Handyman Jack - Story-Sammlung
Boss nicht leiden?«
»Kann Drogen nicht leiden. Sind schlecht.«
»Warum haben Sie dann für Campisi gearbeitet?«
»Ich haben versprochen.«
Jacks Augen bohrten sich für einen Moment in die von Tram. Die braunen Augen starrten ungerührt zurück. Er brauchte das nicht mehr weiter auszuführen.
»Okay. Also wie sieht die Situation im Augenblick aus?«
Im Augenblick war es so, dass der Schläger, der jahrelang für Campisi die Übergaben gemanagt hatte, jetzt diesen Teil des Geschäfts auf eigene Rechnung betrieb. Tram hatte versucht, ihm klarzumachen, dass der Deal gestorben war: »Mr Tony tot – Versprechen tot«, wie Tram es formulierte. Aber Aldo D’Amico hörte nicht zu. Er hatte Tram vorgestern einen persönlichen Besuch abgestattet. Das Ergebnis war Trams zerschlagenes Gesicht.
»Er hat Sie eigenhändig verprügelt?«
Ein Nicken. »Ihm das gefallen.«
Jack kannte diesen Typ – man konnte so jemanden zwar in einen Anzug stecken, aber der Geruch der Gosse blieb immer haften.
Es war klar, dass Tram mit seinen Problemen nicht zur Polizei oder der Drogenfahndung gehen konnte. Er war auf inoffizielle Kanäle angewiesen.
»Ich soll Ihnen den Kerl also vom Hals schaffen.«
Wieder ein Nicken. »Ich gehört, Sie das können.«
»Vielleicht. Haben Sie keine vietnamesischen Freunde, die Ihnen helfen können?«
»Mr Aldo dann wissen, ich dahinter. Würde Laden kaputt machen, Familie wehtun.«
Jack konnte sich lebhaft vorstellen, wie. Die Reillys und die D’Amicos … brutale Schläger, nichts weiter. Der einzige Unterschied zwischen ihnen war die Dicke des Bankkontos. Und die Größe der Organisation.
Dieser letzte Teil machte Jack zu schaffen. Er wollte nicht mit der Mafia aneinandergeraten. Aber es widerstrebte ihm auch, einen Klienten abzulehnen, weil die bösen Buben eine Nummer zu groß waren.
Vielleicht ließ sich ja eine Lösung finden.
Ein zentraler Bestandteil der Handyman-Jack-Strategie bestand darin, sich und den Klienten zu schützen, indem man das plötzliche Pech der Zielperson so aussehen ließ, als habe es nichts mit dem Klienten zu tun. Aber das war auch das Schwierige daran.
»Sie kennen mein Honorar?«
»Ich haben gespart.«
»Gut.« Jack hatte eine Vorahnung, dass er sich in diesem Fall jeden Cent davon erarbeiten musste.
In den braunen Augen flackerte Hoffnung auf.
»Sie helfen?«
»Ich werde mal sehen. Wann ist die nächste Übergabe?«
»Heute Nachmittag. Vier Uhr.«
»In Ordnung. Ich werde da sein.«
»Es nicht gut, ihn totschießen. Er haben viele Freunde.«
Trams pragmatische Überlegung ließ Jack lächeln.
»Ich weiß. Außerdem ist das nur die allerletzte Lösung. Ich werde nur da sein, um mir einen Überblick zu verschaffen.«
»Gut. Ich wollen Frieden. Kämpfen genug. Zu viel Kampf in Leben.«
Jack sah Tram in das zerschlagene Gesicht, dachte an das fehlende Bein unterhalb des rechten Knies und die Abfolge der unterschiedlichen Kriege, in denen er gekämpft hatte, seit er fünfzehn war. Der Mann verdiente seine Ruhe.
»Ich habe verstanden.«
Tram gab ihm die Adresse seiner kleinen Wäscherei und einen Vorschuss in Zwanzig-Dollar-Scheinen, die alt, aber sauber und glatt waren – so als hätte er sie gewaschen, gestärkt und gebügelt. Jack gab ihm im Gegenzug sein übliches Versprechen, dass er von seinem Honorar alles abziehen würde, was er an Geldmitteln oder anderen Wertsachen im Verlauf des Auftrags von D’Amico und seinen Freunden in die Finger bekam.
Tram verbeugte sich dreimal und ließ Jack allein an seinem Tisch zurück. Julio setzte sich auf seinen Platz.
»Sagt dir der Name ›Cirlot‹ irgendetwas?«
Jack dachte einen Moment nach. »Sicher. Ed Cirlot. Der Erpresser.«
Ein Klient namens Levinson – Tom Levinson – hatte sich vor ein paar Jahren an Jack gewandt, um Cirlot loszuwerden. Levinson vermittelte erstklassige neue Identitäten. Hervorragende Qualität. Jack hatte sich selbst schon zweimal seiner Künste bedient. Also hatte Levinson ihn angerufen, als Cirlot ihm die Daumenschrauben anlegte.
So wie es aussah, hatte Cirlot erfahren, dass Levinson ein paar hochrangige ausländische Gangster beliefert hatte. Er drohte damit, den Behörden einen Tipp über die gefälschten Identitäten zu geben, sobald die wieder im Land wären. Levinson wusste, falls das passierte, würden die Kartelle Jagd auf ihn machen.
Es schien, als habe Cirlot in der Erpressung eine Berufung gefunden. Er war immer auf der Suche nach neuen Opfern. Also
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