Handyman Jack - Story-Sammlung
dieses Wort. »Ich bin nicht verrückt! Und ich will dieses Wort nie wieder von dir hören!«
»Das spielt auch keine Rolle. Sobald Sie hier raus sind, werden mich die Untermieter losbinden.«
Gil lachte: »Na, wer ist hier verrückt?«
»Es stimmt. Sie werden mich befreien.«
»Das reicht jetzt«, brummte Gil. Das war nicht mehr komisch. Er mochte es nicht nur nicht, wenn man ihn verrückt nannte, er mochte auch den Umgang mit Verrückten nicht. Und dieser alte Mann redete nur noch wirr. »Ich will diesen Scheiß nicht mehr hören.«
»Sie werden schon sehen. Ich bin ihr Beschützer. Sobald Sie …«
»Sei ruhig!« Gil riss George am Hemd vom Bett hoch. Er verlor die Beherrschung – er spürte, wie es passierte. »Das macht mich verflucht wütend!«
Er stieß den Alten mit solcher Wucht gegen die Wand, dass das ganze Haus wackelte. George verdrehte die Augen und sackte auf das Bett zurück. Ein schmales rotes Rinnsal rann an seinem Kopf entlang und vermischte sich mit dem Grau der Haare auf seinem Hinterkopf.
»Schlaf fest, Opa«, sagte Gil.
Er ließ George auf dem Bett liegen und ging zurück in den anderen Raum. Dann schaltete er den uralten Fernseher wieder an. Nach einer Aufwärmphase, die ihm unglaublich lang vorkam, bildete sich ein Bild, flackerte ein paar Mal, blieb dann aber stabil. Er hoffte, dass er nicht schon wieder einen Psychiater zu sehen bekam, der sich über ihn ausließ.
Er hasste Psychiater. Aus tiefster Seele! Seit er wegen dem Mord an dieser College-Schnalle verhaftet worden war, hatte er mehr Psychiater gesehen, als man in diversen Leben verdauen konnte. Wieso musste die denn auch einfach abkratzen? Es war nicht fair. Er hatte sie nicht töten wollen. Wenn sie nur ein bisschen entgegenkommender gewesen wäre. Aber nein – sie musste ihm ins Gesicht lachen. Er war einfach nur wütend geworden, mehr nicht. Er war nicht verrückt. Er hatte nur einen aufbrausenden Charakter.
Psychiater! Was wussten die schon? Sie drückten ihm einfach einen Stempel auf, steckten ihn in eine Schublade und behaupteten, er habe kein Gewissen und würde nie etwas bedauern. Was hatten die denn für eine Ahnung? Wussten die, wie sehr er geweint hatte, als Mama bei diesem Feuer in Papas Auto umgekommen war? Er hatte tagelang geweint. Mama sollte gar nicht in der Nähe des Autos sein, als es Feuer fing. Nur Papa.
Er hatte eine Menge Gefühle und niemand durfte es wagen, etwas anderes zu behaupten!
Er sah eine Weile fern, auch ein paar Kurznachrichtensendungen, aber seine Flucht und die Belohnung, die der Alte von dem Mädchen ausgesetzt hatte, wurden nur nebenbei erwähnt. Dann kam die Meldung, dass er auf Staten Island gesichtet worden sei und dass die Suche sich dorthin verlagert hatte.
Er lächelte. Sie entfernten sich immer mehr von seinem tatsächlichen Aufenthaltsort.
Gegen halb zwölf schaltete er den Apparat aus. Es wurde Zeit, noch etwas zu schlafen. Bevor er es sich auf der Couch bequem machte, warf er noch einen Blick auf den alten Mann im Schlafzimmer. Er lag da und schnarchte gemütlich unter der Bettdecke. Gil wandte sich ab und wirbelte dann wieder herum.
Wie war er unter die Bettdecke gekommen?
Mit zwei Schritten war er am Bett. Sein Fuß stieß gegen etwas, das über den Boden polterte: Die Schuhe des Alten. Er hatte sie angehabt, als Gil ihn gefesselt hatte! Er riss die Bettdecke hoch und starrte verdutzt auf den alten Mann.
Georges Hände und Füße waren frei. Die Schnüre waren nirgends zu sehen.
In diesem Moment vermeinte er aus dem Augenwinkel eine Bewegung auf der Türschwelle zu sehen. Er wirbelte herum, aber da war niemand. Er drehte sich wieder zu George um.
»Hey, du alter Sack!« Er schüttelte ihn grob an der Schulter, bis George die Augen öffnete. »Aufwachen!«
George wurde langsam klar. »Was …?«
»Wie hast du das gemacht?«
»Verschwinden Sie!«
George rollte sich auf die andere Seite und Gil sah ein Stück Verbandmull, das über die Platzwunde geklebt war. Er warf ihn zurück auf den Rücken.
»Wie hast du dich losgebunden, verdammt noch mal?«
»Das habe ich nicht. Meine Untermieter …«
»Hör auf, mir diesen Scheiß zu erzählen.« Gil hob drohend den rechten Arm.
George zuckte zurück, schwieg aber. Vielleicht lernte er endlich.
»Du bleibst, wo du bist!«
Gil wühlte durch die Schubladen und Müllhaufen in dem anderen Zimmer, bis er noch mehr Schnur gefunden hatte. Während seiner Suche fand er Georges Kontoauszüge und ein paar nicht eingelöste
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