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Hannahs Entscheidung

Hannahs Entscheidung

Titel: Hannahs Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Sunday
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wurden, dort zu teuer kamen, besorgte sie bei Bi-Lo‘s. Sie summte eine leise Melodie, schnappte sich im Eingangsbereich einen Einkaufswagen und schlenderte hinüber zur Haushaltswarenabteilung. In Gedanken ging sie die Sachen durch, die sie benötigte. Seit Eröffnung des Cottage Garden hatte sie es sich nicht angewöhnen können, eine Einkaufsliste zu führen. Was die pragmatische, stets praktisch denkende Sylvia immer wieder auf die Palme brachte. Sylvia und sie ergänzten sich prima, und in all den Jahren, in denen sie Seite an Seite gearbeitet hatten, gab es niemals ernsthafte Auseinandersetzungen zwischen ihnen. Tayanita war heute noch froh über ihren Entschluss, das Cottage Garden zusammen mit Sylvia zu betreiben.
    »Hallo, schöne Frau.«
    Tayanitas Herz vollführte einen Salto. Sie wusste auf Anhieb, wem die tiefe warme Stimme gehörte. Sie drehte sich um, und da stand er vor ihr. Attraktiv wie eh und je. Sein Haar war gewachsen, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Die dunklen, mit Silberfäden durchzogenen Locken fielen über seine hohe Stirn, und sie fand, es ließ ihn jungenhafter aussehen, was ihm nicht schlecht stand. Sie verlor sich in den sanften Augen. Hershey Schokoladenbraun. Vollmilchschokoladenbraun.
    »Du siehst gut aus«, sagte er. Sein Blick hielt sie fest. »Scheinst dich nicht zu verändern. Du bist eine zeitlose Schönheit.«
    »Ach George.« Tayanita lachte und der Bann war gebrochen. »Und du bist noch immer der alte Charmeur. Wie eh und je.« Auch das hatte sich nicht geändert. Einen Augenblick musterten sie sich gegenseitig und genossen die Anwesenheit des anderen. »Eine Menge Wasser ist den Pacolet River hinuntergeflossen, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben«, meinte Tayanita schließlich.
    »Vier, fünf Monate?«
    »Das kommt hin.«
    »Ich habe deine bildhafte Ausdrucksweise schon immer bewundert.« In Georges Augen trat ein winziges Funkeln. »Es ist schön, dass wir uns treffen. Ich habe viel an dich gedacht. Wie geht es dir?«
    »Gut. Wirklich gut. Und dir? Wie läuft eure Galerie in Tryon?« Tayanita bemühte sich, gleichmäßig zu atmen, um das wilde Klopfen in ihrer Brust zu bändigen.
    »Ich kann mich nicht beklagen. Wir verkaufen gut. Schau mal rein, wenn du in der Nähe bist.«
    »Vielleicht mache ich das«, erwiderte sie. Ein Kranz kleiner Fältchen legte sich um seine Augen, als er lächelte. Er hatte sich doch verändert. Er kam ihr weicher vor, verletzlicher. Einen flüchtigen Moment war sie versucht, ihre Hand nach ihm auszustrecken und ihm über die Wange zu streichen. »Ich muss weiter.« Tayanita deutete auf ihren leeren Einkaufswagen. »Sylvia wartet auf mich.« Sie legte eine Hand auf den Griff, zögerte. »Warum kommst du nicht einmal im Cottage Garden auf einen Tee vorbei, George? Wir«, sie verbesserte sich rasch, »ich würde mich freuen.«
    »Warum nicht.« Sein Blick hielt sie noch immer fest.
    »Bis dann.« Sie schenkte ihm ein rasches Lächeln, bevor sie sich abwandte.
    »Tayanita, warte !« Mit zwei langen Schritten hatte er sie eingeholt. Aus der hinteren Tasche seiner Jeans fischte er ein zusammengefaltetes Flugblatt. »Demnächst findet doch unser berühmtes Blue Ridge Barbecue und Musikfestival statt.« Sie sah, wie sein Adamsapfel hoch und runter hüpfte. »Hättest du nicht Lust, mich dorthin zu begleiten?«
    Tayanita fühlte etwas in sich aufbranden, das warm und kalt zugleich war, und ihre Knie schwach werden ließ. »Ich weiß nicht.«
    »Als Freunde. Lass uns einen schönen Abend miteinander verbringen, einfach so. Ein wenig plaudern. Tanzen. So wie früher.«
    Während sie überlegte, wie sie die Antwort formulieren sollte, die ihr Herz schon kannte, studierte sie sein intelligentes Gesicht. Noch immer übte es eine ungeheure Anziehungskraft auf sie aus. Sie sehnte sich danach, Zeit mit ihm zu verbringen. Sie vermisste ihn. Warum sollte sie sich nicht mit ihm treffen? Sie war eine erwachsene Frau und durchaus in der Lage, freundschaftlich mit ihm umzugehen. Oder nicht? Hatten sie sich das beide nicht gewünscht, als sie sich trennten? Was hatte sie bisher davon abgehalten, es zu tun? Tayanita wusste es. Es gab gute Gründe, auf Abstand zu gehen. Es hatte Zeit gebraucht. Zeit, zu verzeihen, die Wunden heilen zu lassen, und Zeit, wieder zu sich selbst zu finden. Könnte es sein, dass es inzwischen möglich war, sich erneut aufeinander einzulassen? Als Freunde? Das kannst du nicht, flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf. Niemals. Sie

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