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Hansetochter

Hansetochter

Titel: Hansetochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weiß
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verstärken.«
    Henrike hörte ebenso gebannt wie besorgt zu. Wie gut Adrian sich auskannte! Auch schien es ihm nichts auszumachen, ihnen alles zu erklären.
    »Aber wäre ein Krieg nicht noch schlimmer?«, wollte Henrike wissen.
    »Sicher. Sollte ein Krieg ausbrechen, wäre die Lage auf den Meeren noch gefährlicher. Deshalb wollen viele Kaufleute ihre Geschäfte in diesem Frühjahr so rasch wie möglich hinter sich bringen.« Adrian kam schließlich auf den Grund ihres Besuches zu sprechen. »Wo wir gerade dabei sind: Ihr seid doch gekommen, um über die Geschäfte zwischen Eurem Vater und mir zu reden, oder nicht?«, fragte er.
    Jetzt war die Gelegenheit! Henrike nahm all ihren Mut zusammen. »Ich wollte Euch noch für meine Vorwürfe nach Vaters Tod um Entschuldigung bitten. Es stand mir nicht zu, so zu urteilen   ... und meine Einschätzung war auch falsch«, gestand sie ein.
    Adrian Vanderen nahm ihre Bemerkung mit einem Neigen seines Kopfes hin. Sie wünschte, er hätte etwas dazu gesagt, doch er beschränkte sich darauf, die geschäftliche Beziehung zu ihrem Vater zu schildern.
    »Ich habe Euren Vater vor einigen Jahren kennengelernt. Wir haben klein angefangen: Ich habe ihm einige Pelze abgekauft, er mir einige Tuche. Später dann habe ich ihm beispielsweise Tuche geliefert, die er in Reval, Riga oder Nowgorod verkaufte. Im Gegenzug hat er für das eingenommene Geld Pelze oder Wachs in meinem Auftrag gekauft. Ein Geschäft Zug um Zug gewissermaßen. Wir hatten eine Handelsgesellschaft, in die jeder gleich viel Geld hineingab und in der beide Seiten zum Handel berechtigt waren. Zuletzt hatten wir aber auch eine Selshop, vermutlich war es das, auf das die böswilligen Gerüchte abzielten. Für den Kauf von Baiensalz, dem Salz aus der Bucht von Bourgneuf, haben wir eine Gesellschaft gegründet, zu der Euer Vater mehr Geld beisteuerte, die ich aber führte.«
    Henrike blickte nachdenklich über das Deck. Es war frisch gereinigt und gewachst, dennoch waren die Schemen dunkler Flecken darauf noch gut zu erkennen.
    »Jemand, der von Eurem Handel nichts wusste, hätte also denken können, dass Ihr Schulden bei ihm habt«, hielt sie fest. »Aber warum kaufte Vater Baiensalz? Er hatte doch Anteile an der Lüneburger Saline? Schadete er sich damit nicht selbst?«
    »Salz ist nicht gleich Salz«, sagte Adrian. Man unterschied je nach Siedezeit Winter- und Sommersalz, Schiffsalz und Seesalz, das wusste Henrike auch. »Es wird mehr Salz benötigt, als die Salinen in Lüneburg und Oldesloe liefern können. Durch die kriegerischen Auseinandersetzungen um Lüneburg ist zudemder Handel beeinträchtigt. Die Salzstraße ist nicht sicher derzeit. Das Lüneburger Salz hat den feinsten Geschmack. Aber dem Baiensalz gehört die Zukunft   – ob es manchen Händlern nun passt oder nicht. Es wird in größeren Mengen gewonnen und ist daher einfach günstiger.«
    Dafür, dass er nicht aus Lübeck war, kannte er sich in den hiesigen Verhältnissen gut aus, dachte Henrike anerkennend. Dennoch dürften viele Lübecker Salzhändler nicht gerade angetan von der Konkurrenz durch das französische Salz sein.
    Inzwischen kraxelten einige Männer den Mast empor, befestigten geschickt Seile daran und richteten den Mastkorb. Simon sah ihnen bewundernd zu, während Henrike Adrian erneut ansprach.
    »Was wird nun aus all diesen Gesellschaften? Was ist mit Vaters Geld, das er dort hineingegeben hat?« Sie wagte kaum, Adrian bei dieser Frage anzuschauen, schließlich sprach auch aus ihr ein gewisses Misstrauen.
    Doch ihre Befürchtungen waren umsonst, Adrian Vanderen blieb gleichmütig ruhig, als er antwortete. »Einen Teil habe ich mit Eurem Onkel bereits abgerechnet, einen Teil noch nicht. Schließlich ist ein Schiff Eures Vaters mit meiner Ware verlorengegangen. Ich hoffe, dass Hartwig Vresdorp und ich uns bei der Abrechnung einig werden. Ich muss aber gestehen, dass ich daran meine Zweifel habe. Er ist   ...«
    »... etwas schwierig«, vervollständigte Henrike den Satz.
    Adrian Vanderen lächelte sie vorsichtig an. »So kann man es auch sagen. Der Handel mit dem Baiensalz steht übrigens noch aus. Ich möchte es dem Deutschen Orden verkaufen und habe es zunächst eingelagert. Ihr werdet bekommen, was Euch zusteht, das verspreche ich.«
    Henrike nahm sich ein Herz. »Daran habe ich keinen Zweifel«, versicherte sie.
    Er sah ihr tief in die Augen, und Henrike wurde ganz heiß.Ihr Blick flackerte irritiert wieder zu den Flecken auf Deck. Als

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