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Handyman Jack - Story-Sammlung

Handyman Jack - Story-Sammlung

Titel: Handyman Jack - Story-Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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halten.
    War das wirklich passiert?
    Er wusste, dass es das war. Aber das Wissen darum und das Leben damit waren zwei verschiedene Dinge.
    Schließlich hatte er sich in seine Uniform geworfen und auf den Weg zur Kantine gemacht. Der Arbeitsbeginn lange vor Sonnenaufgang war der einzige Nachteil am Leben als Armeekoch. Die Jungs von der Front mochten ihn zwar einen Drückeberger nennen, aber das war trotzdem erheblich besser, als ein blöder Trottel im Kugelhagel zu sein. Alles war besser, als auf sich schießen zu lassen. Nur Idioten ließen sich an die Front schicken. Wenn man clever war, bekam man Jobs im Nachschub in netten kleinen Städten wie Quang Ngai.
    Zumindest, wenn man clever war und einen Onkel Tony hatte.
    Patsy lächelte, als er Rühreireste aus der Pfanne kratzte. Kochen war schon immer eine seiner Leidenschaften gewesen. Und das war sein Glück. Denn in gewisser Weise hatte ihn das Kochen letztes Weihnachten in diesem Jahr aus der Schusslinie herausgehalten.
    Wie jedes Jahr war Onkel Tony zum Weihnachtsessen gekommen. Während des Essens hatte Papa dann die Frage angeschnitten, die alle gerade bewegte: Wie sollte man mit Patsys Musterungsbescheid umgehen? Zur allgemeinen Überraschung war er als tauglich gemustert worden …
    … auch das ein Beweis dafür, dass Patsy nie etwas glückte. Er hatte erfahren, dass jemand mit seiner Größe bei einem Gewicht von mehr als hundertzwanzig Kilogramm automatisch ausgemustert wurde. Das war nur unwesentlich mehr als sein bisheriges Gewicht, also stopfte er wochenlang alles in sich hinein, was er finden konnte. Wäre er nicht so verzweifelt gewesen, hätte ihm das sogar Spaß gemacht. Aber er schaffte es. Am Morgen seiner Musterung zeigte die Badezimmerwaage hundertvierundzwanzig Kilogramm an.
    Aber die Waage im Musterungsbüro zeigte nur hundertneunzehn Kilogramm. Er war tauglich und sollte sich am 1. Januar zur Grundausbildung melden.
    Schließlich kam Papa zum springenden Punkt: Konnte Onkel Tony vielleicht …?
    Patsy klingelte immer noch der Abscheu in Onkel Tonys Stimme in den Ohren, als der mit vollem Mund antwortete: »Bist du so ne Art Pazifist oder was?«
    Nein, nein, hatte Papa hastig beteuert, und dann versucht zu erklären, dass er nur befürchtete, dass Patsy, dick und schwerfällig, wie er war, schon bei der Grundausbildung etwas passieren könnte oder vielleicht würde er am ersten Tag im Kampfeinsatz auf eine Mine treten. Man wusste ja, wie tollpatschig er war.
    Onkel Tony wusste Bescheid. Jeder wusste, dass Patsy sich drücken wollte. Onkel Tony sagte nichts, während er die sämige rote Tomatensauce über seine Nudeln goss, für die Patsy den ganzen Vormittag in der Küche gestanden hatte. Er nahm einen Bissen und deutete dann mit der Gabel auf Patsy.
    »Du musst deine Pflicht tun, mein Junge. Ich hab damals im großen Krieg gekämpft. Du musst jetzt in dem kleinen Krieg hier deinen Mann stehen.« Er schluckte die Nudeln hinunter. »Sag mal, du hast doch diese Sauce gemacht, oder? Die ist gut. Wirklich gut. Ich habe da eine Idee, wie wir dich am Leben halten können, damit du die auch weiterhin jedes Mal zu Weihnachten machen kannst.«
    Also hatte Onkel Tony seine Beziehungen spielen lassen und Patsy wurde Koch bei der Army.
    Er räumte die letzten Küchenutensilien weg, dann machte er sich auf in die Stadt, um Tram zu suchen. Er roch den Markt, noch bevor er ihn erreicht hatte – die Gerüche von lebenden Hühnern, karamellisiertem Schweinefleisch und gebratenem Hund mischten sich in der Luft.
    Er fand Tram an seinem Stammplatz neben dem Gemüsestand seines Cousins. Er trug seine übliche Uniformjacke der vietnamesischen Republik und wie gewöhnlich hatte er seinen rechten Fuß vom Knöchel abgeschnallt und polierte den Schuh.
    »Das sein schöner Glanz, was Fatman?«, meinte er, als er aufsah und Patsy bemerkte.
    »Sehr schön.« Er wusste, dass Tram die Passanten gerne mit seinem Unterschenkel und Fuß aus Plastik schockierte. Patsy sollte mittlerweile an diesen Scherz gewöhnt sein, aber jedes Mal, wenn er die Prothese sah, stellte er sich vor, dass das auch sein Bein sein könnte, das da abgerissen worden war … »Ich bin auf der Suche nach jemandem.«
    »Amerikaner oder Schlitzauge?« Tram legte seinen rechten Unterschenkel auf den linken und schnallte den beschuhten Fuß wieder an den Knöchel. Patsy fand es ziemlich merkwürdig, dass jemand die eigenen Leute Schlitzaugen nannte.
    »Schlitzauge.«
    »Name?«
    »Na ja, da liegt das

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