Hannahs Entscheidung
unserer Empfänge rechnen, oder?«
Gloria schluckte einen bissigen Kommentar hinunter und zwang sich zu einem höflichen Lächeln, wobei sie unmerklich von Hershey abrückte. »Sie dürfen, Darren. Aber gern.«
Darrens Frau hatte es sich inzwischen auf einem der Liegestühle auf dem Deck bequem gemacht. Sie beschattete ihre Augen und starrte verzückt in die Ferne zu den Bergen. »Wirklich bezaubernd«, murmelte sie wie in Trance.
Gloria folgte ihrem Blick. Die Hersheys wären wirklich Narren, wenn sie nicht zugriffen, denn dies war ohne Zweifel eins der schönsten Objekte, die sie je vermittelt hatte. Wem würde es nicht gefallen, so zu wohnen? Für Gloria gab es lediglich einen Ort, der dies hier noch übertraf. Green Acres. Auf Green Acres leben zu dürfen, schien ihr der Himmel auf Erden zu sein. Es wurmte sie, dass diese Fremde aus Ohio, diese Mulligan, sich dort eingenistet hatte. Ja, die Buschtrommeln in Willow Creek funktionierten. Musste die Frau sofort in die starken Arme eines beschützenden Mannes flüchten, nur weil irgendein armer Tropf, vermutlich ein Obdachloser, ins Cottage Garden eingebrochen war, um sich etwas Kleingeld für die nächste warme Mahlzeit zu organisieren? Einfach lächerlich!
Gedankenverloren wickelte sie eine ihrer platinblonden Strähnen um den Zeigefinger. Auch wenn Sam dieser Person mit Sicherheit keinen zweiten Blick schenkte, es passte Gloria nicht, dass sich ein anderes weibliches Wesen auf Green Acres breitmachte. Natürlich war diese Hannah Mulligan keine echte Gefahr für sie. In den weiten Hemden, die sie zu bevorzugen schien, wirkte sie wie ein junger Mann. Der lose fallende Stoff verbarg jegliche Kurven. Falls diese Dame überhaupt Kurven besaß, überlegte Gloria nicht ohne Häme. Sie wettete, dass Hannah unter den hässlichen Oberteilen flach wie Kansas war. Warum sonst sollte sie sich derart verunstalten? Eine Frau musste doch zeigen, was Gott ihr geschenkt hatte. Und du meine Güte, wie sie ihr Haar trug! Als wäre sie unter die erbarmungslosen Messer einer Heckenschere geraten. Sie nahm sich vor, mit der Dame ein Wörtchen zu reden, sobald sich die Gelegenheit ergäbe, um ihr klarzumachen, dass sie auf Green Acres nichts zu suchen hatte.
Sie straffte ihre Schultern. »Kommen Sie«, bat sie Darren und seine Frau, »ich zeige Ihnen jetzt den Rest dieses herrlichen Grundstücks. Ich verspreche Ihnen, Sie werden begeistert sein.«
20. Kapitel
D olores presste den Zeigefinger auf den Klingelknopf. Immer und immer wieder. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch klopfte sie mit den Knöcheln an die dunkle Mahagonitür. »Eliza? Eliza, bist du da? Nun mach schon auf! Ich bin’s, Dolores, deine Nachbarin!« Als sich nichts rührte, schob sie ihre Brille auf die Nasenspitze und spähte über den Brillenrand durchs Küchenfenster. Leider konnte sie durch den zarten Vorhang hindurch nichts erkennen. Sie runzelte die Stirn. Was zum Teufel ging hier vor? Es war eindeutig, dass etwas nicht stimmte. Im Wohnzimmer ihrer langjährigen Nachbarin hatte die ganze Nacht hindurch das Licht gebrannt, Dolores konnte den Lichtschein durch die halb geschlossenen Jalousien wahrnehmen. Seit vierzig Jahren wohnte sie in der Dilworth Road gegenüber dem Haus der Mitchells. Sie wusste, dass Eliza eine sorgfältige, sparsame und ordentliche Person war. Niemals würde sie die ganze Nacht über das Licht brennen lassen. Ebenso beschäftigte Dolores die Tatsache, dass gestern Nachmittag ein gut aussehender, wenn auch heruntergekommener Fremder vor Elizas Haustür aufgetaucht war, den Eliza zu ihrer Verblüffung hineingelassen hatte. Das war ebenfalls ungewöhnlich. Die gute Eliza galt als vorsichtige Frau, die sich gewöhnlich nicht mit Fremden einließ. Nicht dass Dolores sonderlich neugierig gewesen wäre, aber als sie während ihres Nachmittagstees zufällig aus dem Fenster gesehen hatte, war ihr unter der uralten mit Moos behangenen Eiche der schmuddelige Pick-up, ein dunkelblauer Dodge Ram, gleich aufgefallen. Etwas Ungewöhnliches witternd, hatte sie sich einen Stuhl geschnappt und mit ihrer Tasse Stellung am Fenster bezogen. Ein Mann mit dunkler Baseballkappe stieg aus. Er wirkte wie jemand, der etwas zu verbergen hatte. Nachdem er seine Glieder gestreckt und sich auf verdächtige Weise umgeblickt hatte, überquerte er die Straße und strebte auf Elizas Haus zu. Kurz darauf verschwand er zu Dolores’ Erstaunen im Haus.
Seit wann empfing Eliza Mae Herrenbesuch? Dolores schürzte
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