Hannas Entscheidung
gewesen. In Wahrheit sorgte Konstantin Wolff dafür, dass nichts von unseren Forschungen übrig blieb, und Angelika Winter machte das gleich auf der anderen Seite über die digitale Schiene.«
»Aber deine Korrespondenz mit Dr. Schneider befand sich in eurem System.«
Marie starrte sie an. »Du warst auf unserem System? Wie um alles in der Welt bist du da rein gekommen?«
Hanna holte tief Luft. Sie horchte in sich hinein und folgte ihrem Herzen. »Viktor Samuels.«
»Nein, unmöglich! Er gehört dazu – hat sich eine goldene Nase verdient.« Abrupt sprang Marie auf. »Verdammt! Du hast recht. Es gab einen Maulwurf im Unternehmen, den sie bewusst eingestellt haben. Besser einen, den sie kannten, als jemand Fremden. Das war diese Nina Schröder, die wenige Tage nach deinem Tod gefunden wurde. Mensch, wie blöd bin ich? Eine Frau – ein Mann.«
»Er war mein Freund.«
»Was ihn nicht daran gehindert hat, sich von Armin kaufen zu lassen!«
»Wann?«
»Als du auf deiner ersten Tour mit Harry warst, schaute Viktor bei uns herein – suchte dich. Armin hatte ein Zugangsproblem bei seinem Computer, und Viktor löste das mal eben so nebenbei. So kam er an seinen Job.«
Hanna schüttelte den Kopf. »Er hat kein doppeltes Spiel gespielt, als er mir half, da bin ich ganz sicher.«
»Ihm hast du vertraut – mir nicht?«
»Ich habe dir vertraut, Marie. Ich habe zweimal versucht, mit dir zu reden, hast du vergessen?«, fauchte Hanna, »Das zweite Mal endete mit meinem Tod.«
»Du hast dich einwickeln lassen von diesem Soldaten – diesem Ben Wahlstrom«, giftete Marie zurück. »Meine Schwester, die seelische Jungfrau, die niemals einen Mann freiwillig in ihr Bett lässt – entjungfert von einem Soldaten, der keine Hemmungen hat, Menschen abzuknallen. Der Witz an sich!«
Hanna sprang auf und rannte zum Fenster, wo sie stehen blieb und ihren Oberkörper mit beiden Armen umschlang.
»Du hast ihm mehr vertraut als mir.« Die Stimme ihrer Schwester war mit Bitterkeit getränkt.
»Ihm verdanke ich, dass ich heute noch lebe. Wäre er nicht gewesen – ich wäre im Feuer umgekommen.« Sie drehte sich um, hob ihr T-Shirt an und zeigte auf die Narbe an ihrer Seite. »Oder verblutet. Das war dein Ex-Mann.«
Marie stand vom Sofa auf, kam zu ihr, strich mit ihren Fingern sanft über die Narbe. »Jetzt ist er tot.«
»Woher weißt du all das von Armin und diesem Wolff.«
»Konstantin Wolff lauerte mir eines Tages auf dem Friedhof auf. Er versuchte herauszufinden, was ich wusste. Heute, im Nachhinein, denke ich, er ist auf der Suche nach dir. Hoffte wohl, dass du irgendwann Kontakt mit mir aufnehmen würdest. Die Bodyguards kontrollieren jeden meiner Besucher, aber vor allem Besucherinnen. Und diese Aura von Wolff – gruselig. Als würdest du dem Tod selbst begegnen. Jedenfalls besuchte ich Lukas, weil ich noch eine Unterschrift von ihm brauchte, um das Haus verkaufen zu können. Mein Anwalt hatte da Mist gebaut. Ich habe ihn noch nie so ängstlich gesehen. Er erzählte mir, man habe zweimal versucht, ihn umzubringen, und er sei bereit auszupacken. Ich denke, das war seine Art von Beichte an diesem Tag. Vielleicht dachte er, ich würde ihm vergeben. Habe ich aber nicht. Jedenfalls warnte er mich vor Wolff. Er wusste nicht, dass ich längst mit diesem Typen Kontakt hatte. Er erzählte mir, dass er mal in dessen Unternehmen gearbeitet hat, was mir nun auch nicht weiterhilft, außer, dass ich jetzt sicher bin, dass für den Mann ein Menschenleben nichts wert ist. Solange er glaubt, dass ich das mache, was er und Armin von mir erwarten ...« Marie zuckte die Achseln. Sie ging zum Sofa zurück, setzte sich und vergrub ihren Kopf in ihren Armen. »Oh Hanna, was machen wir bloß? Wie kommen wir aus der ganzen Scheiße raus?«
Hanna setzte sich zu ihr, legte einen Arm um ihre Schwester. »Keine Sorge Marie, jetzt bin ich wieder da, und mir fällt etwas ein.«
Armin und Silvia, ging es ihr durch den Kopf – ein Paar, bevor ihre Mutter ihren Papa kennenlernte. »Marie, erzählst du mir Mamas Geschichte?«
13 Rückkehr
S eine Maschine aus Rom landete am Samstag gegen halb fünf Uhr nachmittags auf dem Flughafen Berlin Tegel. Ben hatte den Vormittag im vatikanischen Museum in Rom – und jede Sekunde davon in Gedanken mit Hanna – verbracht. Müde und erschöpft von den letzten Tagen beschloss er, direkt zu seiner Wohnung zu fahren. Morgen würde er seine Suche fortsetzen. Erst die Klamotten hochbringen, dann konnte er sich bei
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