Hannahs Entscheidung
Falle.« Ihre wasserblauen Augen verdunkelten sich. »Ich werde es dir beweisen.«
»Mir musst du nichts beweisen, Gloria.«
»Sam braucht mich. Ich bin die Richtige für ihn.«
»Schön, dann hätten wir das ja geklärt. Und jetzt entschuldige bitte, Tsali und ich möchten gern nach Hause .« Tayanita ließ die Blondine stehen, um im Café die Jalousien herunterzulassen.
»Einen guten Abend wünsche ich dir«, rief Gloria ihr spitz hinterher.
Tayanita wandte sich nicht mehr um. Sie atmete auf, als sie die Eingangstür ins Schloss fallen hörte.
*
Hannah hatte Glück, denn die resolute Dame am Empfang des Charlotte Memorial war endlich gewillt, sie zu Ellies Zimmer durchzustellen.
»Einen Moment bitte, Miss Mulligan, ich verbinde.«
»Danke schön.« Während Hannah darauf wartete, dass sich Ellie meldete, starrte sie auf das Bücherregal in ihrem kleinen Apartment und wippte nervös mit dem Fuß. Sie hatte keine Ahnung, ob Ellie überhaupt in der Lage sein würde, zu sprechen. Oder wie sie sich fühlte.
»Mitchell.« Die Stimme ihrer Großmutter klang seltsam fremd und wie aus weiter Entfernung.
»Nana, ich bin’s, Hannah.«
»O Liebes. Wie schön, dass du anrufst. Geht es dir gut? Ist alles in Ordnung?« Ellie stöhnte leise.
Hannah sprang vom Sofa auf und begann, durch den Raum zu laufen. Vermutlich litt ihre Großmutter unter starken Schmerzen, doch es schien sie nur eines zu beschäftigen: ob es ihrer Enkelin gut ging. »Es tut mir so leid, Nana. Ich hätte bei dir in Charlotte sein müssen! Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass Shane dich in diese Geschichte hineinzieht!«
»Mach dir keine Vorwürfe, Kind. Dass ich über den dummen Teppich gestolpert bin, war allein meine Schuld. Bitte beruhige dich.«
»Shane hatte nichts damit zu tun? Bist du dir sicher? Man sagte mir, du könntest dich nicht erinnern …«
»Ich bin allein durch meine Schussligkeit gestürzt. Vielleicht habe ich mich zu sehr aufgeregt, aber als es passierte, war Shane bereits gegangen. Ich kann mich jetzt wieder daran erinnern.«
Hannah blieb unvermittelt stehen. Starrte aus dem Fenster und legte eine Hand auf ihre Brust, um sich zu beruhigen. »Indirekt trägt er die Schuld an deinem Unfall, Nana. Sein Besuch hat dich derart aufgewühlt, dass du völlig durcheinander warst. Oh, ich hasse ihn! Hat er dich bedroht? Was hat er dir angetan, damit du ihm verrätst, dass ich in Willow Creek zu finden bin?«
Am anderen Ende der Leitung sog Eliza scharf die Luft ein. »Er hat dich aufgespürt?«
»Er tauchte im Cottage Garden Café auf, in dem ich aushelfe.«
»O Gott. Es tut mir so leid, Herzchen. Er hat mich auf raffinierte Weise ausgefragt und irgendwie ist es mir herausgerutscht, dass du einen Verkehrsunfall in Willow Creek hattest. Woher er allerdings wusste, dass du in diesem Café zu finden bist, ist mir ein Rätsel.«
»Mach dir bitte keine Gedanken, Nana. Es geht mir gut. Shane hat den starken Mann markiert und gedroht, mich mitzunehmen, aber ich hatte Hilfe.« Sie dachte daran, wie Sam sie in seinen Armen gehalten hatte. Die Erinnerung an seine Berührungen löste ein wohliges Gefühl in ihr aus.
»Verzeih mir!«
»Da gibt es nichts zu verzeihen«, erwiderte Hannah voller Zärtlichkeit. »Wichtig ist allein, dass du wieder gesund wirst. Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Niemals hätte ich mir verziehen, wenn du …«
»Kind, jetzt hör mir zu. Ab jetzt blicken wir nur nach vorn, einverstanden?«
»Ach Nana.« Hannah seufzte. »Ich wäre so gern bei dir. Fühlst du dich bereits kräftig genug, um Besuch zu empfangen?« Mit einem Mal überwältigte sie eine jähe schmerzliche Sehnsucht nach Ellie. Nach der Frau, die sie die längste Zeit ihres Lebens großgezogen, behütet und beschützt hatte. Am liebsten hätte sie sofort ihre Siebensachen gepackt und wäre losgefahren.
»Lass mir noch ein wenig Zeit. Ich fühle mich recht schwach. Du ahnst ja nicht, wie schwer es mir fällt, so nutzlos herumzuliegen, aber ich habe strikte Anweisung von Dr. Grey erhalten, das Bett nicht zu verlassen. Dumme Kopfverletzung.«
Hannah lächelte leise. Es musste der agilen alten Dame, deren Hände niemals untätig in ihrem Schoß lagen, in der Tat schwerfallen, still zu liegen. »Kann ich dir irgendetwas mitbringen?«
»Nein, mein Liebes. Ich denke, ich habe alles, was ich brauche. Aber warte – da fällt mir doch etwas ein. Ich hätte furchtbar gern etwas von dieser leckeren Blaubeernascherei, diesen mit Schokolade
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