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Hannas Entscheidung

Hannas Entscheidung

Titel: Hannas Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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stand, bekreuzigte sich hastig und floh mit dem Wagen an das andere Ende des Flurs.
    Hartmann stieß die angehaltene Luft aus, musterte Ben und kniff die Augen zusammen. »Sie sehen blass aus.«
    »Ja, mir ging es gestern nicht besonders.«
    »Was in drei Teufels Namen machen Sie in Rom?«
    Ben fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Jetzt wurde die Sache heikel. Die Putzfrau warf ihnen von Weitem Blicke zu. Der Oberst schob ihn durch die Tür und trat in sein Zimmer. Mist, verfluchter, dachte Ben im Stillen. Hoffentlich verhielt sich Hanna so schlau, jetzt nicht aus dem Bad zu kommen.
    »Also? Was machen Sie in Rom?«
    »Ich wollte jemanden besuchen.«
    Der Blick des Obersts wanderte durch das Zimmer. »Ihr Flug war nach Berlin gebucht.«
    »Ja, ich war auch erst in Berlin.«
    »Und?«
    »Und dann habe ich mich entschieden, nach Rom weiterzufliegen.«
    »Sie haben dem Arzt gesagt, Sie wollten sich in die ärztlichen Hände Ihrer Schwester begeben. Nur deshalb sind sie aus dem Krankenhaus entlassen worden.«
    Ben schwieg. Die Augen seines Vorgesetzten durchbohrten ihn, forschend nach einer Antwort, nach der Wahrheit, aber Ben hatte nicht vor, die Wahrheit preiszugeben. Wenn er das tat, würde nicht nur er einen Heidenärger bekommen, sondern auch Paul Gerlach. Schließlich hatte der Computerspezialist ihrer Einheit, den sie sich mit der Polizei teilten, den Computer des Zeugenschutzprogramms gehackt und Ben den aktuellen Aufenthaltsort von Hanna weitergegeben. Sein schlechtes Gewissen hielt sich dennoch in Grenzen, da Paul die praktische Erfahrung nutzen würde, um die Sicherheitsleute auf die Schwachstelle in ihrer Software aufmerksam zu machen.
    Wer fragt, führt, dachte Ben grimmig. »Was machen Sie in Rom?«
    Es funktionierte. Der Oberst sah ihn einen Moment perplex an, bevor er antwortete: »Sie suchen, was sonst?«
    »Mich suchen?«
    »Ja, Ihre Schwester hat sich bei mir gemeldet, nachdem Sie ihr eine SMS geschickt haben, dass Sie sich später bei ihr melden würden. Nur haben Sie das nicht getan.«
    Ben biss sich auf die Lippen. Er hatte es tatsächlich nach seinem ersten Wiedersehen mit Hanna versäumt, sich bei Lisa zu melden. Er stellte sich lieber nicht vor, was für Sorgen sich seine Schwester gemacht hatte.
    »Seit wann schalten Sie überhaupt Ihr Handy aus?« Erneut sah sich der Oberst im Zimmer um, diesmal langsamer. Sein Blick verweilte länger auf dem ordentlich gemachten Bett.
    »Ich brauchte eine Auszeit.«
    »In Rom?«
    »Wieso nicht?«
    »Sie haben noch nie erwähnt, dass es Sie nach Rom zieht.«
    »Sie wissen eben nicht alles von mir.«
    »Nein, in der Tat nicht. Also, wen wollten Sie besuchen?«
    »Besuchen?«
    Mit schmalen Augen betrachtete ihn Oberst Hartmann. Verdammt, er hatte den Faden verloren, weil er ständig auf verräterische Geräusche aus dem Bad lauschte. Gleichzeitig machte ihn ihr völliges Fehlen nervös. Sein Blick wanderte zur Tür. Er registrierte sofort, dass er einen Anfängerfehler gemacht hatte, der ihn verriet. Oberst Hartmann trat vor die Badezimmertür.
    »Wer ist da drin?«
    »Niemand«, machte Ben einen letzten Versuch, die Situation zu retten. »Ich habe Hunger, was halten Sie davon, wenn wir unten etwas frühstücken gehen? Ich lade Sie ein.«
    Statt zu antworten, drückte der Oberst die Klinke der Badezimmertür herunter. »Die Tür ist abgeschlossen.«
    »Tatsächlich? Sie klemmt sicher nur, aber Oberst Hartmann, lassen Sie uns frühstücken ge–«
    »Verarschen sie mich nicht, Major Wahlstrom. Wer – ist – da – drin?« Den letzten Satz sprach der Oberst Wort für Wort.
    »Eine Frau.«
    Hartmann zog die Hand von der Badezimmertür zurück, als hätte er sich verbrannt.
    »Oh! – Eine Frau?«
    Ben zuckte mit den Achseln. Er hatte keine Ahnung, was er noch sagen sollte.
    »Sie sind zwei Tage auf den Beinen, fliegen nach Berlin und dann nach Rom, um mit einer Frau zu schlafen?«
    Röte schoss Ben ins Gesicht. Er senkte den Blick, hob die Hand an seinen Nacken. Dachte der Oberst, er wäre notgeil? Seine Verlegenheit schlug in Wut um. »Ich habe nicht mit ihr geschlafen. Wir haben nur ...«, er suchte nach einem Wort, kratzte sich am Hinterkopf, »... die Nacht miteinander verbracht. Sie hat mir Rom gezeigt und ich habe mir anscheinend etwas zu viel zugemutet. Sie hat mich zur Pension gebracht und ist geblieben, weil es mir schlecht ging.« Diese Wahrheit überzeugte den Oberst, das konnte Ben in seinem Gesicht sehen.
    »Das war absolut leichtsinnig von Ihnen.

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