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Handyman Jack - Story-Sammlung

Handyman Jack - Story-Sammlung

Titel: Handyman Jack - Story-Sammlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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für ihn nicht mehr als ein Name auf einer Vorladung und mehreren offiziellen Dokumenten gewesen. Seinem Lebenslauf zufolge war er einundfünfzig Jahre alt, aber er sah aus wie ein verbrauchter Endsechziger neben dem geschniegelten Anwalt, den ihm seine Versicherung gestellt hatte. Sein schmales, bleiches Gesicht wies tiefe Furchen auf, er bewegte sich schwerfällig, sprach mit leiser, brüchiger Stimme und steckte wie ein Häuflein Elend in einem grauen Anzug, der viel zu groß für ihn schien. Vielleicht machte ihm der Stress aufgrund des Kunstfehlerprozesses zu schaffen. Gut. Dann würde er vielleicht seine Versicherung zu einem schnellen Vergleich drängen.
    »Fünf Millionen ?«, wiederholte Dr. Johnson.
    Howard zögerte. Ich bin derjenige, der hier die Fragen stellen sollte, dachte er. Das hier ist meine Veranstaltung. Aber er hatte seine letzte Frage bereits gestellt und die Anhörung war eigentlich beendet. Am liebsten hätte er gesagt: Das ist meine Lieblingszahl, aber dies war eine offizielle Anhörung und Lydias Finger schwebten über der Tastatur des Stenografen und erwarteten seine Antwort. Also sah er Dr. Johnson direkt in die wässrigen Augen und sagte: »Das ist der Schadensersatz, der meinem Klienten für die bleibenden Schäden zusteht, mit denen er aufgrund ihrer unverantwortlichen Fehlbehandlung leben muss. Er wird für den Rest seines Lebens …«
    »Ich habe ihm das Leben gerettet!«
    »Das können Sie nicht so einfach behaupten, Dr. Johnson. Das muss ein Geschworenengericht entscheiden.«
    »Würden Sie mich im Deckungsrahmen meiner Versicherung verklagen«, sagte Dr. Johnson und starrte auf seine gefalteten Hände auf dem Tisch vor sich, »dann könnte ich mir ja noch einreden: Er macht nur seinen Job. Aber fünf Millionen Dollar? Meine Versicherung deckt eine solche Summe nicht ab. Das wird mich ruinieren. Es kostet mich alles, was ich besitze – mein Haus, meine Ersparnisse, das Geld, das ich für meine Kinder und zukünftigen Enkelkinder zur Seite gelegt habe – und danach habe ich immer noch mehrere Millionen Dollar Schulden. Sie drohen nicht nur mir damit, Sie bedrohen auch meine Familie.« Er sah Howard direkt an. »Haben Sie eine Familie, Mr Weinstein?«
    »Soll das eine Drohung sein, Dr. Johnson?« Howard wusste, dass es keine Drohung war, aber er reagierte instinktiv, um den Beklagten aus dem Konzept zu bringen. Er hatte keine Kinder und die Scheidung von seiner Frau lag nun drei Jahre zurück. Selbst wenn dem nicht so wäre, würde es ihn nicht kümmern, ob der Arzt sie bedrohte oder nicht.
    »Oh nein. Ich habe mich nur gefragt, ob Sie überhaupt eine Ahnung haben, was Sie jemandem und seiner Familie mit so einer Forderung antun? Mein Privatleben ist ein Scherbenhaufen. Ich habe seit Monaten chronische Magenbeschwerden, ich verliere an Gewicht, meine Töchter machen sich Sorgen und meine Frau steht kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Machen Sie sich überhaupt einen Begriff davon, wie viel Leid Sie damit anrichten?«
    »Ich sorge mich eher um das Leid, das Sie meinem Klienten zugefügt haben, Dr. Johnson.«
    Der Arzt sah ihm direkt in die Augen. Howard hatte das Gefühl, als würde der Blick des älteren Mannes ihn aufspießen wie einen Käfer.
    »Ich glaube nicht, dass Sie überhaupt etwas für einen anderen Menschen empfinden, Mr Weinstein. Sie brauchen eine Lektion in Mitgefühl. Wissen Sie überhaupt, was Mitgefühl ist?«
    »Ich fühle mit meinen Klienten, Dr. Johnson.«
    »Das bezweifle ich ernsthaft. Ich glaube, Ihr einziges Gefühl gilt ihrem Bankkonto.«
    »Gut, das reicht jetzt«, sagte Howard, nickte Linda an ihrem Stenografen zu, schloss dann den Aktendeckel und erhob sich. Er hatte die Situation zu sehr eskalieren lassen. »Die Anhörung ist beendet. Danke für Ihre Kooperation, Dr. Johnson. Wir sehen uns vor Gericht.«
    Er geleitete den Angeklagten und seinen Anwalt zur Tür, dann wandte er sich zu Lydia, die gerade ihre Utensilien zusammenpackte. »Zeig mir mal das Ende von dem Band«, sagte er.
    »Howie …!«
    Er ging über ihren halbherzigen Protest hinweg, öffnete das Bandfach und zog den Stenostreifen heraus. Während er auf dem Streifen nach der Stelle suchte, ab der Doktor Johnson ausfallend geworden war, sagte Lydia: »Du willst ihn doch nicht wirklich ruinieren, oder? Du wirst ihn doch nicht um alles bringen, was er besitzt?« Sie war schlank und dunkelhaarig, auf spröde Art attraktiv.
    Howard lachte. »Nö. Das wäre viel zu aufwändig. Aber so läuft das

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