Handyman Jack 10 - Der Erbe
würde. Wenn sie – sie konnte an sie gar nicht anders als an eine Sie denken – auch nur die Hälfte von Vickys Intelligenz und Lebenslust hätte, wäre sie immer noch eine Gottesgabe.
Das Baby versetzte ihr einen schmerzhaften Tritt, dann noch einen. In der letzten Stunde war sie ganz schön aktiv gewesen. Vielleicht spürte sie, dass ihre Mutter Hunger hatte. Gia sah auf ihre Uhr: Es war bereits 12:30 Uhr.
»Was hältst du von Mittagessen?«
Vicky sah von ihrem Buch auf. »Das hier ist so lustig.«
»Hast du Hunger?«
»Ja, ich bin am Verhungern. Können wir zu Burger King gehen? Biiiiitte!«
»Nicht heute.« Beim Gedanken an verbranntes Fleisch wurde ihr übel. »Wie wäre es mit Kosher Nosh?«
»Aber da waren wir doch erst geeeestern.«
Vicky war richtig quengelig.
»Du kannst den Pita-Teller mit Hommos bestellen. Letztes Mal mochtest du den.«
»Kann ich nicht einen Cheeseburger haben?«
»Da gibt es keine Cheeseburger. Weißt du noch mit dem Hommos? Du hast gesagt, es sei das Beste, was du je gegessen hast.«
»Na gut. Aber kann ich auch eine große Gewürzgurke haben?«
»Du kannst zwei Gewürzgurken haben, wenn du willst.«
Vicky steuerte auf die Kasse zu. »Gehen wir!«
Gia folgte ihr mit dem tretenden Baby und viel Appetit. Nicht auf Gewürzgurke. Sie wollte Hering … eingelegten Hering in Sahnesoße. Lecker. Sie hatte den Geschmack schon fast auf der Zunge.
13.
Cal betrat das Kosher Nosh und sah sich um.
Der O hatte ihm die Frau und das Kind beschrieben und gesagt, sie würden die Straße überqueren, kurz nachdem sie das Lokal verlassen hatten. Cal wollte sich nur vergewissern, dass sie auch da waren, wo sie sein sollten.
»Zum hier Essen oder zum Mitnehmen?«, fragte der bärtige Mann hinter dem Tresen.
Essen? So wie sich sein Magen anfühlte? Völlig unmöglich.
»Ich bin nur auf der Suche nach einem Freund.«
»Tun Sie sich keinen Zwang an.«
Das Restaurant war zu drei Vierteln voll, aber er erspähte ihr kurzes blondes Haar beinahe augenblicklich. Von da, wo er stand, konnte er zwar nicht ausmachen, ob sie schwanger war, aber sie saß mit einem dunkelhaarigen kleinen Mädchen zusammen, das der Beschreibung des Oculus entsprach. Das Mädchen las ihr aus einem Buch vor und beide lachten.
Cal hatte das Gefühl, der Raum würde sich um ihn drehen. Mutter und Tochter – das war offensichtlich. Sie waren zusammen unterwegs und genossen, dass sie zusammen waren.
Seine Knie wurden weich, als er vor sich sah, was hätte sein können. Er griff sich einen Stuhl und ließ sich darauf fallen.
Diese Frau … dieses Kind … wenn die Dinge anders gelaufen wären, wenn seine Eltern ihn nicht in einem ungeheizten, leer stehenden Haus dem Tod durch Erfrieren ausgesetzt hätten, dann hätten die Zwillinge ihn nicht retten müssen. Er hätte vielleicht eine normale Kindheit gehabt, hätte vielleicht eine Frau wie diese geheiratet und hätte ein Kind wie dieses.
Es war nicht das erste Mal, dass er daran dachte, aber meistens konnte er sich davor verschließen – von dem zu träumen, was hätte sein können, war eine Form der Selbstquälerei. Nutzlos. Zerstörerisch.
Aber heute, jetzt, in diesem Moment, konnte er diese Gedanken nicht unter den Teppich kehren. Er war im Begriff, eine Familie zu zerstören.
»Haben Sie Ihren Freund gefunden?«, fragte der Bärtige.
Cal schüttelte den Kopf. »Nein.«
Mehr bekam er nicht heraus. Er drehte sich um und stolperte auf den Bürgersteig hinaus.
Miller stand an der Ecke und wartete.
»Sind sie da drin?«
Cal nickte. »Sie sind da drin, aber ich kann es nicht tun.«
»Was?«
»Ich kann es nicht. Es geht einfach nicht«
»Scheiße.« Miller spuckte in den Rinnstein. »Du wirst echt zum Weichei, weißt du das?«
Cal kümmerte es nicht, was Miller oder sonst jemand – den Verbündeten eingeschlossen – von ihm dachte. Er würde sich nicht hinter das Lenkrad dieses Lieferwagens setzen.
»Lass es uns abblasen, ja?«
»Abblasen? Wir können das nicht abblasen! Das war ein Alarm, ein Befehl von höchster Stelle!«
»Bist du dir da sicher?«
»Was soll das denn jetzt heißen?«
»Ich meine, das kommt mir nicht richtig vor. Irgendwas stimmt hier nicht, Miller. Es kam mir schon das erste Mal nicht richtig vor, als sie zur Zielscheibe gemacht wurde, und jetzt fühlt es sich noch viel weniger richtig an. Und die Sache im Dezember – daran will ich gar nicht denken.«
Millers Miene wurde hart. »Wir sind Soldaten, Davis. Wir haben geschworen,
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