hatte auch gerade erst begonnen.
Niemand gab Kommentare dazu ab, was da explodiert war oder wer dabei umgekommen sein könnte. Und es gab auch keine Meldung über eine Wohnung in Bay Ridge. Das FBI hielt die Nachrichten noch zurück.
Er sah auf die Uhr. Noch keine sechs. Manhattans Rushhour würde erst in einer oder anderthalb Stunden richtig einsetzen. Es konnte heute Morgen immer noch zu Terroranschlägen kommen.
Ja, sie hatten ein Gelege dieser Schmeißfliegen und ihr Waffenlager in die Luft gesprengt, aber ihm war trotzdem nicht wohl dabei: Was, wenn mehr als eine Zelle daran beteiligt war? Und was, wenn die andere Zelle ihr eigenes Waffenlager besaß? Würden sie das für einen eigenen Anschlag aufheben oder planten sie eine koordinierte Aktion? Waren die jetzt verhinderten Anschläge nur Teil einer ganzen zeitgleichen Anschlagsserie?
Deswegen wollte er diese Mistratten dem FBI in die Hände spielen. Aber dieser verfluchte Miller … Er hätte in dem Moment das FBI anrufen sollen, als er die Fässer mit dem Semtex sah.
Das kommt davon, wenn man sich mit anderen zusammentut.
Andererseits, wenn der Oculus und die MV nicht wären, hätte er von dem Anschlag nichts gewusst.
Das passte ihm alles ganz und gar nicht.
Er duschte, zog sich an und ging aus dem Haus. Es war gar nicht so kalt. Er beschloss, zu Fuß zu Gia zu gehen, statt sich ein Taxi zu nehmen. Er wollte die Stimmung in der Stadt erfühlen. Die Explosion auf Staten Island, und dazu noch in einem Container in einem Mietlager, schrie förmlich ›Terroranschlag‹.
Er sah unterwegs eine Menge misstrauischer Gesichter. Sie waren nicht beunruhigt, nicht verängstigt … nur vorsichtig. Aber die Stimmung würde ganz schnell umschlagen, falls U-Bahn-Tunnel, Brücken und Unterführungen in die Luft flogen.
Das war der Grund, warum er zu Gia wollte. Es war zwar noch früh, aber er wollte bei ihr und Vicky sein, falls es zu Anschlägen kam.
2.
Als er Gia zusah, die den Reißverschluss an Vickys blauem Wintermantel zuzog, bevor sie sie zur Bushaltestelle für den Schulbus brachte, kam Jack ein Gedanke.
»Hey, was hältst du davon, wenn wir Vicky heute freigeben und wir drei gehen Frühstücken?«
Vicky begann zu strahlen. »Ja! Pfannkuchen!«
Gia sah nicht hoch, als sie den
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