Handyman Jack - Story-Sammlung
er über einen umgefallenen Baumstamm stieg, trat er in etwas Weiches, Nachgiebiges. Als er nach unten sah, starrte ein sehr toter Hank mit gebrochenem Blick zu ihm hoch. Jack stieß ein unfreiwilliges Keuchen aus und sprang zurück.
Nachdem er sich umgesehen hatte, um sicherzugehen, dass es keine Falle war, sah er noch einmal genauer hin. Der Feuerschein spiegelte sich in den leeren blauen Augen, die den Sternen zugewandt waren; die Blässe seines blutleeren Gesichts betonte die blauen Flecken unter seinen Augen und unterschied sich fast gar nicht von der Farbe des Sandes unter seinem Kopf. Der Hals war nur eine zerfetzte blutige Masse und der rechte Arm war an der Schulter abgerissen.
Jack schluckte heftig. So kann ‘s mir ergehen, falls ich nicht aufpasse.
Er stieg über die Leiche hinweg. Das Feuer des Molotow-Cocktails war schon ziemlich heruntergebrannt, als er an dem Zweig ankam. Ein Teil des Busches hatte Feuer gefangen, aber die Flammen breiteten sich nicht aus. Das Licht reichte noch, um das glänzende Objekt zu identifizieren.
Der Peilsender des Rakosh.
Jack wirbelte in plötzlicher Panik herum, die Angst zerrte an seinen überstrapazierten Nerven, während er den zweiten Brandsatz anzündete und seine Umgebung nach Zeichen für die Anwesenheit der Bestie musterte.
Nichts rührte sich.
Das war schlecht. Sehr schlecht. Er war mitten im Nirgendwo und hatte mit dem ersten Molotow-Cocktail seine Position verraten. Jetzt war die Lage genau anders herum: Der Rakosh wusste genau, wo Jack war, während Jack völlig im Dunkeln tappte und nur noch vier seiner Brandsätze übrig hatte.
Dunkelheit … das war das große Problem. Wenn er einen sicheren Ort als Versteck finden konnte, würde die in ein paar Stunden aufgehende Sonne seine Chancen ein wenig verbessern. Aber wo sollte er sich verbergen?
Er sah sich um und sein Blick fiel auf einen großen Baum in der Nähe, der über die anderen herausragte. Vielleicht war das die Lösung.
Jack warf den Peilsender davon und schnallte sich die Tasche wie einen Rucksack auf die Schultern. Mit dem Speer in der einen Hand und dem brennenden Brandsatz in der anderen schob er sich langsam in halb gebückter Haltung voran, jederzeit bereit, sich in die eine oder andere Richtung zu werfen. Der Schweiß lief ihm den Rücken hinab, er blickte hin und her, beobachtete, lauschte … aber er hörte nichts außer dem eigenen abgehackten Atem und dem dröhnenden Puls in seinen Ohren.
Er sprang über die ersterbenden Überreste des ersten Molotow-Cocktails und erkannte, dass sich der Pfad dahinter zu einer Lichtung erweiterte, in deren Mitte der Baum stand. Es war gut möglich, dass Narbenlippe irgendwo in der Nähe der Lichtung lauerte, vielleicht hinter dem Baum. Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden …
Jack warf den zweiten Brandsatz – erneut ein flammendes whuusch!, doch kein Zeichen von Narbenlippe. Noch nicht! Er musste zu dem Baum. Erst mal in großem Bogen drum herum – nichts. Die Lichtung war verlassen.
Er ließ den eisernen Speer fallen – der behinderte ihn jetzt nur noch – und hastete zu dem Baumstamm. Er begann zu klettern.
Kletterten Rakoshi auf Bäume? Wieso nicht? Höhenangst kannten sie wahrscheinlich auch nicht. Jack kletterte weiter und bewegte sich so schnell, wie es sein gequälter Körper zuließ, bis die Äste unter seinem Gewicht nachzugeben drohten. Im Wissen, dass der viel schwerere Rakosh auf keinen Fall so weit hoch kommen konnte, setzte er sich hin, um zu warten.
Er sah auf die Leuchtziffern seiner Armbanduhr. Ungefähr drei Uhr. Wann ging die Sonne auf? Hätte er solchen Dingen doch mehr Aufmerksamkeit geschenkt. In der Stadt war solches Wissen nutzlos, aber hier draußen in der Wildnis …
Er versuchte, einen bequemen Sitzplatz zu finden. Das war illusorisch, ebenso an ein Nickerchen zu denken. Sein einziger Trost war der Gedanke, dass der Rakosh ihn hier oben auf keinen Fall überraschen konnte.
Zwischen den Blättern der riesigen Eiche hindurch konnte er kleine Stückchen der sandigen Lichtung unter sich sehen, graue Flecken vor der Schwärze ringsherum. Am Horizont im Osten einen schwachen Schimmer vom Parkway und dem Rastplatz, im Westen war nichts als die gestaltlose Schwärze der Pine Barrens.
Jack erstarrte, als er ein Licht – nein, zwei Lichter – erspähte, die sich im Westen an den Baumwipfeln entlang in seine Richtung bewegten. Zuerst hielt er es für ein Flugzeug oder einen Hubschrauber, aber die Lichter
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