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Hannas Entscheidung

Hannas Entscheidung

Titel: Hannas Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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Zeit später ein Angebot machen, damit sie wieder rauskommen? Wo bleibt da die Gerechtigkeit?«
    Der Oberst seufzte. »Ich weiß.«
    »Wie wollen Sie das Hanna erklären?«
    Die Schultern des Mannes am Fenster strafften sich. Er richtete sich auf, wandte sich um. »Gar nicht. Sollte sich Lukas Benner für eine Aussage zur Verfügung stellen, wird er genauso im Zeugenschutzprogramm verschwinden wie Hanna. Und Sie ...«, er trat drohend zwei Schritte auf Ben zu, »... werden nie wieder Kontakt mit dieser Dame aufnehmen! Ich dachte, darüber wären wir beide uns einig gewesen.«
    Weder wich Ben zurück, noch gab er eine Antwort. Er hielt den Blickkontakt, kochte aber innerlich vor Wut.
    Der Oberst wandte sich erneut von ihm ab. »Es gab zwei Mordversuche an Lukas Benner, seit er in Haft sitzt.«
    »Pech, dass es nicht geklappt hat.«
    Sein Vorgesetzter ließ sich nicht provozieren. »Am Freitag hat Brinkmann –«, er brach ab, »Sie erinnern sich an ihren Zimmergenossen vom BKA?«
    »Ja.« Ben erinnerte sich nur zu gut, wie er knapp zwei Jahre zuvor an das BKA ausgeliehen worden war, da Hartmann herausbekommen hatte, dass er in Nairobi eine Nacht mit Hanna verbracht hatte. Er hoffte, sie wegen ihrer Gefühle für ihn zum Reden zu bringen oder Ben Zugang zum Kreis der für das Massaker in dem nigerianischen Dorf Verantwortlichen zu verschaffen. Der Plan war aufgegangen, letztendlich mit dem unangenehmen Nebeneffekt, dass ihm Hanna ihre Liebe gestand. Es war nicht einfach, zum KSK, dem Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr zu gehören. Normalerweise agierte Ben nicht in Deutschland. Sein Aufgabengebiet war die Aufklärung, Terrorismusbekämpfung, Rettung, Evakuierung und Bergung, die Kommandokriegführung und Militärberatung im Ausland. Ihre Operationen standen unter besonderer militärischer Geheimhaltung. Niemand wusste, wer zum KSK gehörte. Niemand von ihnen würde es einem Außenstehenden sagen. Nur das Gesicht des Brigadegenerals war öffentlich bekannt. Sven Brinkmann war sein Partner auf der Seite des BKA gewesen, ein kompetenter Polizeibeamter, den Ben am Ende nicht in seine Pläne hatte einweihen können. Erst war Brinkmann darüber stinksauer gewesen. Doch nachdem ihn Ben vor einem halben Jahr zu einem Bierchen eingeladen hatte, waren sie als Freunde auseinandergegangen.
    »Gut, also am Freitag hat Brinkmann Unterlagen zugespielt bekommen, aus denen hervorgeht, dass Lukas Benner für die Hinrichtung der zwei Entführer von Hanna Rosenbaum verantwortlich ist.«
    »Und Sie wollen ihm einen Freibrief verschaffen!«
    »Nicht ich, das BKA. Er wäre der erste Hinweis darauf, dass sich die FoEI für ihre schmutzige Arbeit Spezialkräfte hält. Wussten Sie, dass er eine Ausbildung zum Scharfschützen erhalten hat?«
    »Ja, bei der Bundeswehr. War er nicht sogar zwei Monate in Calw?« In Calw war das KSK stationiert. Hier fand die Ausbildung statt und hier würde Ben zum Aufbautraining hingehen, sobald er die gesundheitliche Freigabe von Lisa hatte. Erst, wenn er alle Prüfungen zufriedenstellend schaffte, konnte er in den Einsatz gehen.
    »Auch wir machen Fehler.«
    »Dann wiederholen Sie sie wenigstens nicht.«
    Oberst Hartmann sah ihn kalt an, die rechte Seite seines Mundes hob sich zu einem Lächeln. »Keine Sorge, dass werden wir nicht. Er weiß nichts von den Unterlagen, die Brinkmann vorliegen.«
    »Ich verstehe. Für das eine Verbrechen bekommt er Haftaufhebung, während er für das andere wieder in den Knast wandert? Sprachen sie nicht vorhin von einem Zeugenschutzprogramm?«
    »Ja, aber ich habe nicht gesagt, dass er ein freier Mann sein wird.«
    »Diese Unterlagen, die Sven Brinkmann zugespielt bekommen hat ...«
    »Anonym. Jemand will uns vor seinen Karren spannen.«
    »Aber wieso sollte die FoEI das tun, wenn sie ihn tot sehen wollen? Riskieren sie damit nicht, dass sich der Druck auf Lukas Benner erhöht, auf das Angebot des BKA einzugehen? Ich meine, sie können nicht wissen, ob das BKA es nicht als Druckmittel verwendet.«
    Nachdenklich runzelte Oberst Hartmann die Stirn. Es schien, als hätte er darüber bisher nicht nachgedacht. »Hm, interessanter Aspekt. Aber wer könnte sonst dahinterstecken?«
    Die Frage blieb im Raum stehen.
    Sie beschäftigte Ben auch später noch, als er in seiner Wohnung trainierte.

8 Familie
    »Professor Bartoli?«
    Das war alles, was Hanna nach einer gefühlten Ewigkeit über die Lippen brachte.
    »Schwester Valentina«, wandte sich der Professor an eine Nonne, »wären

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