Hannas Entscheidung
zugelassen, dass ihr irgendjemand zu nahe kommt und ihr wehtut.«
»Das lag aber nicht in meiner Macht.«
»Ich rede nicht von damals, Karl, ich rede von heute. Du hast nicht gezögert, ihr deinen Wachhund auf den Hals zu hetzen. Hast sie unter Druck gesetzt, und dabei war dir jedes Mittel recht, bis sie ihre Aussage gemacht hat. Du hast ihr das genommen, was ihr immer am meisten in ihrem Leben bedeutet hat – ihre Schwester und ihre Mutter. Du hast nie begriffen, dass sie Angst vor den Konsequenzen ihrer Aussage hatte und dass das Leben manchmal wichtiger ist als Gerechtigkeit. Du hast keine Hemmungen gehabt, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, um deinen Willen zu bekommen. Weil es dich angepisst hat, dass Armin Ziegler dir durch die Lappen gegangen ist. Du hast mit ihren Gefühlen gespielt und jetzt ist Schluss damit. Sie bleibt hier und sie bekommt eine neue Identität, und diesmal schwöre ich dir, dass niemand sie knacken wird, auch Paul nicht.«
Zornflecken waren auf den Wangen von Konz erschienen, während er Gift und Galle spuckte.
»Fertig?«, erwiderte der Oberst kalt und ruhig.
»Nein, noch nicht.« Konz lehnte sich in seinem Stuhl zurück, nahm die Brille von der Nase, fing an sie zu putzen.
Niemand sagte ein Wort. Sie warteten, bis er sich die Brille auf die Nase gesetzt hatte.
»Lukas Benner wurde ermordet.«
Seine Worte legten sich kalt um Bens Herz. Er holte Luft, als Konz seine Aufmerksamkeit auf ihn richtete.
»Und nein, ich glaube nicht, dass Johanna Rosenbaum etwas damit zu tun hat.«
Das Treffen lief anders ab, als Ben es erwartet hatte.
»Marie?«, fragte Hartmann vorsichtig nach.
»Nein, es war ein Mitgefangener aus dem Zellblock, der ihm ein Mittel verkauft hat, angeblich gegen Depressionen. Als wir bei den Nachforschungen im Gefängnis Druck gemacht haben, hat der Mann Schiss bekommen, dass man auch ihn beseitigen will. Jetzt, wo wir wussten, wonach wir suchen müssen, ließ sich eine geringe Konzentration eines pflanzlichen Mittels feststellen, das beim Doping und in der Drogenszene verwendet wird.«
»Digitalis?«, wollte Ben wissen.
Abwertend schnalzte Konz mit der Zunge. »Nein, natürlich wurde die Leiche sofort auf Digitalis überprüft. Für wie dumm halten Sie unsere Leute, Major? Er hat ein Medikament gegen seine Herzprobleme auf eben dieser Wirkstoffbasis erhalten, doch die Konzentration stimmte mit dem von seinem Arzt verschriebenen Wert überein. Es handelte sich um Ephedrin.«
»Wie seid ihr auf den Mitgefangenen gekommen?«
Konz verzog den Mund, musterte seinen ehemaligen Kollegen. »Polizeiarbeit – klassische, langweilige Recherche. Aber dafür haben wir die Ergebnisse in der Hand und einen Zeugen.«
»Wir waren auch nicht untätig. Paul hat das Sicherheitssystem von Medicare geknackt.«
»Auf einmal? Nach wie viel Jahren?«
»Er hatte Hilfe«, erklärte der Oberst.
»Von Viktor Samuels, nehme ich an?«
»Korrekt. Außerdem haben wir einen Handymitschnitt der Ermordung von Nina Schröder, die beweist, dass Angelika Winters an dem Mord beteiligt gewesen ist.«
»Und dieser Mistkerl rückt erst jetzt damit raus!«, knurrte Konz erbost. »Wo ist er?«
»Wissen wir nicht.«
»Wie hat er Kontakt mit euch aufgenommen?«
Statt eine Antwort zu geben, zog Hartmann die Augenbrauen hoch.
»Verstehe. Johanna Rosenbaum.« Konz nickte.
»Es ist nicht nur so, dass die gesamten Daten von den Projekten der Forschungsanstalt in Nigeria im Rechenzentrum vorhanden sind. Nein, es gibt auch noch ein spezielles Netzwerk für Daten und Kommunikation der FoEI. Und wir haben eine Tabelle mit den Namen aller FoEI-Mitglieder samt ihren Einlagen für die Finanzierung der Projekte im In- und Ausland.«
Leise pfiff Konz durch die Zähne. »Damit hätten wir Armin Ziegler mit seiner Organisation nach all den Jahren am Haken.« Der BKA-Beamte klang ungläubig.
Hartmann nickte zufrieden. »Ja, es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann wir alles wasserdicht zusammengestellt haben.«
»Es gibt keinen richterlichen Beschluss für einen Zugriff auf die Daten von Medicare«, wandte Konz ein.
»Wir dachten, dass du diesen Part übernehmen kannst.«
»Einverstanden. Wann haben wir das Material?«
»Paul ist dabei.«
»Paul. Manchmal glaube ich, er vergisst, von wem er sein Gehalt bezieht«, knurrte Konz. »Also gut, dann lasst uns loslegen.«
»Halt, es gibt da noch eine Kleinigkeit.«
Bens Herzschlag beschleunigte sich unwillkürlich.
»Und die wäre?«
»Johanna ...«
»Sie
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