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Hannas Entscheidung

Hannas Entscheidung

Titel: Hannas Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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vergangenen Stunden von einem Professor für Kunstgeschichte zu einem Mann gewandelt, der sie beschützte. Zu jemandem, der ihren Patenonkel mehr als nur kannte. Was wusste sie überhaupt von ihm?
    »Es ist im Moment der einzige Ort, zu dem wir kommen, ohne diese Gänge verlassen zu müssen. Vertrauen sie mir?
    Hanna legte den Kopf schief, versuchte einen anderen Fokus für ihre Musterung zu erhaschen.
    Er blinzelte vergnügt. »Denken Sie, Ihr Onkel, würde Sie mir anvertrauen, wenn er befürchten müsste, ich wollte Ihnen schaden?«
    »Nein.«
    »Also, dann kommen Sie.«
    Hanna setzte sich in Bewegung. Sie gingen denselben Gang hinunter, den sie gekommen waren. »Ist das der Verbindungsgang zum Vatikan?«
    »Ja.«
    »Wo kommt er heraus?«
    »Das müssen Sie nicht wissen.«
    »Gehören Sie einer Geheimorganisation an?«
    »Achtung, der Gang wird jetzt niedriger.«
    Es kamen Abzweigungen, weitere Gänge, und eine Zeit lang war Hanna damit beschäftigt, auf ihren Weg zu achten, der nur durch die Taschenlampe ihres Begleiters beleuchtet wurde. In dem dunklen Gewirr von Gängen verlor sie die Orientierung. Die Luft roch abgestanden, aber die Wege wiesen keine Feuchtigkeit auf.
    »Vorsicht! Stufen.«
    Es ging aufwärts.
    Schließlich standen sie vor einer hölzernen, eisenbeschlagenen Tür. Fast erwartete Hanna, dass der Professor einen uralten Schlüssel herausziehen und ihn in das Schloss stecken würde. Stattdessen gab er einen Zahlencode in einem eingelassenen Panel an der Mauer ein. Mit einem leisen Klick ließ sich die Tür erstaunlich leicht aufdrücken. Er betätigte einen Lichtschalter.
    Hanna blinzelte, geblendet von dem Licht. Sie befanden sich in einem Kellerraum, der mit Vorräten bestückt war. Hinter ihnen verschwand die Tür zugedrückt unsichtbar im Mauerwerk des Kellers. Verblüfft strich Hanna über die Stelle. Tatsächlich war die Tür nur geschickt bemalt und nicht wirklich gemauert.
    »Eine hervorragende Arbeit, nicht wahr? Möchten Sie noch etwas essen?« Der Professor führte sie eine weitere Treppe hoch, die in einer kleinen Küche endete.
    »Nein. Ich würde gerne schlafen.«
    Er hatte den Kühlschrank geöffnet und zog den Deckel von einer Platte ab. »Auch nicht Tomaten-Mozzarella, eingelegte Auberginen, schwarze Oliven mit Mandeln oder grüne mit Frischkäse ...?«
    Sie schüttelte den Kopf. Er stellte den Teller auf die Küchentheke, schnappte sich eine Flasche Wasser und ging voraus in einen Flur. Sie stiegen eine weitere Treppe hoch. An den Wänden hingen Gemälde aus verschieden Zeitepochen.
    »Sind die echt?«
    »Nein, keine Bange, alles nur Kopien. Hier ist das Badezimmer.« Er öffnete eine Tür auf der linken Seite. »Und hier ist Ihr Zimmer.«
    Sie spähte in einen winzig kleinen Raum. Eine Couch stand an der Wand. Ein wuchtiger Schreibtisch nahm die restliche Fläche ein sowie ein Bücherregal vollgestopft mit Bildbänden, Ordnern, Zeitschriften und Papieren, in ordentlichen Haufen gestapelt. Der Professor zuckte mit den Achseln, stellte die Flasche Wasser auf den Tisch und begann ein wenig Platz zu machen. »Tut mir leid, ich hatte nicht mit Besuch gerechnet.«
    Er klappte die Couch auf, reichte ihr ein Bettlaken, das er unter der Couch aus einem Kasten geholt hatte, genauso wie ein Kopfkissen, noch ein Laken und eine Wolldecke. Hanna stellte Tasche und Rucksack ab und half ihrem Gastgeber.
    »Schlafen Sie gut. Und keine Sorge, Johanna, oder bevorzugen Sie Hanna? Sie sind hier sicher«
    Es war seltsam ihren Namen aus seinem Mund zu hören.
    »Hanna.«
    »Also gut, dann Hanna.«
    »Wie lautet Ihr Vorname?«
    Er lächelte. »Giacomo.«
    »Danke, dass ich hier schlafen darf, Giacomo.«
    »No ci sono problemi.«
    Ihr Blick glitt von dem Professor zum Schreibtisch und blieb an einem Porträt hängen. »Wer ist das?«
    Er folgte ihrem Blick. »Beatrice Cenzi.«
    »Beatrice Cenzi?« Sie stand auf, trat einen Schritt näher heran. »Die Beatrice Cenzi?« Ein junges, fast kindliches Gesicht. Mit einem traurigen Zug um die Augen, rötlichen Locken, die aus einem weißen turbanartigen Kopftuch hervorschauten. Eine feine kleine Nase. So jung.
    »Sie kennen die Geschichte?«
    Hanna nickte. »Warum hängt sie über ihrem Schreibtisch?«
    »Es ist ein Familienerbstück.«
    Es dauerte, bis seine Worte in Hannas Verstand eindrangen und einen Sinn ergaben. Verblüfft drehte sie sich um, doch da war sie bereits allein. Ihr Blick ging zurück zu dem Porträt. Ein Mädchen, das vom Vater missbraucht

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