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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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glaubst du diesem hier.«
    Antigonos blickte sich gleichsam über die Schulter. Er sah und spürte sich auf fremden Beinen die wenigen Schritte gehen, bemerkte, wie eine fremde Hand den Tuchzipfel fortzog und hörte eine fremde Stimme sagen: »Diener des Melqart – er hat mein Blut getrunken und ich das seine.«
    Hamilkar riß die Augen auf, und der Anblick eines fassungslosen Hamilkar Barkas brachte Antigonos wieder mit sich zusammen.
    »Tiggo! Kleiner Schuft! Freund! Nie habe ich jemanden so gern gesehen wie jetzt dich. Es stimmt also? Aber wieso bist du … Ah, das muß warten. Blut getrunken, sagst du?«
    Antigonos legte die Hand auf Naravas Schulter und schob den Fürsten vorwärts. Hamilkar blickte zwischen den beiden hin und her.
    »Freund und Freund meines Vaters«, sagte Antigonos. »Habe ich dich je belogen?«
    Hamilkar grinste plötzlich und streckte die Rechte aus. »Mich nicht.«
    Antigonos umklammerte einen Moment das Handgelenk des großen Puniers; dann legte er die Hand auf Naravas’ Arm.
    »Dieser hier verehrt dich. Deshalb, Diener des Melqart. Und ich kann ihn doch nicht allein in die Schlacht ziehen lassen – Salambua würde es mir vermutlich übelnehmen.«
    Hamilkar hob die Brauen. »Ah – du bist das? Ich hörte von einem edlen Numider.«
    Naravas nickte; er schien auf etwas zu warten.
    Hamilkar legte die Linke auf den Chiton, über seinem Gemächt; mit der Rechten deutete er in den Himmel. »Bei deinen Göttern, Massyler«, sagte er, »und bei dem Glied, das Salambua zeugte: Meine Freundschaft und meine Tochter – wenn wir diesen Tag überleben.« Er legte die Hände auf Naravas’ Schultern.
    Der junge Fürst erwiderte die Geste. »Es ist…«, sagte er; dann gellten die Signalhörner im pumschen Lager.
    »Später«, murmelte Hamilkar. »Mein Befehl – Freund?«
    »Dein Befehl, Stratege.«
    »Warte, bis die Schlacht begonnen hat; dann komm mit deinen Reitern am Fuß des Bergs entlang und nimm die Flanke und den Rücken der Söldner.«
    Naravas hob die Hand und ging zu seinem Pferd zurück.
    »Ein Wort noch, Tiggo«, sagte Hamilkar leise. »Irgendwann wirst du mir erzählen, wie du das gemacht hast. Ich nehme die Massyler als Geschenk von dir.«
    Antigonos neigte lächelnd den Kopf. »Ich muß dir doch auch mal etwas schenken.«
    Hamilkar runzelte die Stirn und blickte über die Schulter zurück. Offenbar hatte er längst genaue Befehle gegeben; die punischen Truppen zogen aus dem Lager.
    »Im Lager ist es ein wenig sicherer für Hellenen«, sagte Hamilkar.
    Antigonos schlug das Gewand zurück; der Blitz sah das Schwert und holte tief Luft.
    »Noch ein Geschenk, Tiggo? Du bist außerhalb des Schlachtfelds wichtiger.«
    Antigonos legte die Faust an die Brust. Er wußte: Wenn er noch vier Augenblicke bliebe, würde er nicht mehr aufbrechen können. Wortlos drehte er sich um und ging zu Naravas und dem wartenden Pferd.
     
    Naravas ritt an der Spitze, umgeben von Männern aus seiner engsten Sippe. Als er sich umwandte und die lockeren Reihen musterte, sah er, daß Antigonos schräg hinter ihm ritt.
    »Bruder – Herr der Sandbank, dein Platz ist nicht bei den Schwertern!«
    Antigonos versuchte ein Lächeln. »Wenn es mir noch oft gesagt wird, glaube ich es am Ende.«
    Sie ritten langsam, fast gemächlich den Hang entlang, ein wenig über der Ebene. Ein paar Reiter galoppierten ihnen entgegen.
    »Spendius entbietet seine Grüße, Fürst der Massyler«, sagte der erste. »Freude und Dank. Du möchtest, sagen Spendius und Audarido, wenn es dir gefällt, die Mitte der punischen Reihe angreifen – von hinten. Wir wollen sie in zwei Teile spalten und vernichten.«
    »Ein schlichter und nicht besonders überzeugender Plan«, sagte Naravas kalt. »Entbietet euren Herren meine Grüße.
    Spendius mag sich erinnern, daß ich gesagt habe, wir werden kommen – aber ich habe nicht gesagt, zu wem.« Er hob den Speer. »Die Feldzeichen!«
    Zwei Männer seiner Sippe entrollten die an Speerschäften befestigten glitzernden Tücher. Sie zeigten Palmen und Speerspitzen. »Für Qart Hadasht – für Hamilkar Barkas!« schrie Naravas. Die zweitausend Massyler nahmen den Schrei auf und reckten die Speere.
    Einen Moment saßen die Boten der Söldner wie erstarrt auf ihren Pferden. Dann rissen sie die Tiere herum und jagten davon.
    »Weiter!« Naravas trabte an.
    Die Schlacht hatte begonnen. Schon jetzt war zu sehen, daß ein Teil der Libyer auf dem rechten Flügel kaum ins Treffen eingreifen konnte – Hamilkar

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