Hannas Entscheidung
bleibt hier bei uns«
»Sie leidet unter Klaustrophobie«, mischte sich Ben ein.
»Und Sie denken ernsthaft, das wüsste ich nicht?«
Perplex starrte Ben den Beamten an.
»Mein lieber Major Wahlstrom, ich kenne Johanna Rosenbaum seit mehr als dreizehn Jahren. Wir haben sie im Zeugenschutzprogramm untergebracht, vergessen sie das nicht.« Konz stand auf. »Ich warte auf die Informationen.«
Leise klopfte Ben an Lisas Wohnungstür. Tom öffnete.
»Hi, alles klar bei euch?«
Sein Schwager grinste selig. »Ja, die zwei schlafen , sind ziemlich k. o.«
»Kann ich euer Telefon benutzen?«
»Will ich wissen, weshalb?«
»Willst du nicht.«
»Okay, tu dir keinen Zwang an.«
Vor dem Telefon atmete Ben tief durch. Er hatte auf der Rückfahrt vom BKA überlegt, ob er sein Vorgehen mit dem Oberst absprechen sollte, und sich dagegen entschieden. Diesmal handelte er nicht, wie sein Job es von ihm verlangte.
Hanna wachte mit Kopfweh auf. Die Wasserflasche von ihrem Abendessen hatte nicht gereicht, um den Mineralverlust durch das Schwitzen auszugleichen. Sie zog ihre Sachen an, putzte sich die Zähne. Ihr stand außer Zahnbürste, Zahnpasta und Seife nichts zur Verfügung. Sie fragte sich, wie lange ihr Konz den Zugang zu ihren Sachen verweigern wollte. Am meisten ärgerte sie aber die Tatsache, dass sie sich wieder als Figur auf einem Spielbrett fühlte, die von den verschiedenen Parteien je nach Bedarf von einem Feld auf das andere geschoben wurde. Hanna hatte keine Ahnung, ob Paul durch Viktor an die »gelöschten« Daten herangekommen war. Noch weniger, ob sich dort die erhofften Informationen über das Heilmittel für HIV befanden. Sie war abgeschnitten von der Welt, konnte keinen Kontakt mit Marie aufnehmen. Genauso wenig wusste sie, ob es für ihre Schwester gefährlich würde, wenn Konz sie zu einem Verhör einlud. Stöhnend rieb sich Hanna die Schläfen. Sie hoffte, Armin würde seinen Verstand einschalten und nicht einen weiteren Unfall oder Tod hervorrufen.
Die Tür wurde geöffnet. Ein junger Mann in Priesterkleidung kam herein. »Guten Morgen, Frau Rosenbaum.«
Hanna war zu überrascht, um zu antworten.
Verlegen trat der Priester von einem Bein auf das andere und ließ seinen Blick durch die Zelle schweifen. »Ähm, haben Sie noch irgendwelche Sachen hier?«
Sie verneinte perplex.
»Gut, dann kommen Sie bitte.«
Er drehte sich um und verließ die Zelle, deren Tür weiterhin offenblieb. Zögernd und wachsam schritt Hanna über die Schwelle.
Der wachhabende Beamte auf dem Gang schloss die Zellentür und grinste. »Kommt auch nicht oft vor, dass jemand von einem Priester aus der Zelle geholt wird.«
»Ich bin Anwärter, kein Priester.«
Hanna stutzte. »Wer sind Sie?«
Er wandte sich ihr zu. »Oh, tut mir leid. Sebastian Kleinert. Kardinal Voigt bat mich, sie zum Auto zu bringen. Er wartet draußen.«
Der Beamte pfiff durch die Zähne. »Nicht nur ein Priester, sondern auch noch ein Kardinal!« Neugierig musterte er ihn und Hanna.
»Priesteranwärter.«
Hanna grinste. Dieser Kleinert ließ sich nicht beirren. Sie folgte ihm. Draußen stand ein schwarzer Mercedes mit verdunkelten Scheiben. Kleinert öffnete ihr die Tür zum Font und nahm auf der Beifahrerseite Platz.
»Überaus leichtsinnig von dir, einfach mit jemandem mitzugehen, nur weil er sagt, er wäre Priester.«
»Priesteranwärter«, korrigierte Hanna ihren Onkel und sah Kleinerts Grinsen im Rückspiegel.
Der Kardinal lächelte ebenfalls und ließ seinen Blick über sie schweifen. »Alles in Ordnung mit dir?«
»Ja, ich könnte allerdings eine Dusche vertragen.«
Nachdem Hanna geduscht hatte, gesellte sie sich zu ihrem Onkel in die Küche. Caroline, die Besitzerin dieser Wohnung, eine Freundin von ihrem Onkel und ihrem Vater, hatte sie kurz begrüßt und sich gleichzeitig verabschiedet, da sie zu ihrer Arbeit musste.
»Warum bist du nicht zu Caroline gegangen?«
»Woher wusstest du, dass ich in einer Zelle hocke?«
»Ben.«
Hanna seufzte. »Und wie hast du Konz dazu bekommen, dass er mich rauslässt?«
»Oh, ich bin geschickt, wenn es ums Verhandeln geht.«
»Das glaube ich dir aufs Wort.«
»Nein, um ehrlich zu sein, es war schwer. Dieser Mann ist ein Beamter durch und durch. Ich habe ihm hoch und heilig versprochen, dass ich auf dich aufpasse. Also – weshalb bist du nicht zu Caroline gegangen, wie wir es besprochen hatten?«
»Mein eigener Weg, Onkel, du erinnerst dich?«
»Und der führt über KSK und
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