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Hannas Entscheidung

Hannas Entscheidung

Titel: Hannas Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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dem die schwarz-grauen Bartstoppeln ein verwegenes Aussehen gaben. Er bemerkte ihren Blick, grinste und fuhr sich mit der Hand über sein Kinn.
    »Scusi, hatte noch keine Lust mich zu rasieren.«
    »Was hat Sie wachgehalten?«
    »Ihr Onkel.«
    »Er war hier?«
    »Nein, ich war bei ihm.«
    »Sie haben mich hier allein gelassen?«
    Sichtlich empört von ihren Worten sah er sie an. »Nein, es waren zwei Wächter da.«
    »Zwei Wächter?«
    Mit seiner Hand machte er eine wegwerfende Bewegung. »Egal. Sie waren jedenfalls nicht allein.«
    »Ein Cenzi und die katholische Kirche.«
    »Ja, eine Zusammensetzung, die Zündstoff enthält, nicht wahr?«, grinsend kniff er ihr ein Auge, »aber sie vergessen, dass ich Bartoli heiße, nicht Cenzi.«
    »Und das heißt?«
    »Das ich noch andere Vorfahren habe.« Er sah auf seine Uhr. »Ich soll Sie um zehn in die Engelsburg bringen, wollen Sie noch duschen?«
    »Ja. Was ist mit meinen Sachen?«
    »Können Sie erst mal hier lassen.«
     
    Durch die Fenster suchten sich die Sonnenstrahlen einen Weg in den Raum. Hanna konnte den Staub darin tanzen sehen. Giacomo hatte sie allein gelassen, dafür erschien eine Frau in einem schwarzen Kleid mit einem Tablett, auf dem sich Tee befand. Hanna setzte sich auf die Couch und schenkte sich eine Tasse ein. Während sie das heiße Getränk in kleinen Schlucken trank, ging sie im Kopf durch, was sie bereits wusste. Ihr Onkel hatte herausgefunden, dass sie noch lebte. Er hatte sie zu sich nach Rom geholt, ohne ihr zu verraten, dass er dahinter steckte. Stattdessen hatte er sie mit einem kirchlichen Projekt geködert. Sie hatte noch nicht mal geahnt, dass er für die Restaurierung der römischen Kirchen verantwortlich war. Er wusste von Ben. Woher? Dann fiel der Groschen in ihrem Kopf. Die Überwachungskamera bei dem Brunnen auf dem Petersplatz und hier in der Engelsburg. Hatte er wirklich die Frechheit besessen, sein Patenkind auszuspionieren? Und wieso durfte er dafür die Technik des Vatikans benutzen? Sie hatte sich nie gefragt, welche Stellung er in der Kirche einnahm. Vielleicht sollte sie das ändern.
    Sie stand auf und sah sich den Raum genauer an. Ein kristallener Lüster hing von der Decke. An den Wänden gab es kunstvoll geschmiedete Leuchten, die die Wände am gestrigen Abend indirekt beleuchtet hatten. Viele Möglichkeiten also, um kleine Kameras anzubringen.
    »Keine Sorge, du wirst weder überwacht, noch gefilmt.«
    Erschrocken wandte sie sich um. Er stand in der Tür mit einer Aktentasche in der Hand. »Ah, wie ich sehe, war Signora Giovanna so lieb und hat uns bereits Tee gebracht. Du siehst müde aus, mein Kind.« Langsam ging er zur Couch, setzte sich und stellte die Tasche ab.
    »Ich habe schlecht geschlafen.«
    »Komm, setz dich zu mir.«
    Hanna setzte sich zu ihm auf die Couch und nahm ihre Tasse in die Hand. »Sind wir auf den Videos vom Petersplatz?«
    Er lachte. »Deshalb deine Inspektion des Raums. Und ich dachte schon, du hättest angefangen, Dan Brown zu lesen. Ich hätte wissen müssen, dass du dafür nicht lange brauchst. – Ja.«
    »Ist uns jemand gefolgt?«
    Er nickte. »Ja.«
    »Wie lange?«
    »Die ganze Nacht.«
    Sie schwieg, trank die Tasse leer. Nichts hatten sie bemerkt. Weder sie noch Ben. Gut, er war krank gewesen, aber sie –.
    »Unsere Leute sind hervorragend ausgebildet.«
    »Das ist die Polizei auch.«
    »Du bist böse auf mich.«
    »Nein, auf mich.«
    »Du hast die Männer von der FoEI bemerkt«, versuchte ihr Onkel sie aufzuheitern.
    »Ja, die FoEI. Wo waren wir gestern stehen geblieben?«
    »Major Ben Wahlstrom.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Du hast gesagt, ich müsste eine Entscheidung treffen.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Was für eine?«
    »Ob du ein drittes Leben beginnen möchtest oder deines zurückhaben willst.« Er bremste ihre Antwort mit der Hand ab. »Warte, wir sind nicht die Polizei. Wir haben kein Zeugenschutzprogramm, und das bedeutet, wenn du dich für ein neues Leben entscheidest, wirst du verschwinden und nie wieder auftauchen.« Der Kardinal drehte an seinem Ring. »Möchtest du einen Rat von mir?«
    »Nein.«
    Er hob den Kopf, sah sie an. »Ich gebe ihn dir trotzdem. Wähle den ersten Weg.«
    Hanna wich seinem Blick nicht aus.
    »Du hast es verdient.«
    »Wie willst du mich verschwinden lassen?«
    Er lächelte. »Es gibt viele Ordensgemeinschaften und Orte, wo dich niemand finden wird.«
    »Darüber habe ich auch nachgedacht.« Sie sah ihm an, dass sie ihn damit überraschte. »Du

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