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Hanibal

Hanibal

Titel: Hanibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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zwischen den Oretanern und den Vettonen. Die Oretaner sind zweifelhafte Verbündete, die Vettonen zweifellos Feinde. Gute Reiter und Kämpfer, Nomaden. Sie greifen immer wieder oretanische Dörfer an, und wenn wir nicht unser Gesicht verlieren wollen, müssen wir die Verbündeten schützen.«
    Antigonos mühte sich zum wiederholten Mal, sich die wirre Beschaffenheit Iberiens einzuprägen. Nördlich von Karduba , fast parallel zum großen Fluß Baits, zogen sich die Schwarzen Berge mit ihren Wäldern und Silbergruben von Osten nach Westen. Ein großer Teil des zerklüfteten Lands nördlich der Berge gehörte zum Gebiet der Oretaner, das sich südöstlich bis fast zur Küste des Meers nahe dem Land der Kontestaner um Mastia erstreckte. Im Nordwesten saßen die Vettonen, von diesseits des Taggo bis jenseits des Dourios. Flüsse, Wälder, Ebenen, Hochebenen, steile Gebirge, schroffe Schluchten; Antigonos versuchte, sich die Kriegführung im Herzen Iberiens vorzustellen.
    Hasdrubal rieb sich die Augen. »Soviel zu tun«, sagte er leise. »Auch ohne diese sinnlosen Gefechte im Norden.«
    Antigonos wandte der Karte den Rücken und musterte das fahle Gesicht des Puniers, der wie ein alternder Zwerg hinter den Rollen, Stapeln und Türmen seines Tischs hockte. »Du solltest Pause machen.«
    Hasdrubal runzelte die Stirn, sog die Oberlippe zwischen die Zähne und blickte von einem Papyrosberg zum anderen.
    »Pause? Hab ich irgendwann schon mal gehört. Was ist das? Kann man es essen? Beißt es, wenn man es umarmt? Oder was?«
    »Es zwickt, wenn man es unbeachtet läßt, und streichelt dich, wenn du ihm Aufmerksamkeit schenkst.«
    »Interessantes Tier. Klingt gut.« Hasdrubal gähnte, stand auf und reckte sich. »Vielleicht hast du recht – trotzdem: zuviel.«
    »Hast du keine Helfer?«
    »Doch, aber nicht genug. Und nicht genug gute, seit Hasdrubal Barkas wieder bei Hamilkar ist. Er war wirklich gut.
    Und der dritte gute Hasdrubal, ein grauhaariger Mann von der Versorgung, sehr gut – er wirbt gerade bei den Numidern und Gätuliern neue Kämpfer an.« Der Punier schloß einen Moment die Augen. »Zwanzig Jahre Friede, zwanzig Jahre ausgiebige Planung und Verwaltung, geleitet von den drei Hasdrubals – und dieses Iberien wäre ein Paradies. Komm, ich will dir etwas zeigen.«
    Die Wälle sicherten ein Gebiet von etwa dreitausend mal zweitausend Schritten am Nordufer des Baits. Die Zelte und Holzhäuser von vor ein paar Jahren waren verschwunden; Karduba wurde zur Stadt. Wie Linien auf einem Spielbrett liefen gepflasterte Straßen von Ost nach West, von Süd nach Nord. Oberhalb des kleinen Flußhafens hatte man mit dem Bau einer Steinbrücke über den breiten, flachen Strom begonnen. In den weißgeschlämmten Häusern aus Stein und Ziegeln lebten und arbeiteten inzwischen fast zehntausend Menschen, weitere Tausende in vorortähnlichen Dörfern. Die festen Truppenunterkünfte konnten über zwanzigtausend Kämpfer aufnehmen, mit ihren Waffen und Schmieden und Versorgungseinrichtungen und Tieren. Es gab Grundwasserbrunnen und Zisternen. Bewässerungskanäle durchzogen die Felder und Gärten außerhalb der Stadt. Die Steinstraße, die eines Tages von Karduba über Ispali bis nach Gadir führen sollte, begann am Südufer, am Kopf der unfertigen Brücke. Die riesige Baustelle wimmelte von Menschen. Handwerker, Sklaven und kriegsgefangene Iberer turnten in den Gerüsten herum. Flache Kähne brachten Quader, nach Angaben der Baumeister behauen, aus einem flußnahen Steinbruch weiter im Osten. Halbnackte schwitzende Männer hievten eben einen Block aus einem der Schiffe. Antigonos sah, daß die Rücken kaum gezeichnet waren; die Aufseher schienen die Peitschen sparsam einzusetzen.
    Sie kletterten durch das Gewirr von Stangen, Rollen, Stricken und Werkzeug zurück ans Ufer. Hasdrubal wechselte ein paar Worte mit einem Ägypter, der den Sockel eines Pfeilers verstärken wollte.
    »Qart Eya, Ispali, Qart Iuba – meine dritte Stadt«, sagte der Punier, als sie durch das Osttor zu den Truppenunterkünften gingen. Er grinste. »Städtebauer wollte ich eigentlich nicht werden, aber was sein muß… Übrigens ist das hoffentlich nicht meine letzte. Wir brauchen eine feste Hauptstadt.«
    Antigonos beobachtete eine Gruppe von Schleuderern, die aus hundert Schritt Entfernung Gefäße auf einem Holzgerüst zertrümmerten.
    »Außerdem braucht ihr gute Töpfer, schätzungsweise.«
    »Was? Ach so, ja. Das auch.«
    »Hast du schon überlegt, wo du gern

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