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Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Titel: Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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lagen, von denen er sich gerade eines mit seinem Taschenmesser in den Mund schob. In dem Aschenbecher daneben qualmte eine halb gerauchte Zigarette vor sich hin. Der Mann stand auf und begann, sich die fettigen Hände an seinem Taschentuch abzuwischen, um den Besucher von oben bis unten abzutasten, doch dann erkannte er Kolnas und ließ ihn mit einer ruckartigen Kopfbewegung durch.
    Kolnas alias Kléber, der wirtschaftlich auf eigenen Füßen stand, traf sich nur noch selten mit den anderen. Er wanderte gern mit seiner Schüssel in der Küche seines Restaurants herum, um von allen Gerichten zu kosten, und hatte auf diese Weise in den letzten Jahren einiges an Gewicht zugelegt.
    Zigmas Milko, dünn und knochig wie eh und je, kam an die Tür der Kajüte und winkte ihn nach drinnen.
    Der Bootsbesitzer Vladis Grutas alias Victor Gustavson saß auf einem Ledersofa und ließ sich von einer Frau mit einem blauen Fleck auf der Wange pediküren. Sie machte einen verschüchterten Eindruck und war schon zu alt, um sich noch verkaufen zu lassen. Grutas blickte mit dem freundlichen, offenen Gesichtsausdruck auf, der häufig Zeichen eines aufbrausenden Naturells ist.
    Der Skipper spielte an einem Tisch in der Ecke mit einem beleibten, auf Unterarmen und Nacken tätowierten Kerl Karten. Der Tätowierte hieß Müller und hatte ehemals dem SS-Sonderkommando Dirlewanger für Vorbestrafte angehört. Grutas richtete kurz seine hellblauen Augen auf die beiden, worauf sie wortlos ihre Karten zusammenpackten und die Kajüte verließen.
    Kolnas vergeudete keine Zeit mit Begrüßungen.
    »Dortlichs Hundemarke war zwischen seine Zähne geklemmt. Erstklassiger, rostfreier deutscher Stahl. Nicht geschmolzen, nicht verbrannt. Das heißt, der Junge dürfte auch deine haben und meine und die von Milko und Grentz.«
    »Hast du Dortlich vor vier Jahren nicht gesagt, er soll das Jagdhaus gründlich durchsuchen?«, fragte Milko.
    »Wahrscheinlich hat er mit seiner Picknickgabel ein bisschen im Schutt herumgestochert, der faule Sack«, sagte Grutas. Er stieß die Frau, ohne sie auch nur ein einziges Mal anzusehen, mit dem Fuß von sich, worauf sie wie ein geprügelter Hund aus der Kajüte huschte.
    »Und wo steckt er jetzt, dieser kleine Giftzwerg, der Dortlich den Garaus gemacht hat?«, fragte Milko.
    Kolnas zuckte mit den Achseln. »Eigentlich studiert er in Paris. Keine Ahnung, wie er an das Visum gekommen ist. Jedenfalls ist es ihm gelungen, nach Litauen einzureisen. Ob er sich immer noch dort aufhält oder bereits wieder ausgereist ist, ließ sich bisher nicht in Erfahrung bringen. Sie wissen nicht, wo er ist.«
    »Und was ist, wenn er zur Polizei geht?«, fragte Milko.
    »Womit denn?«, entgegnete Grutas. »Mit Kindheitserinnerungen, Albträumen, alten Hundemarken?«
    »Dortlich könnte ihm erzählt haben, dass er immer bei mir angerufen hat, um mit dir Verbindung aufzunehmen«, sagte Kolnas.
    Grutas hob die Schultern. »Der Junge wird versuchen, uns ein bisschen auf die Nerven zu gehen.«
    Milko schnaubte. »Uns auf die Nerven zu gehen ? Ich würde sagen, Dortlich ist er ganz gewaltig auf die Nerven gegangen. Dürfte nicht gerade einfach gewesen sein, ihn zu erledigen. Wahrscheinlich hat er ihn von hinten in den Rücken geschossen.«
    »Iwanow ist mir einen Gefallen schuldig«, sagte Grutas.
    »Die Sicherheitsabteilung der sowjetischen Botschaft wird für uns herausfinden, wo unser kleiner Hannibal steckt, den Rest erledigen wir. Ihr braucht euch also keine Sorgen zu machen.«
    Irgendwo im Hausboot ertönten gedämpfte Schreie und das dumpfe Klatschen von Schlägen. Die Männer nahmen keine Notiz davon.
    »Svenka wird Dortlichs Platz einnehmen«, sagte Kolnas, um zu zeigen, dass er sich keine Sorgen machte.
    »Wollen wir das denn?«, fragte Milko.
    Kolnas zuckte mit den Achseln. »Uns bleibt wohl keine andere Wahl. Svenka arbeitet schon zwei Jahre mit Dortlich zusammen. Er hat unsere ganzen Sachen. Svenka ist jetzt unsere einzige Möglichkeit, um noch an die Bilder heranzukommen. Er kriegt die Deportierten zu sehen und kann diejenigen, die einen anständigen Eindruck machen, für die Displaced Persons Commission in Bremerhaven empfehlen. Und dort kommen wir dann ja an sie ran.«
    Aus Angst vor der Durchsetzung des Pleven-Planes, der eine Wiederbewaffnung Deutschlands bedeuten würde, führte Stalin in Osteuropa im Zuge umfangreicher Säuberungsaktionen Massendeportationen durch. Die wöchentlich verkehrenden Züge transportierten die wie Vieh

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