Hannas Entscheidung
Display.
»Okay. Warte auf dich. Pass auf dich auf.«
»Dito.«
Sie packte alles weg und rutschte zurück ins Bett, Versuchte es erneut mit der Schlafposition auf dem Bauch mit dem Kopf unter das Kissen gewühlt.
17 Leben
»Ben!« Faustschläge donnerten an die Tür.
Sofort war Hanna hellwach, schnappte sich ihre Jogginghose und lief aus dem Schlafzimmer, wo sie im Flur fast mit Ben zusammenprallte. Eine Waffe in der Hand schob er sie hinter sich.
»Das ist dein Schwager«, fauchte sie, »pack die Waffe weg!«
Statt auf sie zu hören, steckte er seinen Schlüssel ins Schloss, legte die Kette vor und öffnete die Wohnungstür.
»Lisa – sie hat Wehen.«
Es dauerte keine drei Sekunden, dann war die Tür komplett offen. Tom stand im Schlafanzug vor ihnen, die Haare wirr vom Kopf abstehend.
»Kannst du zu ihr gehen und sie daran hindern, weiter Quatsch zu machen? Ich muss mich anziehen, das Auto vorbereiten und der Hebamme Bescheid geben.«
»Aber sie hat doch noch zehn Tage ...« Hanna biss sich auf die Lippen, als sie die Panik in Toms Augen sah.
Ben rannte ins Wohnzimmer und zog sich seine Jogginghose an. Hanna schlüpfte in ihre Turnschuhe und folgte den Männern runter in die Wohnung in der zweiten Etage. Lisa lag im Bett, streichelte mit den Händen ihren Bauch, zwischen ihren Beinen klemmte ein Handtuch.
Ben kniete sich vor das Bett. »He, was machst du denn für Sachen?«
Sie öffnete die Augen, versuchte ein Lächeln, was ihr misslang, stattdessen traten ihr Tränen in die Augen. »Ich konnte nicht schlafen und wollte mir Kekse aus dem Schrank holen. Tom hat sie nach oben gepackt, also nahm ich einen Hocker. Ich hab das Gleichgewicht verloren und bin runtergesprungen, damit ich nicht falle. Und dann hat es angefangen.«
Beruhigend strich ihr Bruder ihr die Haare aus dem Gesicht. »Sch, alles wird gut. Keine Sorge, in zehn Tagen wär es sowieso so weit gewesen. Dann kommt es einfach ein bisschen früher.«
»Hast du Wehen?«, fragte Hanna.
»Hanna!«, rief Lisa und streckte die Arme aus.
Ben machte ihr Platz und Hanna nahm Lisa, die nun richtig anfing zu weinen, vorsichtig in die Arme.
»Alles wird gut Lisa, alles wird gut. Also hast du Wehen?«
»Nein, keine echten, aber das Fruchtwasser ...«
Beruhigend strich Hanna ihr über den Rücken. Tom kam herein.
»Kannst du aufstehen?«
Hanna half Lisa beim Aufrichten und bemerkte die Nässe zwischen ihren Beinen. Sie hatte keine Ahnung, wie schnell eine Geburt vonstattenging, wenn die Fruchtblase geplatzt war. Ein kurzer Blick reichte ihr aber, um zu sehen, dass die Schwangere sich nicht in ihren feuchten Unterklamotten wohlfühlte.
»Keine Wehen? Fließt es eher langsam?«, rückversicherte sie sich.
»Ja, alles in Ordnung soweit. Keine akute Gefahr, würde ich sagen. Das Köpfchen lag schon tief, Nabelschnur okay, keine Vorfallgefahr.«
Hanna seufzte. Lisa hatte offenbar den ersten Schock überstanden und ließ die Ärztin in sich zu Wort kommen. »Okay, dann erst zum Bad.«
»Zum Bad?«, stieß Tom entsetzt hervor. »Wir fahren ins Krankenhaus – sofort!«
Auch Ben blickte sie verunsichert an.
Eines hatte Hanna bei dem Fotoshooting der Schwangeren gelernt: erstens, dass sie ein untrügliches Körperbewusstsein entwickelten, das ihnen half, mit der Situation klarzukommen, zweitens, dass es für den Prozess der Geburt wichtig war, sich im Einklang mit sich zu befinden. So erschrocken Lisa durch das Fließen des Fruchtwassers war, machte sie dennoch nicht den Eindruck, als würde sie im nächsten Moment das Baby bekommen. Wenn es Lisa störte, dass ihre Hose feucht war, dann würde sie verdammt noch mal dafür sorgen, dass sie trockene Sachen bekam.
»Tom, das ist nicht das erste Baby, das es eiliger hat auf die Welt zu kommen und nicht das Letzte. Geh vor, wir kommen gleich nach. Ruf bei der Klinik an.«
Damit schob sie Lisa ins Bad und half ihr beim Ausziehen. Ben kam rein, brachte frische Sachen. Mit zwei kleinen Handtüchern zwischen den Beinen zog Hanna der werdenden Mutter die weite Hose über.
Bevor Lisa protestieren konnte, hatte Ben sie hochgehoben und brachte sie zum Auto, dicht gefolgt von Hanna. Vorsichtig setzte Ben seine Schwester auf den in annähernd Liegeposition gebrachten Beifahrersitz, der mit einem Plastiküberzug und Handtüchern ausgelegt und war. Tom legte den Rückwärtsgang ein.
»Stopp!«, bellte Ben.
Sein Schwager trat gerade noch rechtzeitig auf die Bremse, um nicht gegen das geschlossene Garagentor zu
Weitere Kostenlose Bücher