Handyman Jack - Story-Sammlung
Er drehte sich um und schenkte ihm ein gezwungenes Lächeln. »Ich weiß das zu schätzen, aber lassen wir es dabei, okay?«
Evans zuckte die Achseln. »Gut. Aber wenn du es dir anders überlegst …«
Carruthers nickte. »Ja. Ich weiß.«
Als Evans wieder gegangen war, kehrte Carruthers zum Tisch zurück, blieb aber davor stehen, und rührte mit den Fingern in Jacks Ausweisen.
»Vorgebohrte Geschosse? So, so. Macht es Ihnen etwas aus, jemanden zu verletzen?«
Jack schwieg. Ehrlich gesagt, hatte er die Waffe für den Fall geladen, dass er in einem geschlossenen Raum schießen musste. Und er zog es immer vor, kein zweites Mal schießen zu müssen.
Plötzlich erstarrte Carruthers.
»Verdammt!« Er nahm die Ausweise in die Hand und blätterte sie noch einmal durch. »Scheiße! Es passt alles zusammen!«
Während Carruthers mit weit aufgerissenen Augen auf ihn hinunterblickte, spürte Jack, wie sich seine Brust zusammenzog. Er fragte sich, was Carruthers herausgefunden haben könnte.
»Mein Gott. Ich habe immer gedacht, Sie wären nur ein Hirngespinst. Seit Jahren habe ich hier und da immer wieder Gerüchte über diesen Typen gehört, den man für alle möglichen Sachen anheuern kann, von leicht anrüchigen Aufträgen bis zu denen, die absolut und vollkommen illegal sind. Aber wenn ich dann weiter nachfrage, gibt es nur verständnislose Blicke, blödes Grinsen und hilfloses Achselzucken. Also habe ich das für eine dieser urbanen Legenden gehalten, so wie die riesigen Krokodile, die in den Abwasserkanälen hausen sollen. Aber Scheiße, nein! Sie sind das! Sie sind dieser Handyman!« Er sah sich noch einmal die Ausweise an. »Ja … alles Jacks. Sie sind Handyman Jack.«
Jacks Kehle war plötzlich wie ausgedörrt und er klang heiser.
»Wer soll das sein?«
»Machen Sie keine Mätzchen. Sie sind das. Sie müssen es sein. Verdammt, ich glaub das nicht. Ich hätte nie gedacht, dass es Sie wirklich gibt.« Er sah auf den Stapel falscher Ausweise in seinen Händen herab. »Und ich schätze, das stimmt dann wohl auch. Offiziell gibt es Sie wohl nicht.«
»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie da reden.«
»Ja sicher. Wissen Sie, wenn ich mich recht erinnere, dann klangen ein paar der Sachen, die ich über Sie gehört habe, ziemlich gut, andere weit weniger. Das, was nicht gut war, kam von verkommenen Scheißkerlen. Aber alles klang ziemlich heftig. Ich schätze also mal, dass Sie ein ziemlich harter Bursche sind, Handyman Jack. Wo wir gerade dabei sind, was ist das eigentlich für ein merkwürdiger Name? Wer wendet sich schon an jemanden, der sich so nennt?«
»Vielleicht hat er sich den ja gar nicht selbst ausgedacht? Vielleicht hat ihn jemand so genannt, und das ist dann hängen geblieben?«
»Ja, vielleicht. Für mich hört sich das so an, als ob da ein Kerl einen Robin-Hood-Komplex oder etwas Ähnliches hat.«
»Und was sind Sie dann?«, fragte Jack. »Der Sheriff von Nottingham?«
Während Carruthers darüber nachdachte, versuchte Jack, das mulmige Gefühl in seiner Magengegend in den Griff zu bekommen. Dieser Albtraum glich immer mehr einer Höllenfahrt. Er musste hier raus.
Jack wog seine Möglichkeiten ab. Wenn er nahe genug an Carruthers herankam, konnte er vielleicht etwas unternehmen, trotz der Handschellen. Irgendetwas. Es war ein wahnwitziger Gedanke, aber wenn er in Gewahrsam blieb, war er so gut wie tot, also konnte das die Sache auch nicht mehr schlimmer machen …
»Na ja, meinetwegen«, sagte Carruthers gerade. Er hatte wieder diesen besorgten, abwesenden Gesichtsausdruck. »Und was sollen wir jetzt mit Ihnen tun, Handyman Jack?«
»Wie wäre es damit, mich gehen zu lassen?«
Carruthers schenkte ihm ein kleines, angestrengtes Lächeln zwischen zusammengebissenen Zähnen. »Ja sicher.«
»Ich habe einem von Euch einen Gefallen getan, jetzt könnt ihr mir einen Gefallen tun. Quid pro quo.«
Jack wusste, dass dieser Appell sinnlos war, aber er wollte Carruthers am Reden halten, wollte, dass er sich entspannte und vielleicht sogar ein wenig leichtsinnig wurde.
»Versuch mich nicht zu verarschen, Kumpel. Der Einzige, der behauptet, dass du Carella geholfen hast, bist du selbst. Woher soll ich wissen, dass du und Andrews und wer sich da sonst noch bei Costins verschanzt hat, nicht Komplizen bei diesem Überfall waren?«
»Was für ein Blödsinn«, brummte Jack und war ehrlich beleidigt. »Ein Raubüberfall auf einen Tante-Emma-Laden?«
»Wieso nicht? Vielleicht gehen die Geschäfte schlecht.
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