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Hans Heinz Ewers

Hans Heinz Ewers

Titel: Hans Heinz Ewers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geschichten des Grauens
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muß, ich habe es geschworen.“
    Dann sprang er in die Grube. Seine Hände krampften sich: „Heilige Mutter Gottes, gib mir die Kraft.“ Er hob die Axt und schwang sie hoch über dem Kopf, er schloß die Augen und ließ sie schwer niedersausen mit aller Wucht.
    Der Streich war gefehlt. Die Schneide schlug in das morsche Holz, zersplitterte, spaltete es zum Grunde.
    Und die Gräfin lächelte.
    Der alte Gärtner wandte sich; zögernd erst, dann immer schneller lief er davon. Der andere Bursche folgte ihm auf dem Fuße. Jan Olieslagers sah ihnen nach, dann ging auch er, langsam, Schritt für Schritt, dem Schlosse zu. Graf Vincenz d’Ault-Onival war allein. Er zögerte, wollte schreien, rufen nach den anderen. Aber irgend etwas verschloß ihm die Lippen.
    Und die Sonne sank und sank – sie rief ihm zu – er hörte sie rufen.
    Und die Gräfin zu seinen Füßen lächelte.
    Aber es war dieses Lächeln, das ihm die Kraft gab. Er kniete nieder und nahm das Messer von der Erde. Seine Hand zitterte, aber er stieß zu, stieß zu, in den Hals, den er so liebte, über alles liebte in dieser Welt.
    Da war es, als ob eine Befreiung über ihn käme und ein großes Lachen. Er lachte so laut, so kreischend hinein in den stillen Abend, daß die Zweige der Birken zitterten, sich hin und her wanden in tödlicher Angst. Es war, als ob sie seufzten und schluchzten, sich wegsehnten von diesem gräßlichen Orte. Und sie konnten doch nicht, mußten bleiben, mußten sehen und hören, festgehalten von mächtigen Wurzeln – Jan Olieslagers blieb stehen, dort am Weiher. Er hörte dieses Lachen und Lachen, das kein Ende nahm, hörte die Axt fallen und spalten und das Messer knirschen. Er wollte weiter, aber es hielt ihn fest, unwiderstehlich fest, als ob er angewurzelt sei wie die Birken. Sein Gehör schärfte sich ins Unglaubliche, und durch das laute Lachen hindurch glaubte er zu hören, wie die Knochen krachten, wie die Sehnen sprangen und die Muskeln rissen –
    Aber dazwischen – ein anderer Ton. Leicht, silberhell, wie von Frauenlippen. Was war es nur?
    Jetzt wieder – und jetzt – – das war schlimmer als die Schläge der Axt, schlimmer als das wahnsinnige Gelächter des Grafen.
    Es kam wieder und wieder – öfter und deutlicher – – was war es nur?
    Und dann, plötzlich, wußte er es: – – die Gräfin lachte.
    Er schrie auf, sprang in die Büsche. Er steckte die Finger in die Ohren, öffnete den Mund und lachte halblaut, um jedes andere Geräusch zu ersticken. So hockte er da wie ein angeschossenes Wild, wagte es nicht, diese tierischen Töne zu lassen, wagte nicht die Hände vom Kopfe zu nehmen. Riß die Augen weit auf, starrte hinaus auf den Weg, auf die Treppe, auf die offene Tür der Kapelle – –
    Regungslos, unbeweglich.
    Er wartete, atemlos; aber er wußte wohl, diese Angst mußte einmal ein Ende nehmen. Wenn sich hinten die letzten Schatten im Dunkel der Ulmen verloren – wenn die Sonne, endlich, gesunken war – –
    Länger und immer länger wurden die Schatten, er sah sie wachsen. Und mit ihnen wuchs sein Mut. Dann wagte er es: Er schloß die Lippen. Nichts hörte er. Er ließ die Arme sinken. Nichts.
    Still, alles ganz still. Aber noch blieb er stehen, wartete in den bergenden Zweigen. Da hörte er Schritte. Nah und näher – dicht zur Seite.
    Und er sah, in dem letzten tiefleuchtenden Rot der sinkenden Sonne, den Grafen Vincenz d’Ault-Onival gehen. Er lachte nicht mehr, aber auf seinem starren Gesicht lag ein einziges, über die Maßen zufriedenes Grinsen. So, als habe er eben einen wundervollen, ungeheuren Witz gemacht.
    Mit starken festen Schritten schritt er über den Weg, in den hocherhobenen Armen die schwere, rote Urne. Trug in die Gruft seiner Väter die Reste seiner großen Liebe.

epub-Version erstellt im Januar 2013 von einem Schalke-Fan. Glück auf!
Grüße an SPIEGELBEST und die Hörspiel-Scene!

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