Handyman Jack - Story-Sammlung
ausgesprochen unverschämt.«
»Das ist sonst nicht seine Art. Aber er hat in letzter Zeit sehr daran gearbeitet.«
»Ach ja? Nun, dann sollte jemand mal den Besitzer darüber informieren, wie der sich benimmt.«
»Er ist der Besitzer.«
»Wirklich?« Schaffer wischte sich wieder über die Stirn. »Ich sag Ihnen, wenn dieser Laden mir gehören würde, dann …«
»Das tut er aber nicht. Und wir sind auch nicht hier, um übers Kneipengeschäft zu reden, oder doch?«
»Nein« Schaffer wirkte plötzlich nervös. »Ich bin mir nicht mehr sicher, ob es eine gute Idee war.«
»Kein Problem. Sie haben es sich anders überlegt. Kein Thema.«
Ein kleiner Prozentsatz der Klienten, die so weit gekommen waren, bekam kalte Füße, wenn es darum ging, Handyman Jack zu erklären, was er für sie in Ordnung bringen sollte. Jack ging aber nicht davon aus, dass Schaffer jetzt einen Rückzieher machen würde. Dazu war er nicht der Typ. Aber er würde vermutlich erst mal um den heißen Brei herumreden.
»Sie sind eigentlich nicht das, was ich erwartet hatte«, meinte Schaffer.
»Das bin ich nie.«
Meistens erwarteten seine Klienten entweder eine Art strahlenden Charles Bronson oder einen wirklich schmierigen Typen. Auf jeden Fall aber jemanden, der größer war. Niemand empfand Jacks drahtige, mittelgroße Gestalt, das schulterlange braune Haar und die sanften braunen Augen als besonders bedrohlich. Es war schon deprimierend.
»Aber Sie sehen aus wie … wie ein Yuppie.«
Jack sah an sich runter auf das dunkelblaue Hilfiger-Polohemd, die beigefarbene Hose und die bloßen Füße in den braunen Slippern.
»Wir sind hier an der Upper West Side, Mr Schaffer. Dem Mekka der Yuppies. Und man sollte sich immer den lokalen Gebräuchen anpassen.«
Schaffer nickte grimmig.
»Es geht um meinen Schwager. Er prügelt meine Schwester.«
»So etwas kommt immer wieder vor.«
Die Leute kamen nur selten wegen familiärer Probleme zu Jack, aber es war auch nicht der erste prügelnde Ehemann, mit dem er fertig werden sollte. Er dachte an Julios Schwester. Deren Ehemann hatte sie auch geprügelt. So hatte Jack Julio kennengelernt. Und seitdem waren sie Freunde.
»Mag sein. Aber ich hätte nie gedacht, dass Celia so etwas passieren könnte. Sie ist so …« Seine Stimme verebbte.
Jack sagte nichts. In einem solchen Moment schwieg er und hörte nur zu. Auf diese Weise konnte er den Klienten besser einschätzen.
»Ich versteh das einfach nicht. Gus schien ein wirklich feiner Kerl zu sein, als sie noch miteinander ausgingen und verlobt waren. Ich mochte ihn. Er war ein Angestellter, festes Gehalt, er musste sich nicht die Hände schmutzig machen, eben alles, was ich für Celia wollte. Ich hab ihm seinen Job verschafft. Er hat Karriere gemacht. Und trotzdem schlägt er sie.« Schaffers Lippen wurden zu einem dünnen Strich, als sie sich über seinen Zähnen spannten. »Verdammt, er prügelt sie grün und blau. Und wissen Sie, was das Schlimmste dabei ist? Sie lässt es sich gefallen! Sie erträgt es seit zehn Jahren!«
»Es gibt Gesetze«, erwiderte Jack.
»Ja. Sicher gibt es die. Aber dazu muss man Anzeige erstatten. Celia weigert sich, das zu tun. Sie nimmt ihn in Schutz, argumentiert, dass er unter Druck steht und manchmal die Kontrolle verliert. Sie sagt, meistens sei es ihre Schuld, weil sie ihn wütend macht, und das sollte sie nicht tun. Können Sie sich so eine Scheiße vorstellen? Eines Abends kam sie in meine Wohnung mit zwei blauen Augen, einem geschwollenen Kiefer und Würgemalen am Hals. Da hab ich die Nerven verloren. Ich bin zu ihrer Wohnung gefahren und wollte ihn eigenhändig umbringen. Er ist ein kräftiger Kerl, aber ich bin zäh. Und ich bin mir sicher, er hat es noch nie mit jemandem zu tun gehabt, der zurückschlägt. Als ich tobend wie ein Wilder bei ihm ankam, wartete er bereits auf mich. Er hatte eini ge seiner Nachbarn dabei und stand mit einem Baseballschläger hinter dem Gartenzaun. Er sagte, falls ich ihn angreife, würde er sich wehren, dann die Bullen rufen und mich wegen Nötigung und Körperverletzung anzeigen.
Ich hab ihm gesagt, wenn er meiner Schwester noch einmal zu nahe kommen sollte, gäbe es in seinem ganzen Körper nicht einen heilen Knochen mehr, mit dem er das Telefon bedienen könnte.«
»Das klingt, als hätte er gewusst, dass Sie kommen.«
»So war es auch! Das ist ja das Irre! Er wusste es, weil Ceil ihn von meiner Wohnung aus angerufen hat, um ihn zu warnen! Und am nächsten Tag schickt er
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