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Hannahs Entscheidung

Hannahs Entscheidung

Titel: Hannahs Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Sunday
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dem Spiegel und strich den eng anliegenden Stoff ihres dunkelblauen Rocks über den Hüften glatt. Die in zartem Pastellaqua gehaltene Bluse betonte ihre großen, leicht schräg liegenden Augen, die sie wie immer besonders sorgfältig geschminkt hatte. Ein Lidstrich in Metallicgrün, Mascara und heller perlmuttfarben glänzender Lidschatten im inneren Augenwinkel. Das würde den Blick öffnen, hatte sie einmal in einer Frauenzeitschrift gelesen. Die hochhackigen schwarzen Riemchenschuhe lenkten die Aufmerksamkeit auf ihre schlanken Fesseln und die langen Beine. Sie hatte sich in all den Jahren recht gut gehalten. Darauf war sie schon immer stolz gewesen. Wer konnte mit knapp neununddreißig noch von sich behaupten, die Figur einer Zwanzigjährigen zu besitzen? Sie verdrehte die blauen Augen gen Himmel. Na gut, einer Fünfundzwanzigjährigen. Sie besaß Kurven an genau den richtigen Stellen. Ihre Augen schimmerten und auch die kleinen Fältchen um den Mund, in die der Lippenstift so gern kroch, waren heute weniger zu sehen als sonst. Zufrieden rückte sie noch einmal ihre vollen Brüste in der engen Bluse zurecht.
    Ihre Gedanken wanderten zu Sam. Es würde nicht mehr lange dauern, bis er endlich begriff, welch guter Fang sie war. War da nicht ein verräterisches Glitzern in seinen Augen, als sie sich das letzte Mal im Cottage Garden zu einem Kaffee getroffen hatten? Gloria war sich sicher: Sam wusste ihre optischen Reize zu schätzen. Dass sie auf die meisten Männer anziehend wirkte, war kein Geheimnis. Warum sollte dies bei Sam Parker anders sein? Dass es bei ihm nicht auf Anhieb geklappt hatte, sondern sie sich um ihn bemühen musste, und das seit geraumer Zeit, ließ ihn in ihren Augen lediglich reizvoller erscheinen. Bereits in der Highschool hatte sie ein Auge auf ihn geworfen. Er war Quarterback des Footballteams und Vorsitzender des Debattierklubs gewesen, einer der populärsten Typen der Schule. Gloria hingegen – von Selbstzweifeln und Unsicherheit geplagt und leider ein Spätentwickler – gelang es nicht, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sie schien Lichtjahre entfernt von jenen Mädchen, die sich in seinem Dunstkreis bewegten. Während sie auf ihrem Stuhl in der Schulcafeteria kauerte, an ihrem Erdnussbuttersandwich knabberte und ihn durch die dicken Brillengläser hindurch anschmachtete, hatte sie sich geschworen, dass er eines Tages ihr gehören würde. Eines Tages würde sie sein Mädchen sein. Sie würde alles, einfach alles dafür tun.
    Später im College erblühte sie zu ihrer eigenen Verblüffung zu einer üppigen Schönheit. Kontaktlinsen ersetzten die unvorteilhafte Brille, und endlich wuchsen ihr Brüste. Rückblickend hatte sich das Warten gelohnt. Kein männliches Wesen kam an ihr vorbei, ohne einen bewundernden Blick in ihre Richtung zu werfen. Ihre Lippen verzogen sich zu einem zufriedenen Lächeln. Sie erinnerte sich an den ungläubigen Ausdruck, der sich auf Sams Gesicht geschlichen hatte, als sie einander Jahre nach ihrem Schulabschluss wiederbegegneten. Gloria hatte soeben ihr eigenes Maklerbüro in Willow Creek eröffnet, und Sam war zum Lieutenant befördert worden. Zum ersten Mal auf gleicher Augenhöhe schritt sie erhobenen Hauptes auf ihn zu. Mit Befriedigung registrierte sie die Verunsicherung in seiner Miene und das Aufflackern von Verwunderung in seinen grauen Augen, als sie ihm auf die Sprünge helfen musste und sich zu erkennen gab. Sam Parker brachte den Mund nicht mehr zu. Ungläubiges Erstaunen stand ihm auf die Stirn geschrieben. Gloria Turner, die kleine graue Maus, das hässliche Entlein aus der Highschool, die er nie eines Blickes gewürdigt hatte, hatte sich in einen wunderschönen Schwan verwandelt.
    Nachdem Sam sich von dem offensichtlichen Schock erholt hatte, gestand er Gloria, dass er sie niemals wiedererkannt hätte. Seine uncharmante Äußerung war zumindest ehrlich, und Gloria, die nun gefestigt und selbstbewusst durchs Leben schritt, konnte darüber nur milde lächeln. Dass Sam gefiel, was er sah, machte sie an dem anerkennenden Aufblitzen seiner Augen fest, als er sie erneut von Kopf bis Fuß taxierte. Anschließend lud er sie auf einen Kaffee ein. Das war der Auftakt zu einer Reihe von Verabredungen gewesen, und Gloria hoffte, dass aus der unverfänglichen Freundschaft bald mehr werden würde. Irgendwann jedoch zog sich Sam aus unerklärlichen Gründen zurück. Er wich geschickt aus, wenn sie ihn darauf ansprach, murmelte etwas von ungeklärten

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