Handyman Jack - Story-Sammlung
sagt, er macht dich erst mal fertig, bevor er dich dann endgültig auf Eis legt. Und ich schätze, er hat damit schon angefangen, sonst wärst du wohl nicht hier.«
Jack dachte an den Schuss durch das Hotelfenster und den herabstürzenden Zementsack.
»Ja. Zweimal.«
»Es tut mir leid, Jack, aber diese Schmerzen waren wirklich nicht auszuhalten.«
»Mensch, Tom. Vergiss es einfach. Ich meine – deine Zehen, verdammt!«
Er sagte Levinson, er würde sich um die Sache kümmern und ließ ihn stehen. Als er davonging, überlegte er, wie viele Zehen er wohl für Levinson geopfert hätte.
Und beschloss, dass er die Antwort darauf gar nicht wirklich wissen wollte.
Sobald der Wagen vor der Wäscherei zum Stehen kam, griff Aldo nach dem Türgriff. Er spürte, wie Joey ihn am Arm festhielt.
»Mr D. Lassen Sie mich da reingehen. Sie warten hier draußen.«
Aldo schüttelte die Hand ab. »Ich weiß, wofür du angestellt bist, Joey, aber hör auf, mir damit auf die Nerven zu gehen.«
Joey breitete die Hände aus und zuckte die Achseln. »Bitte. Sie sind der Boss. Aber ich finde immer noch, dass das nicht gut ist, wenn Sie wissen, was ich meine.«
Joey war in Ordnung. Aldo wusste, wie er sich fühlte. Er war Aldo D’Amicos Fahrer und Leibwächter, also war er für die Drecksarbeit zuständig. Und soweit es Aldo betraf, konnte Joey auch gern den größten Teil davon erledigen. Aber nicht alles. Aldo würde sich nicht immerzu im Hintergrund verstecken wie Tony C. Verdammt, zu seiner Zeit hätte Tony in der Gegend hier herumspazieren können und kaum jemand hätte ihn erkannt. Für die Leute war er nur ein Einwanderer wie alle anderen auch. Das war vielleicht seine Art, aber ganz bestimmt nicht die von Aldo. Jeder sollte wissen, wer er war. Und wenn er vorbeiging, dann würde es heißen: »Guten Morgen, Mr D’Amico!«, »Hätten Sie gern einen von diesen schönen Äpfeln, Mr D’Amico?«, »Wie wäre es mit einem Kaffee, Mr D’Amico?«, »Bitte, hier entlang, Mr D’Amico!« Die Leute würden ihn erkennen und ihn mit Respekt behandeln. Er hatte nach all den Jahren etwas Respekt verdient. Im nächsten Monat wurde er fünfundvierzig. Er hatte viel zu lange für Tony ›die Kanone‹ die Drecksarbeit gemacht. Er kannte die ganze Operation von Grund auf. Jetzt gehörte sie ihm. Und jeder sollte das wissen.
»Ich werde das erledigen, so wie gestern«, erklärte er Joey. »Wie ich schon sagte: Ich finde, manchen Sachen muss man seine persönliche Aufmerksamkeit schenken.«
Was er dabei nicht sagte, war, dass er diese Strafaktionen mochte. Das war das einzig Unangenehme daran, wenn man in der Organisation aufstieg – später gab es keine Gelegenheiten mehr, Pennern wie diesem Schlitzauge, dem diese Wäscherei gehörte, zu zeigen, wo es langging. In all den Jahren, als Tony C. noch den Laden schmiss, hatte es nie einen Pieps von diesem kleinen gelben Bastard gegeben, aber kaum ist er unter der Erde, da denkt das Schlitzauge, es könne sich von dem neuen Boss abnabeln. Nicht mit mir, Kleiner. Nicht, wenn der neue Boss Aldo D’Amico heißt.
Er hoffte, das Schlitzauge würde wieder damit anfangen, dass sein Laden nicht mehr für Übergaben zur Verfügung stehe. Er brauchte irgendeinen Grund, um ihn noch einmal wie vor ein paar Tagen durch die Mangel zu drehen.
»Na gut«, sagte Joey und schüttelte frustriert den Kopf, »aber ich komme mit, um Ihnen den Rücken freizuhalten. Nur für den Fall.«
»Sicher, Joey. Du kannst die Wäsche tragen.«
Aldo lachte und Joey lachte mit.
Jack war mit ein paar dreckigen Hemden gegen halb vier in Trams Wäscherei aufgetaucht. Er trug Jeans, eine Militärjacke und eine Baseballmütze, die er tief über die Augen gezogen hatte, und jetzt saß er auf einem der drei Stühle und las die Post, während Tram die Hemden durch die Maschine schickte. Es war nur ein winziger Ein-Raum-Betrieb, dessen Mietkosten Tram wahrscheinlich langsam auffraßen. Nur manchmal half ein Schuljunge nachmittags hinter dem Tresen aus und wurde von Tram immer auf einen Botengang geschickt, wenn eine Lieferung oder Abholung anstand.
Jack beobachtete die ein- und ausgehenden Kunden, einen bunt zusammengewürfelten Haufen von Leuten, die aber offenbar alle nicht mit Reichtümern gesegnet waren. Aldo D’Amico und sein Leibwächter fielen schon aufgrund ihrer teuren Mäntel in der Masse auf, als sie Punkt vier Uhr den Laden betraten. Aldo trug einen dunkelgrauen Mantel mit einem Pelzkragen, wie Jack ihn seit den
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