Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hansetochter

Hansetochter

Titel: Hansetochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weiß
Vom Netzwerk:
gehen, wenn du willst. Ich habe einen Hof an der See. Ich kann Hilfe gut gebrauchen. Du bist doch tüchtig, oder?«
    Gesche nickte eifrig. »Sehr tüchtig. Ich bin sehr tüchtig, Herrin. Wenn ich nur fort von hier kann!«, sagte sie. Ihre Augen hatten einen flehenden Ausdruck angenommen.
    »So komm morgen bei Sonnenaufgang in die Alfstraße.«
    Henrike sah ihre Tante überrascht an. Morgen schon würde sie abreisen? Konnte sie nicht noch bleiben, ein paar Tage nur?
    Asta blickte ihre Nichte entschuldigend an. »Ich werde hier nicht länger geduldet. Wenn Nikolas das Haus verlässt, muss auch ich gehen. Das hat dein Onkel so bestimmt.«
    ~~~
    Henrike hatte Zweifel und Fragen, so viele Fragen. »Tante und Onkel wird es nicht gefallen, wenn ich meine Nase ins Geschäft stecke. Und Telse   ...«, sagte sie, als Asta in der Kammer ihre wenigen Habseligkeiten zusammenpackte.
    Astas Blick war so gelassen und wissend, dass Henrike sich mehr denn je an den Anblick einer weisen Eule erinnert fühlte.
    »Du darfst nicht vergessen, dass Neid im Spiel sein dürfte. Deine Base kann mit keiner so großen Mitgift rechnen wie du. Hartwig ist klamm, wie immer.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Henrike.
    »Er hatte noch nie ein gutes Händchen fürs Geld. Selbst deine Tante hat er vor allem wegen ihrer Mitgift genommen, obgleich sie schon einen Sohn hatte.«
    Henrike war fassungslos. »Nikolas ist   ...«
    »... nicht Hartwigs Sohn. Wusstest du das etwa nicht?« Asta war für einen Moment verblüfft. »Wie auch immer: Ich habe mich umgehört, auch in letzter Zeit ist Hartwig nur so eben über die Runden gekommen. Sei also nicht so streng mit Telse, du wirst sie noch brauchen. Sie kann dir in mancher Situation Schutz bieten.« Sie band den Beutel mit ihren Kräutern an den Gürtel. »Ilsebe und Hartwig sind zumindest nicht bösartig, denke ich. Wenn du ihnen aus dem Weg gehst, wirst du schon klarkommen.«
    »Aber wo soll ich anfangen? Wie soll ich vorgehen?«
    »Du musst dir erst einen Überblick verschaffen, musst herausfinden, ob alles mit rechten Dingen zugeht. Simon wird dir helfen. Auch Jost kennt die Geschäftsbücher deines Vaters. Um andere Angelegenheiten werde ich mich kümmern.«
    »Was hast du vor?«
    »Ich werde herausfinden, wer den Überfall verübt hat. Du hast erzählt, du hättest einen der Angreifer mit der Fackel verbrannt. Das dürfte noch Tage später zu sehen gewesen sein. Und die Handlanger werden mich zu ihrem Auftraggeber führen. Ich will Gerechtigkeit. Und ich will, das wir uns wieder sicher fühlen können.«
    Henrike nahm die Hand ihrer Tante, Sorgen überfielen sie. »Sei bitte vorsichtig«, sagte sie.
    »Das bin ich«, versicherte Asta ihr.
    Henrike holte ihr blaues Kleid aus der Kiste, das Katrine so gut gefallen hatte. »Grüße mir Katrine. Bring ihr dieses Kleid, es ist ein Geschenk. Sag ihr: damit sie anständig gekleidet ist, wenn sie mich bald besuchen kommt. Sie wird es verstehen. Dann kann sie auch noch ein paar von ihren wunderbaren Gürteln mitbringen«, schloss sie, bei der Erinnerung an ihre Freundin lächelnd.
    »Ja, diese Anerkennung wird sie freuen.« Astas Mundwinkel deuteten zwar ein Lächeln an, es war aber nicht zu übersehen, dass auch sie besorgt war.
    ~~~
    Simon war aufgestanden, obgleich ihm noch schwindelte und sein Gehör noch immer nicht gänzlich wiederhergestellt war. Ilsebe Vresdorp verabschiedete sich so knapp von Asta, dass man es nur mit gutem Willen noch als höflich bezeichnen konnte. Gleich darauf forderte sie die Geschwister auf, bei der Hausarbeit zu helfen. Die Stube müsse gefegt werden   – und zwar jetzt gleich. Henrike und Simon sahen einander an. Bei ihrem Vaterhatten sie nie derart niedere Arbeiten verrichten müssen. Trotzig begleiteten sie Asta erst einmal hinaus. Hem, der Knecht, hatte den Schlitten bereits vor der Tür bereitgestellt. Der Frost hatte den Matsch mit einer harten Kruste überzogen, über die sich bereits eine neue Schicht Schnee gelegt hatte. Es würde eine ruppige Fahrt werden, um die Henrike Asta nicht beneidete.
    »Henrike! Simon!«, rief Tante Ilsebe streng aus der Diele.
    Da kam endlich die Magd Gesche angelaufen, in der Hand ein kleines Bündel. Asta schickte sie zu Hem auf den Kutschbock.
    »Simon! Henrike!« Der Ruf war lauter geworden. »Ihr ungehorsamen Kinder! Kommt sofort!« Ilsebe stand nun in der Tür. Ungläubig hielt sie ihre Augen auf Gesche gerichtet.
    Asta drückte Simon an sich, dann schloss sie noch einmal Henrike

Weitere Kostenlose Bücher