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Handyman Jack - Story-Sammlung

Handyman Jack - Story-Sammlung

Titel: Handyman Jack - Story-Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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konnte nicht danach rufen. Selbst wenn der Anblick der aus ihm hervorquellenden Eingeweide nicht unerträglich wäre, fehlte ihm mittlerweile die Kraft dazu. Und doch war Hilfe nur wenige Meter entfernt … das nächtliche Treiben auf den Straßen Quang Ngais … so nah …
    Mir glückt einfach nie etwas. Niemals.
    Es war ein so verlockender Deal gewesen. Sechs Kilo kambodschanischer Stoff. Den zurück nach Brooklyn zu schmuggeln wäre ein Kinderspiel und dann wäre er ein gemachter Mann gewesen. Onkel Tony wüsste, wie man das Zeug unter die Leute brachte und er stände endlich einmal gut da. Niemand würde ihn danach noch Fatman nennen. Die Älteren würden ihn Pasquale rufen und die Jüngeren Pat.
    Und Onkel Tony hätte ihn ›mein Junge‹ genannt, so wie er es immer getan hatte.
    Hätte. Könnte Onkel Tony ihn jetzt sehen, hieße das wohl eher ›hirnloser Trottel‹. Er konnte ihn beinahe hören: Sechs Kilo für zehn Riesen? Hast du sie nicht mehr alle, du Schwachkopf! Habe ich dir nicht immer gesagt, wenn es zu schön ist, um wahr zu sein, dann ist es das meistens auch nicht! Verdammte Scheiße! Hast du denn nicht gemerkt, dass du verarscht wirst?
    Nein. Hatte ich nicht. Weil ich es nicht merken wollte. Ich war viel zu scharf auf den Deal. Ich war auf das schnelle Geld aus. Wie üblich war ich mal wieder zu blöd, um zu sehen, dass dieser Scheißkerl Hung mich vorgeführt hat.
    Keine Drogen.
    Kein Deal.
    Nur ein langes, scharfes Messer.
    Die Sterne über ihm verschwammen und verliefen ineinander, dann wurden sie wieder klar.
    Der Schmerz war zuerst unerträglich gewesen, jetzt aber fühlte er ihn nicht mehr. Wäre da nicht diese Kälte, dann wäre das nicht anders, als würde man sich mit Whiskey und Gras zudröhnen und langsam wegdösen. Es war beinahe angenehm. Wenn da nicht die Kälte wäre. Und die Angst.
    Schritte … Sie kamen von rechts. Es gelang ihm, den Kopf ein paar Grad zu drehen. Eine einsame Gestalt kam auf ihn zu und zeichnete sich gegen die Lichter ab, die von der Straße hereinfielen. Ein langsamer, schwankender Gang. Wer auch immer das war, er schien es nicht eilig zu haben. War Hung zurückgekommen, um ihm den Rest zu geben?
    Nein, der Kerl war zu dünn, Hung sah anders aus.
    Die Gestalt kam zu ihm und hockte sich neben ihn. Im schwachen Licht der Sterne und der Straßenbeleuchtung sah Patsy ein runzliges Gesicht und einen silbrigen Ziegenbart. Der Kerl brabbelte etwas auf Vietnamesisch vor sich hin.
    Gott. Ho Chi Minh persönlich war gekommen, um ihn zu bestehlen. Zu spät! Das Geld ist bereits futsch! Alles weg!
    Nein, das war nicht Ho! Konnte es gar nicht sein. Onkel Ho war vor vier Wochen gestorben. Das hier war nur ein altes Schlitzauge mit dem üblichen schwarzen Gewand. Die sahen alle gleich aus, vor allem die Alten. Der hier unterschied sich von den anderen nur durch die breite Narbe über dem rechten Auge. Es sah aus, als wären die Augenlider über der Augenhöhle zusammengewachsen.
    Der alte Mann griff dorthin, wo Patsy den Schnitt in seiner Bauchdecke zusammenpresste und stieß seine Hände beiseite. Patsy wollte protestierend aufschreien, hörte aber nur ein Seufzen. Er versuchte, die Hände wieder zu heben, um sie auf die Wunde zu legen, aber sie waren wie weiches Gummi und versagten den Dienst.
    Der alte Mann lächelte, redete melodisch in seiner Schlitzaugensprache auf ihn ein und presste seine Hände gegen die offene Wunde in Patsys Bauch. Patsy schrie auf, ein heiseres, kehliges Geräusch, das ihm wegen des sengenden Schmerzes entfuhr, der an der Stelle, wo die Hände des alten Schlitzauges auflagen, in alle Nerven seines Körpers schoss. Die Sterne verschwammen dieses Mal noch stärker vor seinen Augen, verblassten, verloschen aber nicht.
    Als sein Blick wieder klarer wurde, war das alte Schlitzauge aufgestanden, hatte sich umgedreht und schlurfte zurück zur Straße. Und auch der Schmerz ebbte wieder ab.
    Patsy versuchte erneut, die Hände auf seinen Bauch zu heben und diesmal bewegten sie sich. Sie schienen kräftiger zu sein. Er tastete mit seinen Fingern durch das glitschige Blut nach den Rändern der Wunde und rechnete damit, herausgequollene Eingeweide vorzufinden.
    Er fand den Schnitt beim ersten Versuch nicht. Und auch nicht beim zweiten. Wie war das möglich? Der Schnitt war gut dreißig Zentimeter lang und klaffte bestimmt eine Handbreit auseinander, direkt links an seinem Bauchnabel vorbei. Er versuchte es erneut, ganz vorsichtig …
    … und fand eine dünne,

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