Handyman Jack - Story-Sammlung
schlug und trat, aber nur die unschuldige Luft erwischte. Er hing wehrlos in dem stahlharten Griff des kobaltblauen Armes. Das Knacken der Wirbel in seinem Nacken klang wie Explosionen, die Knorpel in seiner Kehle knirschten in dem unbarmherzigen Griff des Rakosh, der ihn schüttelte wie ein gewalttätiger Vater ein Kind, das einmal zu oft geschrien hat, und während all dieser Zeit bettelte und flehte und kreischte seine Lunge nach Luft.
Seine Gliedmaßen wurden schwer, seine mit Sauerstoff unterversorgten Muskeln versagten den Dienst, bis er nicht einmal mehr die Arme zu heben vermochte. Schwarze Flecken bildeten sich in der Luft und flackerten zwischen ihm und dem Rakosh, als sein in Todesangst bebendes Gehirn sein Bewusstsein losließ. Das Leben … er spürte, wie es ihm entglitt, wie das Universum grau wurde … und er schwebte … glitt nach oben …
… ein schwerer Stoß, Sand in seinem Gesicht, in seinem Mund, aber auch Luft, guter Gott, Luft!
Er lag da und keuchte, hustete, würgte, schluckte, aber er atmete auch und langsam drang das Licht wieder zu sei nem Gehirn vor und das Leben zurück in seinen Körper.
Jack hob den Kopf und sah sich um. Der Rakosh war nicht in Sicht. Er rollte sich auf den Rücken und blickte auf. Narbenlippe war nicht da.
Langsam, vorsichtig, richtete er sich auf die Ellbogen auf, erstaunt, noch am Leben zu sein.
Aber wie lange würde das anhalten? Er war so schwach. Und ihm tat alles weh.
Er sah sich erneut um. Und blinzelte. Er war allein auf der Lichtung.
Was passierte hier? Hatte der Rakosh sich versteckt und spielte mit ihm wie eine Katze mit einer Maus?
Er kämpfte sich auf die Knie und musste dann erst einmal innehalten, bis das Dröhnen in seinem Schädel nachließ. Verblüfft blickte er sich wieder um. Von Narbenlippe war nichts zu sehen.
Zum Teufel!
Vorsichtig kämpfte sich Jack auf die Füße und machte sich auf den Ansturm einer dunklen Gestalt bereit, die sich auf ihn stürzte um ihm den Todesstoß zu versetzen.
Nichts rührte sich. Der Rakosh war verschwunden.
Warum? Hier gab es nichts, was ihn hätte vertreiben können, und er war auch ganz bestimmt nicht zum Vegetarier geworden, denn Hanks Arm, der, den der Rakosh nach ihm geworfen hatte, war verschwunden.
Jack drehte sich ganz langsam um sich selbst. Warum hat er mich nicht getötet?
Weil Jack Bondy und Hank daran gehindert hatte, den Rakosh zu quälen? Das war unmöglich. Ein Rakosh ist eine Mordmaschine. Wie sollte er etwas wie Gerechtigkeit, Schuld oder Dankbarkeit wissen? Das waren menschliche Gefühle und …
Aber dann erinnerte sich Jack daran, dass Narbenlippe zum Teil menschlich war. Kusum Bakhti war sein Vater. Narbenlippe trug Kusums Gene in sich, und auch wenn er ansonsten einen ziemlichen Knacks gehabt hatte, war Kusum doch ein ehrenwerter Mann gewesen.
War das der Grund? Falls dem so war, dann würde die Andersheit Narbenlippe wahrscheinlich verstoßen. Aber sein Vater wäre vielleicht stolz auf ihn.
Jacks Instinkte bestürmten ihn zu verschwinden – sofort.
Aber er hielt sich zurück. Er war hierhergekommen, um diese Sache zu beenden, und er war damit gescheitert. Auf ganzer Linie. Der Rakosh hatte seine ganze Kraft zurückgewonnen und streifte ungehindert durch die Wildnis der Barrens.
Aber möglicherweise war es doch vorbei – zumindest die Sache zwischen Narbenlippe und ihm. Vielleicht war der letzte Rakosh jetzt das Problem eines anderen. Nicht, dass er etwas gegen Narbenlippe unternehmen konnte. Auch wenn es ihm gegen den Strich ging, einen Rakosh lebend und in Freiheit hier in der Wildnis zurückzulassen, so blieb ihm keine Wahl. Er war besiegt worden. Schlimmer noch, er war zerquetscht und beiseite geworfen worden wie eine leere Blechdose.
Er hatte keine brauchbaren Waffen mehr, und Narbenlippe hatte nur allzu deutlich gemacht, dass Jack ihm im Zweikampf nicht gewachsen war. Es wurde Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen. Zumindest für heute. Aber er konnte es nicht dabei belassen, nicht ohne das letzte Wort zu haben.
»Hör zu«, rief er und fragte sich, ob die Kreatur ihn hörte und wie viel sie überhaupt verstehen würde. »Ich schätze, wir sind quitt. Belassen wir’s dabei. Für den Augenblick. Aber solltest Du je mich oder die Meinen gefährden, komme ich zurück und dann wird mit anderen Bandagen gekämpft.«
Jack schritt vorsichtig zum Wildpfad zurück, hielt das Gesicht aber weiter der Lichtung zugewandt, unfähig, die Sache zu verstehen, in der Furcht, das
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